Das Multiversum 1 Zeit
hat.«
»Die Ausrüstung war in vierundzwanzig Stunden hier und zwölf Stunden später aufgebaut und betriebsbereit.«
»Sagen Sie mir, wofür das dient.«
»Es ist eine Fabrik. Wie wir es uns gedacht haben. Hier werden Quark-Nuggets produziert, Tröpfchen aus Quarkmaterie. Die Kinder fangen Neutronen ein und; züchten positiv geladene Nuggets.«
Er wies auf den Originalkäfig mit dem Kugelblitz. »Die große Mutter dort drin erzeugt ›Ableger‹. Wir kennen aber die Abläufe nicht. Wir glaubten, für die Erzeugung von Quark-Nuggets müsste man in einem Teilchenbeschleuniger schwere Atome fast mit Lichtgeschwindigkeit kollidieren lassen.«
»Offensichtlich nicht«, sagte Maura. »Wie klein ist klein?«
»Die Größe eines Atomkerns. Die Nuggets werden aus dem Kä-
fig gesprüht und passieren das Magnetspektrometer – den Kasten dort drüben –, wo ein Magnetfeld sie von anderen Teilchen trennt.
Wir haben Cerenkov-Strahlendetektoren und Geschwindigkeits-messer, um die Nuggets zu identifizieren. Dann laufen die Nuggets durch diese Vorrichtung …« – eine lange kantige Röhre – »bei der es sich um einen linearen elektrostatischen Verlangsamer handelt. Zumindest glauben wir, dass es einer ist. Die Kinder haben 462
ihn modifiziert. Die Quark-Nuggets verlassen den Käfig mit relativistischen Geschwindigkeiten, und der Verlangsamer …«
»Bremst sie ab.«
»Richtig. Dann dringen die Nuggets in den Torus ein, den gro-
ßen Kringel dort drüben. Er ist mit schwerem Wasser gefüllt: Wasser, das mit Deuterium versetzt ist – schwerem Wasserstoff. Den Quark-Nuggets werden Protonen zugeführt, damit sie die positive Ladung beibehalten. Das ist wichtig, weil ein negativ geladenes Nugget nämlich …«
»Eine Kettenreaktion auslösen würde. Ich erinnere mich.«
»Die Quark-Nuggets wandern zu einer weiteren magnetischen Flasche dort am Ende der Strecke weiter, wo sie durch die Absorp-tion von Neutronen wachsen. In diesem Prozess wird Energie in Form von Gammastrahlen freigesetzt.«
»Und auf diesem Prinzip würde ein Kraftwerk beruhen.«
»Maura, mit diesem Apparat wird bereits Energie gewonnen, nur noch nicht in einem nutzbaren Maßstab.«
Ein größeres Mädchen, dürr wie eine Giraffe, ging durch den Raum. Sie drehte sich unvermittelt um und schaute Maura an.
»Anna«, sagte Maura zu Dan.
»Genau. Und dort ist Tom Tybee.« Er war eins von den drei essenden Kindern.
»Wir geben ihnen zu essen?«
Dan musterte sie. »Natürlich tun wir das. Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, wo wir Kinder verhungern lassen. Außerdem gehört es zur Belagerungs-Psychologie. Die Seelenklempner hier versuchen den Dialog mit den Kindern aufrechtzuerhalten; das Essen, das sie ein paarmal täglich bekommen, ist ein Weg.
Und die Kinder bekommen, was sie wollen. Hamburger und Pom-mes, Limo und Süßigkeiten.«
»Nicht sehr gesund.«
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»Kein grünes Gemüse in Sicht. Aber man ist sich wohl einig, dass man die Mangelerscheinungen später noch beheben kann.« Er zeigte mit dem Finger. »Die Soldaten haben sogar eine chemische Toilette herangeschafft. Außerdem waschen die Kinder sich nicht oft. Und die Zähne putzen sie schon gar nicht … Das ist die Ab-machung. Diese Grenze überschreiten wir nicht.« Eine blaue Linie, unregelmäßig mit blauer Kreide gezogen, verlief über den geboh-nerten Boden. Sie erschien Maura wie ein kompletter Kreis, der sich um die Ausrüstung und die Stellung der Kinder zog. »Wir de-ponieren Essen und andere Dinge außerhalb des Kreises. Anna oder eins von den anderen Kindern holt es dann ab.«
»Was passiert, wenn wir die Linie übertreten?«
»Wir wissen es nicht. Die Affenköppe haben es noch nicht versucht. Sie wissen, was mit diesem Betreuer geschehen ist. Die Kugel aus der Zukunft.«
»Die Kinder müssen doch auch mal schlafen …«
»In Schichten.« Er wies auf die kleine Schar schlafender Gestalten. »Auch jetzt. Sie haben Wachen aufgestellt. Und sie bewegen sich in Gruppen. Es wäre unmöglich, sich einen zu schnappen, ohne dass andere es sehen und reagieren.« Er kratzte sich nachdenklich am Bart. »Ein paar Typen von der Militärhochschule analysieren gerade die Verhaltensmuster der Kinder. Sie sind hoch entwickelt. Sie verhalten sich wie eine Einheit – obwohl man nie hört, dass jemand Anweisungen geben oder die anderen anleiten würde.«
»Wie dann? Durch Telepathie?«
Dan zuckte die Achseln. »Sie sind alle superintelligent. Vielleicht kennen sie alle die
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