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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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echtes Handicap für einen Politiker.
    Deshalb hielt ich mich auch im Zentrum auf, als die Lage eska-lierte …
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    Dan Ystebo wartete am Sicherheitstor, als Maura ins Zentrum zu-rückging. Eine Woche nach dem Zwischenfall mit dem Quark-Nugget war die Grundschulfassade dieser Einrichtung eingerissen worden. Das meiste Personal, einschließlich Rektorin Reeve, war verschwunden. Die Sicherheitsmaßnahmen waren noch einmal verstärkt worden, und Maura hatte den Eindruck, als ob eine Militäreinheit um den Zaun und auf dem Gelände stationiert worden wä-
    re. Männer mit Gewehren und Schutzanzügen.
    Dan führte sie zügig zum Mittelpunkt der Anlage. Der Dicke wirkte zwar nervös, aber sie hatte trotzdem das Gefühl, dass er seinen lässigen Auftritt als angenehmen Kontrast zu den steifen Militärs betrachtete, die das Kommando übernommen hatten. Viele Zimmer waren geräumt und für militärische Zwecke umgestaltet worden und dienten nun als Waffenkammern, Funkräume und Befehlsstände. Hier und da lagen noch Spielsachen herum und hingen Kindergemälde an der Wand, die an das Leben und die Jugend erinnerten, die, wenn auch nur kurz und unter schlechten Vorzeichen, diese Ecke der Wüste von Nevada erfüllt hatten.
    »Ich habe Ihnen einen schriftlichen Bericht erstellt«, sagte Dan.
    »Ich kann ihn …«
    »Eine Zusammenfassung genügt.«
    »Die erste Phase der Räumungsaktion verlief nach Plan. Sofern diese Affen überhaupt einen Plan hatten …«
    Dan sagte, dass die meisten Kinder sofort aus dem Zentrum eva-kuiert worden wären. Aber ein harter Kern von etwa einem Dutzend hätte sich dem Umzug widersetzt und in einem der Laborräume verbarrikadiert. Und eins der Kinder war – wie hätte es auch anders sein sollen – der kleine Tom Tybee.
    Nach zwei Tagen war eine regelrechte Belagerungssituation eingetreten. Die Kommandeure wollten die Genehmigung für gewaltsame Maßnahmen einholen, und die ganze Sache drohte zu einem riesigen Schlamassel zu werden.
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    Sie gelangten zu einem Raum, der Maura bekannt vorkam. Es war das Physiklabor. Aber es hatte sich stark verändert.
    Es war viel größer, als sie es in Erinnerung hatte; offenbar hatte man ein paar Wände eingerissen. Und es war auch heller; die Decke war mit großen fluoreszenten Leuchten überzogen, die alles in ein hartes, farbloses Licht tauchten und ein perliges Glühen erzeugten.
    Der Raum war mit Soldaten und Personal in weißen Kitteln angefüllt, die Beobachtungen anstellten und Aufzeichnungen machten. Es stank nach Ozon und nach einer ekligen Mischung aus Schweiß, Fäkalien und Urin.
    Und die wissenschaftlichen Geräte für den Schulunterricht, die sie hier gesehen hatte, waren einer viel komplexeren Ausrüstung gewichen. Instrumente aller Art, von denen sie die wenigsten zu identifizieren vermochte, waren im ganzen Raum verteilt. Mit Klebeband befestigte Rohre und Kabel verliefen über den Boden.
    Das auffälligste Objekt war eine Art Torus, ein großer Metallring mit einem Durchmesser von vielleicht fünf Metern, der auf Holzböcken gelagert war. Röhren führten zu anderen Versuchsaufbauten; einer war der improvisierte Kugelblitz-Käfig, an den Maura sich von ihrem letzten Besuch erinnerte. Und da war auch ein neuer Käfig, eine Konstruktion aus Draht und Metallstäben, die aus der Mitte des Torus ragte.
    Doch wurde alles vom hellen Leuchten des Objekts im ersten Drahtkäfig überstrahlt: von der Kugelblitz-Anomalie, die noch immer in ihrem Gehäuse tanzte. Das Licht war unirdisch hell und warf Schatten, die nicht einmal von den starken Leuchten an der Decke überblendet wurden.
    Und durch diesen Dschungel aus Ausrüstungsgegenständen schlichen die Kinder.
    Sie bewegten sich vorsichtig und trugen mit kindlich unsicherem Gang Gerätschaften hin und her. Drei von ihnen saßen, von wei-461
    ßen Ausrüstungskästen umgeben, auf dem Boden und aßen etwas, das wie Hamburger aussah. In einer Ecke hatten ein paar Kinder sich zusammengerollt und schliefen. Ein Kind, ein dunkles kleines Mädchen, hatte den Daumen im Mund. Alle waren mit etwas bekleidet, das wie Schlafanzüge beziehungsweise Nachthemden aussah, aber ohne Strümpfe und Schuhe. Die Pyjamas waren schmutzig, manche auch zerrissen, aber auf alle waren fein säuberlich blaue Kreise gestickt.
    Maura hatte den Eindruck, dass die Kinder krank aussahen, aber vielleicht lag das auch nur am harten, fluoreszenten Licht.
    »Ich nehme an«, sagte sie zu Dan, »dass sie bekommen haben, was Anna verlangt

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