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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Raumtemperatur und Luftzusammensetzung, die elektromagnetischen Felder und die Teilchen maßen, die im umgebauten Physiklabor umherflitzten – all dem schenkte niemand mehr Be-achtung. Jeder beobachtete die Softscreens, die Außenaufnahmen des Zentrums, die Kinder in ihrem Käfig.
    … Und dann kam der Moment, unerwartet und lautlos.
    Ein gleißendes Licht leuchtete auf.
    Dann war es, als ob eine riesige Metallkugel vom Himmel gefallen wäre. Das Zentrum – die Gebäude, das schmucklose Wohnheim, der Zaun, ein paar zurückgelassene Fahrzeuge – schienen zu expandieren und flogen auseinander, bevor sie verschwanden und ihre Form nur noch Erinnerung war. Eine Welle lief über den Boden, der Staub wallte in gleichmäßigen konzentrischen Kreisen auf, und Maura hatte den Eindruck, dass die Luft wie eine mon-473
    ströse Plasmakugel flimmerte. Und dann stieg die auseinander gerissene Luft auf.
    Der Sensor brannte aus. Auf den Bildschirmen war nur noch Grieseln zu sehen, und der Bunker verwandelte sich in eine von der Welt abgeschnittene elektronische Höhle.
    Der Bunker war gut geschützt. Sie spürte kaum die Wellen aus Hitze und Schall und Licht und turbulenter Luft, die über den Bunker hinwegrasten.
    »Eine Rucksack-Atombombe«, sagte sie zu Dan Ystebo.
    »Hübsche Bezeichnung.«
    »Ungefähr eine Kilotonne. Sie wurde schon vor Wochen im Fundament platziert…«
    Eine wandmontierte Softscreen erwachte wieder zum Leben und zeigte ein körniges Bild.
    Es war eine Abbildung des Zentrums. Oder vielmehr des Lochs in der Erde, wo das Zentrum gestanden hatte. Eine Art Fata Mor-gana, der Stiel eines Wolkenpilzes …
    Die Kamera holte das Bild nah heran. Etwas löste sich vom Ansatz der Wolke. Es war hart, rund und glänzte silbrig wie ein Quecksilbertropfen. Es war nicht möglich, seine Größe zu schätzen.
    Es herrschte Totenstille im Bunker, und das silberne Licht des Tropfens spiegelte sich in hundert starrenden Augen.
    Der Tropfen schien für einen Moment reglos zu verharren. Und dann schoss er wie ein silbernes Phantom himmelwärts; zu schnell, als dass die Kameras ihm zu folgen vermocht hätten.
    »Ich frage mich, wohin sie gehen«, sagte Dan.
    »Zum Unterlauf natürlich«, sagte sie. »Ich hoffe …«
    »Ja?«
    »Ich hoffe, dass sie es verstehen werden.«
    Der Wolkenpilz schob sich vor die Sonne.
474
Emma Stoney:
    … Und auf Cruithne schickte Emma sich an, ein exotisches Artefakt zu erforschen.
    Die ständig wechselnden Lichtverhältnisse, das langsame Kreisen der Sterne und ihr schrumpfender Schatten verliehen dem Ort ei-ne surreale Anmutung. Nichts schien Bestand zu haben; es war, als ob Krater, Staub und Personen im Wechsel kleiner und größer wurden, ihr entgegenkamen und sich von ihr entfernten, als ob Raum und Zeit sich auflösten.
    Wie sie hier auf der komplexen Asteroidenoberfläche stand, erschien die Vorstellung ihr gar nicht mehr so seltsam, dass der ›leere‹ Raum um sie herum von Myriaden unsichtbarer und immate-rieller Neutrinos wimmelte, die sie wie ein Geister-Regen durch-drangen. Wenn sie überhaupt irgendwo Echos aus der Zukunft hö-
    ren würde, sagte sie sich, dann wäre es hier.
    Aber nichts schien real. Es erschien ihr falsch, dass sie hier war; sie fühlte sich wie ein Schatten, geworfen von der echten Emma Stoney aus Fleisch und Blut, die wahrscheinlich in New York oder Vegas oder Washington in einem Büro saß und noch immer versuchte, bei Bootstrap zu retten, was zu retten war.
    Plötzlich ertönte Malenfants Stimme im Kopfhörer. Mit lauter Stimme gab er ihr hilfreiche Anweisungen: »Ihr müsst darauf achten, dass ihr immer von mindestens zwei Leinen gesichert seid.
    Habt ihr das alle verstanden? Emma, Cornelius, Michael?«
    Einer nach dem andern antwortete – sogar Michael in seiner syn-thetischen Computerstimme. Ja. Ich passe schon auf.
    »Machen wir weiter«, murmelte Cornelius.
    Malenfant führte sie zu einem Paar Führungsleinen. Sie bestanden aus gelbem Nylon und waren von den Feuerkäfern im Boden verankert worden. Als Emma geradeaus schaute, sah sie, dass die Leinen sich über den engen, schroffen Horizont des Asteroiden 475
    hinweg schlängelten. »Klinkt euch in die Führungsleinen ein«, sagte Malenfant. »Wir haben das mit den Krokodilklemmen geübt; ihr wisst, wie es geht. Dann erst hängt ihr euch von den Leinen aus der Kuppel ab. Immer daran denken, dass ihr mit mindestens zwei Leinen gesichert seid …«
    Emma stellte sich auf die Fußspitzen, kippte und ließ sich

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