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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dieser Daten ignorierte. »Ich habe hier ein Gravitations-Gradiometer. Ich registriere seltsame Verzerrungen des örtlichen Schwerefelds, die … Ich muss eine Art Gravitations-Belas-tungsmesser zusammenschalten, der mir mehr Aufschlüsse gibt.«
    Er nuschelte sich noch etwas in den Bart und tippte mit behandschuhten Fingern ungelenk auf der Softscreen herum.
    Malenfant verstand kein Wort. Er hatte das Gefühl, dass Cornelius hier auch keine große Hilfe wäre.
    Er ging zur Mitte des Reifs zurück. Diese Schicht aus lautloser Dunkelheit war eine Herausforderung.
    Plötzlich kam die Sonne hinter einem Hügel zur Linken hervor, und sie wurden wieder vom Licht des viertelstündigen Cruithne-Tags beschienen. Sein Schatten wanderte über den mit glitzerndem Geröll übersäten Boden nach rechts aus und verjüngte sich.
    Das Sonnenlicht dämpfte das unheimliche blaue Glühen des Reifs. Wo das Licht aber aufs dunkle Innere des Reifs fiel, wurde es nicht reflektiert: kein Widerschein, kein einziger Funken.
    Er streckte die Hand mit nach vorn gerichteter Handfläche zur dunklen Oberfläche aus.
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    Nein.
    Michael war neben ihm. Das Kind streckte die Hand aus, packte Malenfants Arm und wollte ihn zurückziehen. Aber Michael war zu leicht; die Füße baumelten über dem Regolith, und die Leinen wickelten sich träge um ihn.
    Malenfant stellte ihn vorsichtig ab.
    Michael bückte sich und scharrte im Asteroidenboden. Dann richtete er sich mit schmutzigen Händen und Ärmeln wieder auf.
    Er hielt einen Stein in der Hand, einen unregelmäßig geformten Brekzien-Brocken von der Größe einer Walnuss. Er warf den Stein in den Reif.
    Er flog in einer geraden Linie, praktisch unbeeinflusst von Cruithnes schwacher Gravitation.
    Dann schien der Stein sich zu verlangsamen. Er wurde auch dunkler, und Malenfant hatte den Eindruck, dass er sich rötlich verfärbte, so als würde er von einem erlöschenden Licht angestrahlt.
    Der Stein verschwand.
    Michael schaute grinsend zu ihm auf.
    Malenfant tätschelte ihm den behelmten Kopf. »Du bist ein Wissenschaftler nach meinem Geschmack, Junge. Suchen wir den Stein.« Er ging zur anderen Seite des Artefakts hinüber. Die Leinen waren hinderlich, und das Ein-und Ausklinken kostete Zeit.
    Michaels Blick schweifte über den Boden vor dem Reif. Er grinste noch immer; so fröhlich war er seit dem Start von der Erde nicht gewesen. Mein Stein ist nicht mehr da.
    »Lieber Gott«, sagte Emma. »Genau wie damals, als der Feuerkä-
    fer durchgeflogen ist.«
    »Genau. Wenn man es aber mit eigenen Augen sieht, ist es wirklich unheimlich. Ich meine, wo ist der Stein jetzt?«
    Michael grub noch einen Stein aus dem Boden und warf ihn ins schwarze Loch. Der Stein wurde langsamer, färbte sich rot und 482
    verschwand. Diesmal hatte Malenfant den Eindruck, dass der Stein bei der Annäherung an die Fläche abgeplattet worden wäre …
    »Malenfant.«
    Er drehte sich um. Emma wies auf eine bestimmte Stelle am Boden.
    Die Oberfläche war aufgewühlt, vernarbt und mit Kratern übersät – aber das traf auch für die ganze Oberfläche des Asteroiden zu. Der Unterschied bestand darin, was in den Kratern lag.
    Fleischfetzen. Tote Kalmare. Die Leiber waren zerquetscht und zerrissen, vom Vakuum zersetzt und ausgetrocknet, die Lebenssäfte ins All entwichen.
    Er gab Leine und versuchte, sich ihr zu nähern.
    »Hier hat ein Krieg stattgefunden«, sagte Emma.
    »Oder eine Hinrichtung. Oder …«
    »Oder Selbstmord.« Er spürte, wie Emmas Hand sich in seine schob. »Es ist genau so wie zu Hause.«
    »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht sind das diejenigen, die das Artefakt erkundet haben.
    Die Sheenas. Oder vielleicht wurden sie vom Signal aus der Zukunft erfasst.«
    »Wie Michael und die anderen Kinder.«
    »Ja. Und die anderen fürchteten sie, fürchteten sich davor, was aus ihnen geworden war und brachten sie um.«
    Vielleicht hatten aber auch die Intelligenten gewonnen, sagte Malenfant sich. Er wusste nicht, welche Aussicht ihm größeres Unbehagen verursachte.
    »Was haben wir hier, Cornelius?«
    »Fragen Sie den Jungen«, blaffte Cornelius. »Er ist doch das intuitive Genie. Ich bin nur Mathematiker. Im Moment versuche ich Daten zu sammeln.«
    »Dann erzählen Sie mir eben etwas über Ihre Daten«, sagte Malenfant geduldig.
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    »Ich weiß nicht, was ich hier überhaupt messen soll. Also habe ich alles Mögliche mitgebracht. Ich habe Fotodetektoren für die Messung des Lichts, das von diesem Ding reflektiert wird und

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