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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sanft vornüber fallen. Es war, als ob sie in Sirup fallen würde. Die komplex strukturierte Oberfläche des Asteroiden kam auf ihr Helmvisier zu, und Reflexionen waberten über das goldene Visier.
    Sie sank mit den Handschuhen in den Regolith. Sie hörte ein leises Knirschen, wie von Schnee, als die Handschuhe in den Staub eindrangen.
    So nah war sie Cruithne noch nie gekommen.
    Spontan nahm sie den Überhandschuh ab, sodass die vom Hautanzug umhüllte Hand zum Vorschein kam. Sie sah sogar die Haut durch die kreisrunden Poren des orangefarbenen Spandex-Gewebes, die sie über sechzig Millionen Kilometer von der Erde entfernt dem Vakuum aussetzte. Die Hand schien zu kribbeln, was aber wohl eher am ungefilterten Sonnenlicht als am Vakuum lag.
    Sie stieß die halb nackte Hand in den Asteroidengrund. Die Oberfläche war heiß, aber der Regolith darunter war kühl und trocken. Sie spürte winzige scharfkantige Körner, die Ähnlichkeit mit Pulver hatten. Der Boden war sehr locker und wurde leicht verdichtet; er schien unter ihrem sanften Druck einzubrechen, und kleine Wölkchen wurden von ihren Fingern aufgewirbelt.
    Nachdem sie die Hand vielleicht fünfzehn Zentimeter tief in den Boden gestoßen hatte, traf sie auf Widerstand, als ob der Untergrund sich verdichtete. Ihre stochernden Finger ertasteten etwas Kleines und Hartes. Einen Stein. Sie schloss die Hand um ihn und zog ihn heraus. Er hatte eine komplexe, unregelmäßige Form und die Größe ihres Daumenknöchels. Sie sah, dass er aus mehreren Gesteinsarten bestand, die sich durch einen Zusammenstoß mit-476
    einander verbunden hatten. Es handelte sich um eine Brekzie, ver-dichteten Regolith, dessen Körner verkittet waren – vergleichbar mit Sandstein auf der Erde.
    Sie rollte den Stein zwischen den Fingern. Staub flockte auf die Haut. Sie genoss den elementaren körperlichen Kontakt, ein Fenster zur Wirklichkeit.
    Dann legte sie den Stein ins Loch zurück. Sie rieb die Finger aneinander, um den Staub zu entfernen, der am Handschuh des Hautanzugs haftete und streifte sich wieder den Überhandschuh über. Die von den Schichten des Kühl-und Meteoritenschutzanzuges umschmeichelte Hand kribbelte nach diesem Abenteuer.
    Als sie fertig waren und sich wie eine Seilschaft an den Leinen gesichert hatten, unterzog Malenfant sie einer kurzen Musterung.
    Dann ließ er sich auch an die Oberfläche zurückfallen. »Auf geht's!« Sprachs und kroch dem Horizont entgegen.
    Emma grub die behandschuhten Hände in den Regolith und zog sich über den Boden. Sie sah Michaels Füße vor sich und spürte, wie Cornelius hinter ihr die Nachhut bildete. Es war, als ob sie sich über Meeresboden bewegte; sie grub immer nur eine Hand in den Regolith und stieß sich hin und wieder vom Boden ab.
    Sie kamen schnell voran. Feuerkäfer eskortierten sie wie Phantome und krabbelten in einem Gewirr aus Felshaken und Leinen über die Oberfläche. Es war eine Expedition von sich mühenden Menschen und spinnenartigen Robotern.
    … Ihre Perspektive schien sich zu verändern, sodass sie nicht mehr über einem Meeresboden dahinzugleiten glaubte, sondern zu klettern und die Wand einer staubigen Klippe zu erklimmen.
    Doch diese Klippe wölbte sich ihr entgegen, und es war nichts unter ihr, das sie aufgefangen hätte.
    … Die Welt schien sich wieder zu drehen, und nun klebte sie wie eine Fliege an der Decke. Sie stieß die Hände tief in den Regolith.
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    Aber sie fand hier kein Widerlager für ihr Gewicht und war schon gar nicht imstande, sich flach ans Dach zu drücken. Das Herz hämmerte so laut, dass es in den Ohren schmerzte.
    Eine Hand packte sie an der Schulter.
    Sie wurde sich bewusst, dass es dunkel war. Ohne dass sie es bemerkt hätte, waren sie in den Schatten des Asteroiden gelangt. Sie hob das goldene Visier, und nun dräute Malenfant vor ihr wie ein dicker gespenstischer Schneemann. Sein Kopf wurde von Sternen umkreist. »Alles in Ordnung?«
    Sie prüfte ihre Befindlichkeit. Der Magen schien sich wieder beruhigt zu haben, und das Herz pochte auch nicht mehr so heftig.
    »Über dieses verdammte Gestein zu krauchen ist doch anstrengen-der, als ich es mir vorgestellt habe.«
    Sie schaute zurück. Cornelius hangelte sich hinter ihr an den Führungsleinen entlang und zappelte auf dem Regolith wie ein Fisch auf dem Trockenen. Trotz der Dunkelheit der kurzen Asteroiden-›Nacht‹ hob Cornelius nicht das Helmvisier.
    Malenfant grinste Emma an und machte vor dem Gesicht ein Seestern-Zeichen, ein Jux

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