Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
schwarzen Tupfen. Aus dem Leib sprossen elegante flügelartige Flossen.
    »Sepioteuthis sepioidea«, sagte Dan. »Der karibische Riff-Kalmar.
    Etwa so lang wie ein menschlicher Arm. Sehen Sie die Farbwech-sel? Das Licht fällt von oben ein; sie hat den Mantel unten heller gefärbt, um den Schatteneffekt zu neutralisieren. Sie macht sich quasi unsichtbar … Kalmare gehören wie alle Cephalopoden zum Phylum der Mollusken.«
    »Mollusken? Ich dachte, Mollusken hätten Füße.«
    »Die haben sie auch«, bestätigte Dan. »Aber beim Kalmar haben die Füße sich zu der Röhre hier entwickelt, die in den Mantel führt und zu den Armen und Tentakeln hier. Die Mantelhöhle enthält die Eingeweide – die Blutkreislauf-, Ausscheidungs-, Verdauungs-und Fortpflanzungssysteme. Und die Kiemen befinden sich auch dort; der Kalmar ›atmet‹, indem er Sauerstoff aus der Luft aufnimmt, die an den Kiemen vorbeistreicht. Und Sheena nutzt das Wasser, das durch die Mantelhöhle strömt, als ›Strahlantrieb‹, sie hat starke Ringmuskeln, die …«
    »Woher wissen Sie überhaupt, dass es Sheena ist?«
    Dan wies erneut auf die Abbildung. »Sehen Sie den Wulst zwischen den Augen, um den Oesophagus?«
    »Das ist ihr verstärktes Gehirn?«
    »Ein Kalmar hat einen anderen neuralen Schaltplan als wir.
    Sheena hat zwei mit Ganglien besetzte Nervenstränge, die wie Schienen durch den ganzen Körper verlaufen. Das vordere Ganglien-Paar wurde zu einem Konglomerat aus Lappen erweitert. Wir haben Sheena und ihre Großmütter gentechnisch verändert, um …«
    »Einen intelligenten Kalmar zu züchten.«
51
    »Ms. Della, Kalmare sind ›von Haus aus‹ intelligent. Sie sind Mollusken, Wirbellose, aber sie sind in funktionaler Hinsicht mit Fischen vergleichbar. Sie scheinen sich sogar vor langer Zeit – in der Kreidezeit – im Wettbewerb mit den Fischen entwickelt zu haben. Sie haben Sinne, die auf Licht, Geruch, Geschmack, Berührung, Schall – inklusive Infraschall –, Schwerkraft, Beschleunigung, vielleicht sogar Elektrizität basieren. Sehen Sie die Muster auf Sheenas Haut?«
    »Ja.«
    »Sie werden durch Chromatophoren erzeugt, Säcke mit Pigment-körnchen, die in Muskeln eingebettet sind. Die Chromatophoren unterliegen der Kontrolle des Bewusstseins; Sheena vermag sie nach Belieben zu öffnen und zu schließen. Die Pigmente sind schwarz, orange und gelb. Die Grundfarben, Blau und Violett, werden von passiven Zellen erzeugt, die wir als reflektierende … Ms.
    Della, Sheena ist in der Lage, ihre Hautmuster bewusst zu kontrollieren. Sie ist imstande, Streifen, Balken, Kreise, Ringe und Punkte zu erzeugen. Sie vermag die Farbkomposition sogar zu animieren.
    Die Haut des Mantels gleicht einer Netzhaut, die neurale Signale in Farbtöne umwandelt anstatt umgekehrt.«
    »Und diese Muster sind die Signale?«
    »Nicht nur die Hautmuster. Ein gegebenes Signal scheint aus einer Reihe von Komponenten zu bestehen: den Mustern, der Haut-textur – rau oder glatt, der Körperhaltung – der Stellung der Gliedmaßen, des Kopfs, des Rumpfs, der Flossen – und motorischen Komponenten – ob Sheena ruht, schwimmt, jagt, Tinte ausstößt.
    Es gibt vielleicht noch elektrische und akustische Komponenten, obwohl wir uns da nicht sicher sind.«
    »Ms. Della, wir haben bisher erst an der Oberfläche dieser Tiere gekratzt«, knurrte der Taucher. »Ganz zu schweigen von ihren Tiefsee-Verwandten. Bis vor ein paar Jahrzehnten haben wir nicht mehr getan, als zu schauen, was uns ins Netz ging. Wir hatten da-52
    für folgenden Vergleich geprägt: Als ob man Landtiere erforschen wollte, indem man von einem Ballon in den Wolken aus mit einem Schmetterlingsnetz hantiert.«
    »Und wozu benutzen sie diese schönen Signale?« fragte Maura.
    Dan seufzte. »Da sind wir uns auch nicht sicher. Sie jagen nicht im Verband. Sie gehen nachts allein auf die Jagd und schließen sich tagsüber zu Schulen zusammen. Die Kalmare verstecken sich nicht auf dem Meeresgrund wie Oktopusse; sie versammeln sich über Seegras-Betten, wo sie relativ sicher sind. Sie haben komplizierte Paarungs-Rituale. Und die Jungen scheinen von den Alten zu lernen. Sie stellen Wachen auf. Und das höchst effektiv; obwohl sie stündlich sechs bis sieben Begegnungen mit Raubfischen haben – darunter auch Barrakudas –, ist die Verlustrate bei den Kalmaren sehr gering.«
    »Aber eine Kalmar-Schule ist nicht mit einer menschlichen Gemeinschaft zu vergleichen. Sie spielen nicht und flirten nicht. Sie haben keine

Weitere Kostenlose Bücher