Das Multiversum 1 Zeit
wollen erreichen, dass Sheena selbst eine Stellung-nahme abgibt, die wir dann senden. Natürlich mit Übersetzung.
Falls etwas schief geht, hoffen wir, dass die Öffentlichkeit es als notwendiges Opfer akzeptiert.«
Maura grunzte skeptisch. »Beantworten Sie mir eine Frage«, sagte sie. »Würden Sie an ihrer Stelle fliegen?«
»Teufel, nein«, sagte er. »Aber ich bin auch nicht an ihrer Stelle.
Ms. Della, seit dem Moment, als sie geboren wurde, ist Sheena konsequent auf dieses Ziel hin ausgerichtet worden. Die Mission ist sozusagen ihr … ihr Lebenszweck.«
Düster betrachtete Maura den Kalmar namens Sheena, wie er mit seinen Kameraden in Formation umherstob.
Ich muss mal, sagte sie sich.
Sie wandte sich an Dan. »Wie kann ich … äh …«
Der alte Taucher reichte ihr eine Metallflasche mit einem gelben Etikett, auf dem ihr Name stand. »Ihr Persönliches Miktionsgefäß.
Willkommen im Raumfahrtprogramm, Ms. Della.«
58
Die Kalmar-Schule schloss plötzlich die Reihen und stob mit verblüffender Geschwindigkeit davon. Vielleicht hatten sie auf die Bedrohung durch einen Räuber reagiert, der nicht von der Kamera erfasst wurde. Sie übertrug die komplexe dreidimensionale Bewegung, bis die Tiere aus dem Blickfeld verschwunden waren.
Sheena 5:
Die Paarung begann.
Die Kalmare schwammen umeinander herum, wobei sie in fließ-
enden Übergängen neue Positionen in Raum und Zeit einnahmen: Ein Weibchen wurde von zwei, drei oder vier Männchen umgeben.
Sheena genoss den Tanz und die uralte, ausgefeilte Choreographie – auch wenn sie wusste, dass sie von der Paarung ausgeschlossen war: Das war ihr verwehrt, nachdem Bootstrap sie ausgewählt hatte.
Dan hatte es ihr erklärt.
… Doch nun hatte er es – trotz Dans Ermahnungen, trotz ihres erweiterten Bewusstseins auf sie abgesehen: das Killer-Männchen, dessen Tentakel durch ein scharfkantiges Metallstück amputiert worden war und das die Wunde stolz präsentierte.
Sie hätte davonschwimmen sollen. Aber er war schon neben ihr und schwamm synchron mit ihr. Sie floh über eine kurze Distanz, doch er verfolgte sie und stimmte jede Bewegung mit ihr ab.
Sie wusste, dass es falsch war. Und doch fand sie es unwiderstehlich.
Sie spürte, wie ein Muster über ihren Körper waberte, schwarz-weiß gescheckt mit weißen Tupfen. Es war eine einfache, uralte Botschaft. Wirb um mich.
Er schwamm näher heran.
59
Aber die anderen Männchen, die sie noch immer umkreisten, dachten nicht daran, aufzugeben. Der Jäger, ihr Männchen, stellte sich den Rivalen in den Weg – mit peitschenden Armen, dunklem Kopf und hellen Streifen auf dem Mantel. Verschwindet! Sie gehört mir! Das Männchen weigerte sich, den Rückzug anzutreten und passte sein Körpermuster dem des Jägers an. Da richtete der Jäger sich auf, bis die Flossen mit denen des Rivalen zusammenstießen, worauf dieser schließlich das Feld räumte.
Nun kehrte er zu ihr zurück. Sie sah, dass die ihr abgewandte Flanke in hellem Silber leuchtete. Das war eine Botschaft an die anderen Männchen: Haltet euch jetzt fern. Bleibt weg. Sie gehört mir!
Doch die ihr zugewandte Seite glänzte in einem beruhigenden Grau-Schwarz, einer glatten Textur, in die sie eintauchen wollte, um die ständigen Analysen des Gehirns auszublenden, das die Menschen ihr verliehen hatten. Als er rollte, wanderten die Farben auch um den Körper, und sie sah die winzigen Muskeln, die die Pigmentsäcke in der Haut entleerten.
Nun stand er ihr gegenüber. Die Arme um das Maul waren offen. Den Blick hatte er auf sie gerichtet: Mit grünen Augen schaute er sie ohne zu blinzeln gierig, triebhaft und unbeherrscht an.
Absolut unwiderstehlich. Und dann bot er ihr auch schon den Hectocotylus, den modifizierten Arm mit der Ladung Spermatophoren an der Spitze.
Für einen letzten Moment erinnerte sie sich an Dan, sein starres menschliches Gesicht, das hinter dem Glasfenster auf sie schaute, die kleinen Schilder mit den blinkenden Zeichen, die er im Wasser aussetzte. Mission Sheena Mission. Bootstrap! Mission! Dan!
Sie wusste, dass sie das nicht tun durfte.
Doch dann erwachte mit aller Macht das Tier in ihr.
Sie öffnete dem Männchen den Mantel. Er pumpte Wasser in sie hinein, um das Sperma fremder Männchen auszuspülen. Und dann näherte sich sein Hectocotylus, touchierte sie kurz und depo-60
nierte den nadelartigen Spermatophoren zwischen ihren Armwur-zeln.
Und schon war es vorbei.
Und auch wieder nicht. Sie hatte nun die Wahl, ob sie den
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