Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
nicht zu entkommen. Das Männchen zog sich auf den Barrakuda zu und schlang ihm die acht starken Arme um den Leib, wobei sein Körper sich vor Freude dunkel verfärbte. Es musste nun nicht mehr befürchten, enttarnt zu werden.
    Als das Männchen dann rückwärts zu schwimmen versuchte und an der Beute zog, setzte der Barrakuda ihm Widerstand entgegen.
    Das Männchen beendete die Patt-Situation, indem es vorwärts schoss und die Metallhaut des Barrakudas rammte – es schien erschrocken über die Härte des ›Fleischs‹. Dann schlang es die beiden langen, kräftigen Tentakel um den schlanken grauen Körper.
    Es öffnete den Mund und stach den Stachel in die Hülle. Sheena sah, dass die Hülle sofort durchstoßen wurde; sie war offensichtlich dafür konzipiert. Das Männchen spritzte dem Opfer Gift, um es zu lähmen und bohrte sich dann noch tiefer in seinen Körper, um das warme Fleisch auszusaugen. Sheena sah, dass dort tatsäch-48
    lich Fleisch in Form von Fischstücken war, das Dan ausgelegt hatte.
    Die Kalmare näherten sich, wobei sie ihre alten Lieder sangen.
    Sie tauchten durch die Wolke aus nahrhaftem kaltem Fleisch und schlangen die Tentakel um die Beute. Sheena schloss sich ihnen an. Ihre Haut leuchtete triumphierend, und kühles Wasser strömte durch den Mantel. Sie genoss die atavistische Wildheit dieser Jagd, auch wenn die Beute künstlich war.
    … Und dann geschah es.
    Maura Della:
    »Ms. Della, willkommen im Oceanlab«, sagte Dan Ystebo.
    Als sie steif durch die Schleuse ins Habitat kroch, wurde Maura vom Geruch eines Raumsprays überwältigt. Die beiden Männer, die sich hier aufhielten, der Biologe Dan Ystebo und ein Berufs-taucher, betrachteten sie verlegen.
    Sie schnüffelte. »Fichtennadelduft. Richtig?«
    Der Taucher lachte. Er war ein stämmiger Fünfzigjähriger, dessen Stimme durch das dichte Luftgemisch – Hydreliox – in ein Donald Duck-Quaken verwandelt wurde. »Auf jeden Fall die bessere Alternative, Ms. Della.«
    Maura nahm zwischen den beiden Männern vor einer Konsolen-bank Platz. Der Sitz war ein Metallrahmen mit Stoffbezug, der mehrfach mit Klebeband geflickt war. Der Arbeitsbereich dieses Habitats war eine kleine, beengte Sphäre, deren Wände mit Ausrüstungsgegenständen förmlich verkrustet waren. Sie hatte zwei kleine, massive Fenster, und die durch langen Gebrauch verschlis-senen Schalter und Rundskalen glänzten speckig. Die Instrumente und Monitore glühten im trüben Licht. Eine Sonarboje gab ein leises pulsierendes ›Ping‹ von sich.
49
    Das Gefühl des Eingesperrtseins war überwältigend, und sie spür-te förmlich das Gewicht des Wassers über ihrem Kopf.
    Dan Ystebo war ein dicker, kurzatmiger Mann in den Dreißigern mit einer charismatischen Aura. Mit den dicken Brillengläsern und dem wischmoppartigen roten Haarschopf mutete er wie der typische verschrobene Wissenschaftler an. Igor und Doktor Fran-kenstein alias Malenfant, sagte sie sich. Sein Gesicht glühte orangefarben im Widerschein der Instrumentenkonsole. »Na, was sagen Sie?« fragte er unsicher.
    »Auf mich macht es den Eindruck einer alten sowjetischen Raumstation. Die Mir zum Beispiel.«
    »Das ist gar nicht so abwegig«, sagte Dan. Er war offenbar nervös und redete zu schnell. »Das ist eine alte Marine-Einrichtung.
    Wurde vor fast fünfzig Jahren – in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts errichtet. Sie befand sich ursprünglich in der Tiefsee vor Puerto Rico. Nachdem ein Habitat-Taucher ums Leben gekommen war, gab die Marine die Anlage auf und vertäute sie hier in Key Largo.«
    »Auch ein Relikt des Kalten Kriegs«, sagte sie. »Genauso wie die NASA.«
    Dan lächelte. »Schwerter zu Pflugscharen.«
    Sie beugte sich nach vorn und lugte durch die Fenster. Bahnen von Sonnenlicht drangen durchs graue Wasser, aber sie erkannte keinerlei Anzeichen von Leben, weder tierisches noch pflanzliches.
    »Wo steckt sie nun?«
    Dan wies auf einen Monitor, eine moderne Softscreen, die auf einen Abschnitt der Hülle aufgetragen war. Sie zeigte eine Schule Kalmare, die in komplexen Mustern durchs Wasser stoben. Die Abbildung wurde offensichtlich verstärkt; das Wasser war plötzlich himmelblau. »Wir verlassen uns nicht so sehr aufs bloße Auge«, sagte Dan.
    »Welcher ist Sheena 5?«
50
    Dan berührte die Softscreen-Darstellung und wählte einen Kalmar aus, der dann von der virtuellen Kamera vergrößert wurde.
    Der stromlinienförmige, torpedoförmige Körper hatte eine leuchtend orange Farbe mit

Weitere Kostenlose Bücher