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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Fermilab gebaut hatten. Was auch immer in die Köpfe der Blauen Kinder gepflanzt wurde, von Michael und den anderen. Die Botschaften aus der Zukunft haben die Vergangenheit verändert. Das heißt unsre Zukunft. Der Fluss der Zeit hat einen anderen Verlauf genommen.«
    »Wenn das nicht die Zukunft ist…«
    »Ich glaube, es ist die Vergangenheit«, flüsterte Cornelius. »Die tiefste Vergangenheit.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Natürlich nicht, Malenfant. Wie sollten Sie auch?«
    »… Cornelius. Ich glaube, der Himmel hellt sich auf.«
    Das stimmte; der rötliche Farbton schien zu verblassen und wieder einem Orange zu weichen.
    »Das ist schlecht, stimmt's?« fragte Malenfant. »Wir nähern uns einem ›Big Crunch‹. Wir haben gerade einen Big Bang erlebt, und nun steuern wir auf einen Crunch zu. Das geht ja Schlag auf Schlag.«
    »Wir können aber nicht hier bleiben«, flüsterte Cornelius.
529
    Malenfant ließ den Blick über den glühenden Himmel schweifen. Er versuchte sich vorzustellen, wie er sich um ihn zusammen-zog, wie die Strahlung, die ihn erfüllte, sich verdichtete und wie Gas in einem Kolben gegen die Wände des Universums prasselte, wie es heißer und heißer wurde … »Cornelius, wird es hier Leben geben? Intelligenz?«
    »Unwahrscheinlich«, wisperte Cornelius. »Unser Universum war ein großer, geräumiger und langlebiger Ort. Viel Platz für die Selbstorganisation von Strukturen und Atomen, Sternen, Galaxien, Organismen und Menschen. Hier werden selbst die Atome nur für ein paar Stunden existieren.«
    »Was hat das dann für einen Sinn? Ein leeres Universum, ohne Leben und ohne Bewusstsein, das nach ein paar Stunden schon wieder vorbei ist?«
    Cornelius stieß ein raues Lachen aus. »Das dürfen Sie mich nicht fragen.«
    Malenfant sammelte die anderen – den wie ein Embryo zusam-mengerollten Cornelius und die mit ausgestreckten Gliedern schlafende Emma – und drehte sich zum Portal um.
    Der Himmel wurde immer heller und wärmer und durchlief die Spektralskala über Orange in Richtung Gelb.
    Cornelius klappte sein goldenes Sonnenvisier herunter, streckte den Arm aus und tat bei Emma das gleiche.
    Malenfant legte den Arm um Emmas Taille und nahm Cornelius fest an der Hand. Dann drehte er dem kollabierenden amorphen Himmel ohne Bedauern den Rücken zu und ging durchs Portal.
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Maura Della:
    Houston war heiß, schwül und quirlig. Jedes Mal, wenn sie zwischen Flughafen-Terminal und Auto oder zwischen Auto und Hotel pendelte, legte die Luft sich wie eine Decke über sie, als ob jemand sie ersticken wollte.
    Sie checkte im Hotel ein, duschte und zog sich um. Dann fuhr sie zum JSC* hinaus. Das Fahrzeug bog von der NASA Road One ins JSC-Gelände ab, und sie fuhr an glänzenden, antiquierten Mondraketen vorbei: frisch restauriert, ebenso spektakulär wie nutzlos und schwer bewacht von der neuen Garde wissenschafts-feindlicher Wirrköpfe.
    Die Niedergeschlagenheit und Verdrossenheit der Leute, die sie am NASA-Wachtposten abfertigten, erschreckte sie. Die Stimmung in Houston schien überhaupt schlecht zu sein, und die Leute, denen sie begegnete, wirkten nervös und reizbar. Sie wusste, dass Houston Probleme eigener Art hatte. Die örtliche Wirtschaft war stark von Öl und Chemieprodukten abhängig und besonders von den Turbulenzen und der Talfahrt der Märkte betroffen. Dies war eine Folge der Gerüchte über die Super-Technik, die die Blauen Kinder angeblich entwickelt hatten und die fossile Brennstofftech-nik über Nacht überflüssig machen sollte. Aber sie war mit der va-gen Hoffnung hergekommen, dass man sich zumindest in der NA-SA – das waren doch alles Raketenwissenschaftler, um Himmels willen – einen klareren Blick auf die Ereignisse in der Welt bewahrt hatte. Doch schien die allgemeine Stimmung der Angst und Unsicherheit auch hier um sich zu greifen.
    Dan Ystebo holte sie ab. Er führte sie übers Gelände, vorbei an großen schwarz-weißen Gebäuden und gelblichen Rasenflächen.
    Die schwüle Hitze lastete über dem Land. Dan machte einen unge-
    *
    JSC: Johnson Space Center der NASA. – Anm. d. Red.
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    duldigen und gereizten Eindruck, und sein durchgeschwitztes Hemd spannte sich über dem dicken Bauch. Wegen ihr hatte er ei-ne Woche hier verbracht, über Skizzen und Modellen, Konstruk-tionsunterlagen und Finanzplänen gebrütet, um ihr Bericht zu er-statten.
    Maura war in die internationale Einsatzgruppe unter UN-Führung kooptiert worden, die damit befasst war, sämtliche Aspekte des

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