Das Multiversum 1 Zeit
Phänomens der Blauen Kinder zu untersuchen und zu managen. Und sie hatte wiederum Dan Ystebo kooptiert, wenn auch gegen seinen Willen.
Dan führte sie zum Gebäude 241, wo die NASA, wie sich herausstellte, seit Jahrzehnten Lebenserhaltungs-Experimente durchgeführt hatte. Nun stand das Gebäude im Mittelpunkt der Anstren-gungen der NASA, im Auftrag der Regierung zum Mond zurückzukehren und dort ein Gegengewicht zur Präsenz der Blauen Kinder zu schaffen.
»Es ist nichts Besonderes – kaum mehr als die Technologie der Raumstation«, sagte Dan. »Die einzelnen Module werden in den Mondorbit befördert, verbunden und dann in einem Stück in der Nähe der Kuppel der Kinder auf die Mondoberfläche hinabgelas-sen. Ein paar Robot-Bulldozer überhäufen die Station mit Regolith, um sie vor Strahlung und dergleichen zu schützen, und fertig ist die Mondbasis …«
Dan zeigte ihr Modelle von Schutzbehausungen, umgekippte Zylinder mit Pritschen und Softscreens, einfachen Küchen und sanitären Einrichtungen. Der größte Teil der Ausrüstung war aus be-malten Sperrholzbrettern zusammengeschustert, doch zumindest bekam Maura eine Vorstellung von der Größe und Raumauftei-lung. Um von einer Unterkunft zur anderen zu gelangen, musste sie durch flexible Röhren kriechen – das war zwar lästig, würde aber in der Schwerkraft des Monds, die ein Sechstel der irdischen betrug, vermutlich leichter zu bewerkstelligen sein. Das ganze En-532
semble war in einer großen, hangarähnlichen Halle untergebracht; Kräne liefen an der Decke entlang, und der Boden war mit Abfall übersät: Holz-und Metallspäne, stapelweise Pläne und Schutzhel-me. Die Aura der Hektik, der Improvisation war förmlich mit Händen zu greifen.
»Man kommt sich hier vor wie auf einem Campingplatz«, sagte sie.
»Stimmt«, sagte Dan. Die Krabbelei durch die Röhren hatte ihn so angestrengt, dass er schnaufte. »Nur dass der Aufenthalt noch unangenehmer sein wird. Bedenken Sie, dass man nicht mal ein Fenster aufmachen kann … Die Energie wird von Solarzellen erzeugt. Die Ingenieure denken dabei an simple Matten, die man großflächig auf der Mondoberfläche auslegen und wieder zusam-menrollen kann. Oder über eine Kraterwand hängen und was sonst noch alles. Es müsste möglich sein, sie im Rhythmus des Mondtags zu verlegen. Es heißt, um die zweiwöchigen Nächte zu überstehen, brauchten sie thermonukleare Radioisotopen-Genera-toren.«
»Noch mehr Atombomben, Dan?«
Er zuckte die Achseln. »Kurzfristig haben wir keine große Auswahl. Wir sind an den Standort der Kinder gebunden – Tycho, einer der rausten Orte auf dem Mond. Die alten NASA-Pläne hatten vorgesehen, dass Astronauten einen Polar-Krater kolonisierten, wo den ganzen Mondtag die Sonne scheint und wo man Eis abbauen kann. Stattdessen müssen wir alles heranschaffen, jeden Liter Wasser und so weiter. Zumindest am Anfang.«
Er führte sie in die nächste hangarähnliche Halle. Hier gab es nur ein einziges Objekt: eine aufblasbare Kuppel aus einem orangefarbenen Gewebe, über deren Oberfläche dicke Rohre verliefen.
Sie hatte einen Durchmesser von etwa zweieinhalb und eine Höhe von anderthalb Metern. Maura sah, wie ein mit Kameras bestück-533
ter Robot sich durch etwas, das wie eine ausfahrbare Luftschleuse aussah, Zugang zur Kuppel verschaffte.
»Dies ist die Stufe Zwei«, sagte Dan. »Ein Constructable Habitat Concept Design. Es handelt sich dabei um eine aufblasbare Kuppel mit hydraulischen Versteifungen und einer Wendel in der Mitte.«
»Woraus besteht das Gewebe?«
»Beta-Cloth. Daraus werden seit Apollo 11 die Raumanzüge ge-schneidert. Die NASA ist im Grunde eine konservative Organisation. Diese Kuppel wird eine teilautarke Ökologie auf Algenbasis enthalten. Die hiesigen Mediziner forschen nach elektrischen Muskel-und Knochenstimulationen, um die Auswirkungen der geringen Schwerkraft zu neutralisieren. Und Regolith-Abbau ist auch ein Thema. Der Mond ist zwar nicht so reich wie Malenfants C-Typ-Asteroid und knochentrocken. Aber aus dem Staub lässt sich ein guter Beton herstellen. Und das Gestein hat einen vierzigpro-zentigen Sauerstoff-Gewichtsanteil. Dazu gibt es Silizium für die Herstellung von Glas, Fiberglas und Polymeren, Aluminium, Mag-nesium und Titan für reflektierende Beschichtungen, Maschinen-teile und Kabel, Chrom und Mangan für Legierungen …«
»Auf dem Mond von dem leben, was das Land hergibt.«
»Das ist der Grundgedanke. Sie richten sich auf einen langen
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