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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Dauerfrost dieses bedeutungslosen leeren Kosmos schien sich Malenfant in die Knochen zu fressen. »Wir werden er-frieren und sterben, wenn wir hier bleiben«, sagte er.
    »Unsre Anzüge sind nicht für extreme Bedingungen gemacht«, flüsterte Cornelius. »Weder für längere Hitze-und Kältephasen 542
    noch für extreme Temperaturschwankungen. Aber das wird nicht ewig dauern.«
    »Ein neuer Crunch?«
    »Ja. Aber das kann noch eine Weile dauern …«
    Ein infernalisches statisches Rauschen riss ihm den Satz von den Lippen, und ein gelber Lichtschwall schlug über ihnen zusammen.
    Malenfant grunzte erschrocken und versuchte sich mit Emma im Arm umzudrehen.
    Etwas brach aus dem Portal: eine komplexe, rotierende Leuchterscheinung. Es war ein Mensch. Mit einem schweren schwarzen Raumanzug bekleidet, das Gesicht hinter einem goldenen Visier verborgen. Er drehte sich unkontrolliert um die Körperachse.
    Die in den Raumanzug gehüllte Gestalt hatte eine Waffe, eine kurzläufige Pistole, die sie auf Malenfant richtete.
    ■
    Malenfant versuchte sich zu drehen und Emma mit dem Körper zu decken, aber der Anzug und die Leine behinderten ihn.
    Der Raumsoldat trug einen Rückentornister, der viel größer war als Malenfants. Er hatte kleine Bronzedüsen und große Armaufla-gen, die wie Joysticks aussahen. Vielleicht war es eine Art MMU, eine bemannte Manövriereinheit. Gelbe Lampen leuchteten. Der Anzug schien ursprünglich anthrazitfarben gewesen zu sein, doch nun war er arg ramponiert, und die Beschichtung löste sich ab.
    Während die Gestalt sich drehte, versprühte sie einen Schauer versengter Flocken.
    »Warten Sie«, rief Malenfant. »Hören Sie mich? Sie sind uns den ganzen Weg durch tausend Universen gefolgt. Ich kann nicht glauben, dass Sie uns töten wollen …«
543
    Cornelius bewegte sich. Er zog sich an einer Leine direkt auf den Soldaten zu.
    »Cornelius!«
    Der noch immer rotierende Soldat schwenkte herum und schoss auf Cornelius. Malenfant sah die Waffe ein-, zweimal lautlos aufblitzen. Cornelius knickte in der Mitte ein. Aber er bewegte sich noch immer, driftete noch immer durch den Raum und erreichte sein Ziel.
    Er schlug mit dem Bauch gegen die Beine des Soldaten und klammerte sich an dessen Anzug fest.
    Der Soldat feuerte unaufhörlich weiter; Malenfant sah, dass Cornelius mindestens einen weiteren Treffer abbekam. Doch nun war Cornelius in den Rücken des Soldaten gelangt und außerhalb der Reichweite der Waffe. Das Trägheitsmoment der verschlungenen Körper verwandelte ihre Bewegung in eine träge unkoordinierte Rolle.
    Der Soldat krümmte sich und versuchte Cornelius zu packen. Es war Cornelius aber gelungen, in den Spalt zwischen dem Tornister und den Anzug des Soldaten zu greifen. Er riss einen Schlauch ab.
    Dampf entwich ins All und gefror sofort zu Kristallen.
    Die Bewegungen des Soldaten wurden unkontrolliert und panisch. Er schlegelte hilflos mit den Beinen und kratzte mit behandschuhten Händen am Helm, als ob er ihn herunterreißen wollte.
    Schon nach einer Minute wurden die Bewegungen des Soldaten langsamer, ein paar letzte Tritte, verzweifeltes Kratzen an Helm, Brust-Schaltfläche und Rückentornister.
    Und dann regte er sich nicht mehr.
    Aber auch Cornelius war erstarrt.
    ■
544
    Es war Blut in Cornelius' Helm. Es klebte am Visier und trocknete schon ein. Weitere Tropfen schienen im Helm zu kreisen. Malenfant vermochte Cornelius' Gesicht nicht zu sehen und war auch froh darum.
    Ich werde dich vermissen, sagte er sich. Cornelius, der Mann, der die Zukunft verstand, sogar fremde Universen. Ich frage mich, ob du den Ort verstehst, zu dem du nun gegangen bist.
    Es stellte sich heraus, dass der Soldat eine Frau war. Eine Art Flüssigkeit schwappte im Innern des Helms, aber Malenfant schaute nicht allzu genau hin. Er fand sogar ein Namensschild, das auf den Anzug genäht war. TYBEE J.
    Die Waffe fand er nicht.
    Mit einer Leine band er die Leichen von Cornelius und dem Soldaten zusammen.
    Ich sollte ein Gebet sprechen, sagte er sich.
    Aber für wen? Für die Toten? Die hörten ihn nicht mehr, und Emma war bewusstlos. Und zu wem? Falls dieses Universum überhaupt einen Gott hatte, dann einen blinden, dummen Gott, der die Möglichkeiten der Schöpfung nur dazu genutzt hatte, diese leere, expandierende Kiste zu erschaffen.
    Nicht für Gott. Für sich selbst natürlich.
    »Dieses Universum kennt kein Leben«, sagte er. »Doch nun kennt es Schmerz, Furcht und Tod. Ihr hättet euch nicht viel weiter von

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