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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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war zersplittert, und die Kinder eilten hindurch. Sie befand sich im Innenbereich, der verbotenen Zone, wo die Raumzeit-Blase der Kinder fünf Jahre lang gelagert hatte.
    Und nun näherte sie sich einer silbernen Wand, die hell funkelte.
    Sie hob den Kopf und sah noch etwas am Himmel über der Kuppel. Lichtstrahlen, die von einem komplexen, driftenden Punkt ausgesandt wurden. Die Strahlen waren rot, blau, gelb, grün – in allen Farben des Regenbogens, wie ein rotierender Schirm. Laserstrahlen? Sie mussten schon Staub aufgewirbelt haben, sagte sie sich, hatten sich in den Boden von Tycho gebohrt und das Vakuum mit pulverisiertem Gestein erfüllt, sodass die Strahlen selbst sichtbar wurden.
    Die Strahlen näherten sich der Kuppel wie ein rotierendes UFO.
    Nun wurde sie in etwas hineingezogen, das ihr einen leichten Widerstand entgegensetzte wie eine zähe, viskose Flüssigkeit. Sie 609
    sah an sich hinab. Die Beine verschwanden in der silbernen Wand, dann der Bauch, schließlich die Arme.
    Sie sah ein grelles waberndes Licht, hörte ein reißendes Geräusch und spürte einen orkanartigen Wind im Gesicht. Die Luft wurde ihr aus der Lunge gesogen. Die Kuppel hatte ein Leck. Nur noch Sekunden …
    Sie sah einen xenonblauen Blitz, verspürte einen weiteren quä-
    lenden Schmerz.
    Reid Malenfant:
    … merkte, dass er fiel.
    Es war nur ein kurzes Stück, aber er landete auf dem Bauch und schlug mit dem Helm auf den Boden. Er hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Vielleicht hatte er sich auf die Lippe gebissen.
    Er war hart aufgetroffen. Der Helm war stark verkratzt und erschwerte ihm die Sicht.
    Er drückte sich gegen die Oberfläche und rechnete damit, in der schwachen Schwerkraft von Cruithne emporzuschweben. Aber er vermochte kaum den Oberkörper in die Höhe zu stemmen. Er war hier schwer.
    Und wo war er hier?
    Der Untergrund war purpurn. Er hatte eine pelzige Anmutung.
    Ganz offensichtlich handelte es sich dabei nicht um den kohlschwarzen Regolith auf Cruithne. Mein Gott, er wirkte wie ein Teppich.
    »Nein«, ertönte seine eigene Stimme laut in seinem Kopf. »Nein, nein. Ich will das nicht.« Er fummelte an der Brust herum und suchte die Rippen durch die Schichten des Anzugs zu ertasten. Er verspürte einen Schmerz. »Ich habe gerade eine Handgranate an 610
    meiner Brust gezündet. Ich will das nicht.« Es stimmte. Er hatte seinen Frieden mit sich gemacht. Es war vorbei. Dieses surreale Nachspiel war überflüssig.
    Er schloss die Augen und lag flach auf dem Boden, dem lächer-lichen Teppich. Aber die Welt verschwand nicht; er hörte noch immer das Surren der zuverlässigen kleinen Maschinen im Rü-
    ckentornister, das Rauschen des Bluts in den Ohren, den stocken-den Atem; und er spürte, im tiefsten Innern, den langsamen Puls der Zeit, die ihn unaufhaltsam flussabwärts trug.
    Er war noch immer am Leben, noch immer eingebettet ins Universum, ob es ihm gefiel oder nicht.
    Emma, es tut mir Leid.
    Langsam kam er sich selbst lächerlich vor. Angenommen, da standen ein paar Ärzte (oder Ordnungshüter oder Wachen oder Häftlinge) um ihn herum und lachten über das Arschloch, das sich unter dem Teppich verkriechen wollte. Ebenso ärgerlich wie peinlich berührt schlug er die Augen auf und brachte sich in eine sitzende Position. Er schaute sich um und bekam den flüchtigen Eindruck eines Raums und schemenhafter Klötze, bei denen es sich um Möbel handeln musste. Es war niemand hier, der lachte oder sonst ein Verhalten zeigte.
    Er blieb zunächst einmal liegen. Er, Cornelius und Emma hatten es mit ihrem Schwerelosigkeits-Training nicht allzu genau genommen. Wenn er sich wirklich auf der Erde befand, würde er wahrscheinlich umkippen, wenn das Blut aus dem Kopf abgezogen wurde und das geschwächte Herz seinen Dienst zu verrichten versuchte. Doch an sich fühlte er sich gut.
    Also war er vielleicht für eine Weile oder eine noch längere Zeit zurück gewesen. Aber er erinnerte sich an gar nichts. Das Letzte, woran er sich erinnerte, waren das Portal und die Handgranate.
    Wie war es überhaupt möglich, dass er überlebt hatte? Und falls das ein Krankenhaus war, wo war der Raumanzug?
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    Sein Blick fiel auf eine Wand, die ein paar Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. Dort hing eine Mitteilung. Er beugte sich vor und kniff die Augen zusammen, um sie zu lesen. Sie war in ungelenken Blockbuchstaben geschrieben.
    BEZÜGLICH DER SCHWERKRAFT. ES WURDEN EIN PAAR ÄNDERUNGEN AN DIR BLÖDEM ARSCH VORGENOMMEN, DAMIT DU

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