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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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NICHT DIE
    GRÄTSCHE MACHST UND SO WEITER. DAS SCHIEN DIE EINFACHSTE
    METHODE ZU SEIN.
    Es war seine eigene Handschrift.
    Er knurrte zornig und griff mit der behandschuhten Hand – einem Handschuh, an dem noch immer der schwarze Staub von Cruithne haftete – nach dem Zettel und riss die Mitteilung von der Wand. Auf der Rückseite stand noch etwas, das auch in seiner Handschrift geschrieben war.
    FOLGE DEM FLUSS, MALENFANT.
    Er zerknüllte das Papier und warf es weg.
    Für eine Weile saß er einfach nur da. Er fuhr mit der behandschuhten Hand über den Teppich und hinterließ eine schwarze Spur. Schien von guter Qualität zu sein, mit hoher Knotendichte.
    Spontan entriegelte er den Helm. Als die Dichtung nachgab und der Druckausgleich erfolgte, ertönte ein kaum hörbares Zischen.
    Also kein Vakuum. Die Luft war weder besonders warm noch besonders kalt, eher Raumtemperatur. Er hielt den Atem an. Das Herz schlug etwas schneller – wenn die Atmosphäre nicht genau seinen Bedürfnissen entsprach, würde er nämlich sterben, wahrscheinlich eines schmerzhaften Todes. Obwohl er eigentlich genau das wollte, hatte er Angst – aber er packte den Helm und drückte ihn hoch.
    Die durch den Helm verstärkten Innengeräusche wichen einem entfernten tiefen Summen. Klimaanlage?
612
    Er schnappte nach Luft, ließ die restliche Anzugsluft entweichen und sog das Zeug, was auch immer diesen Raum erfüllte, in die Lunge.
    Immerhin musste er nicht würgen oder sich übergeben, und die Lunge schmerzte auch nicht. Das hieß zwar nicht, dass es hier nicht etwas anderes, eine farb-und geruchlose Substanz wie Kohlenmonoxid gab, die ihm den Garaus machen würde, aber daran hätte er auch nichts zu ändern vermocht.
    Wenigstens hatte er wieder klare Sicht.
    Er befand sich in einer Räumlichkeit, die wie ein kleines Hotelzimmer aussah: ein Einzelbett, ein Tisch und ein Stuhl, ein Fernsehgerät an einer Wandhalterung, ein kurzer Flur mit einem Bad, einem Schrank, einer Tür. Er schaute ins Bad. Die Toilettenbrille war mit einer Hygieneauflage abgedeckt, und in die Decke des Raumes waren fluoreszente Leuchtkörper integriert.
    Das war nicht gerade ein Quartier nach seinem Geschmack.
    Aber es wirkte immerhin sauber und nicht wie eine Gefängniszel-le.
    Er stand auf. Er war etwas steif, und der Anzug lastete in der normalen Gravitation wie Blei auf ihm. Er stapfte zur Tür, legte die behandschuhte Hand um den Knauf und drehte ihn. Er hatte das Gefühl, an einer Betonwand zu ziehen.
    Ein Notfall-Hinweis klebte direkt vor seiner Nase an der Tür.
    EINEN SCHRITT NACH DEM ANDERN, MALENFANT. DU BEFINDEST
    DICH OFFENSICHTLICH NICHT IN EINEM REALEN HOTELZIMMER. UND
    DIES IST AUCH NICHT DIE ERDE. ABER DAS WEISST DU BEREITS.
    … Das war natürlich richtig. Schließlich war er mit einer an den Leib gepressten Handgranate durch ein zeitspringendes, universen-durchbrechendes Portal gestürzt – das war eine ziemlich unkonventionelle Art, in einem Hotel einzuchecken. Er glaubte auch schon zu wissen, was mit ihm passiert war.
613
    »Ich glaube nicht, dass ich ich selbst bin«, sagte er laut. »Ich glaube, ich bin eine Art Rekonstruktion in einem riesigen Computer am Unterlauf der Zeit. Korrigiert mich, wenn ich mich irre.«
    Er überflog die Nachricht.
    SO ETWAS IN DER ART, WENN DU ES UNBEDINGT WISSEN WILLST.
    ALLES WIRD DIR OFFENBART WERDEN. UND IN DER ZWISCHENZEIT
    REGST DU DICH AB, NIMMST EINEN DRINK UND GEHST UNTER DIE DUSCHE.
    »Ich soll duschen?«
    Die Nachricht wurde um eine Zeile ergänzt.
    MALENFANT, WENN IRGENDJEMAND DIR DAS SAGEN DARF, DANN BIN
    ICH DAS. DU STINKST WIE EIN NASSER FUCHS.
    Malenfant stakste ins Schlafzimmer zurück und hinterließ dabei staubige Fußabdrücke. Dann setzte er sich aufs Bett, das unter seinem Eigengewicht und dem Anzugsgewicht knarrte. »Ein«, sagte er. Das Fernsehgerät reagierte nicht.
    Er schaute auf die behandschuhte Hand mit der körnigen Textur. Die Hand war nicht real. Nichts von alledem war real. Er war völlig machtlos. Er konnte abgeschaltet werden, verändert, verzerrt, umprogrammiert oder was, zum Teufel, ihnen sonst noch einfiel, wer auch immer sie waren.
    Er wollte sich aufs Bett legen, aber der Rückentornister störte.
    »Mein Gott«, sagte er zu sich selbst. »Was für ein Schlamassel.«
    Er wollte das nicht. Er wollte das alles nicht. Er müsste eigentlich tot sein oder um Emma trauern, in dieser Reihenfolge. Er hatte genug gesehen. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und hoffte auf eine

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