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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der Kindheit mutete Malenfant plötzlich trügerisch an, und er fragte sich besorgt, welche Schattenbewusstseine hinter diesem Jungen lagen, ihn am Leben erhielten und vielleicht kontrollierten …
    Darf ich Ihre Erdnüsse aufessen?
    »Hier hast du sie. Aber wie bist du überhaupt hierher gekommen?«
    Michael sagte nur: Anders.
    Malenfant erhob sich und ging im Raum auf und ab. Es hingen Vorhänge an den Wänden. Er zog sie zurück, aber es gab keine Fenster.
    »Wer hat das gemacht, Michael? Wer hat mich zurückgeholt?«
    Die vom Unterlauf. Die Träumer. Der Junge runzelte wieder die Stirn. Die Leute im verlustlosen Prozessor-Substrat…
    »Was soll ich tun?«
    Was immer Sie wollen. Sie müssen nur … hmm … existieren. Die Information, die Sie definiert, wurde vom Portal gespeichert und ist daher Teil des Substrats.
    Malenfant runzelte die Stirn. »Willst du damit etwa sagen, ich hätte eine Art Auftrag? Dass die dekadenten Geschöpfe der weit entfernten Zukunft meiner primitiven Instinkte bedürfen, um sich zu retten?«
    Ich verstehe nicht…
    »Ist auch egal.« Malenfant schaute auf seine Hand, krümmte und drehte sie: eine ans Ende der Zeit übertragene Affenklaue, ei-620
    ne perfekte Kopie … Nein, falls Michael Recht hatte, war das wirklich seine Hand, als ob er hierher teleportiert worden wäre. »Ich kann weiterleben? So? Aber wie lang? Kein Mensch meiner Ära hat viel länger als hundert Jahre gelebt. Wenn ich also zweihundert erreiche, dreihundert…«
    Ihr Gehirn vermag ungefähr eine Trilliarde Bits zu speichern. Das entspricht einer Lebensdauer von tausend Jahren. Danach …
    »Höre ich auf, ich selbst zu sein.«
    Es wäre möglich, Sie zu verstärken. Die Kontinuität wäre gewährleistet.
    Und Wachstum.
    Malenfant zögerte. »Ist das auch mit dir passiert?«
    Ich lebe schon eine lange Zeit.
    »Länger als tausend Jahre?«
    Michael lächelte.
    »Dann bist du also nicht mehr Michael.« Natürlich nicht. Wie sollte er auch? »Bedauerst du das nicht?«
    Michael zuckte die Achseln. Meine Leute in Sambia glaubten, dass wir auf der Erde tot seien. Zurückgelassen von den wahren Lebenden, die aus ihren Gräbern auferstanden sind.
    »Und das glaubst du auch?«
    Der Junge, der ich einmal war, war unvollständig. Stark beschädigt. Er war eine Hülle, die ich gern abgestreift habe. Er musterte Malenfant, und der glaubte einen Ausdruck der Anklage in seinen Augen zu sehen, eine Anklage wegen uralter Verbrechen, die im hellen Nachglühen des Urknalls begraben waren. Tausend Jahre sind gar nicht so schlimm, Malenfant, sagte er mit den Umständen entsprechend sanfter Stimme.
    »Es ist mehr, als ich verdiene …« Er schaute den Jungen düster an. »Wenn du das alles vermagst – bring Emma zurück.«
    Ich kann nicht. Ich meine, sie können nicht. Ihnen fehlt die Information.
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    »Emma ist auch durchs Portal gegangen. Es muss Information vorhanden sein.«
    Aber sie wäre … hmm … nur eine Simulation. Das Identitäts-Prinzip funktioniert nur, wenn die Information perfekt ist. Wegen der Explosion bei Ihrem Durchgang …
    Malenfant schlug die Hände vors Gesicht. »Jetzt«, sagte er, »jetzt bin ich wirklich betroffen. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich sie zu retten vermocht. Emma, es tut mir Leid. Irgendwie habe ich es geschafft, dich gleich zweimal zu töten …«
    Sie hören sich an, als ob Sie glaubten, das sei Ihre Schuld.
    »Die Leute in meiner Nähe scheinen nicht allzu lang zu eben, Michael. Cornelius. Emma. Und du, es sei denn, du bezeichnest das als Leben.«
    Der Junge nickte. Ich verstehe.
    »Du bist nur ein Kind«, sagte Malenfant schroff. »Es ist mir egal, wie verstärkt du bist. Du kannst das überhaupt nicht verstehen. Wenn ich nicht ihr Leben ruiniert hätte, wenn ich sie auf der Erde zurückgelassen hätte …«
    Hätten Sie das denn gewollt?
    »Ja. Nein.« Wir hätten uns nicht geliebt und wären nicht zwischen den Welten gedriftet. Sie wäre mir nicht durch Universen gefolgt. Sie hätte nicht die Wahrheit erfahren, über den Krebs und über uns. Ich hätte – alles verloren. Mein Leben wäre bedeutungslos geblieben, wie das von euch verdammten Unterlaufbewohnern.
    »Aber sie wäre nicht gestorben. Ich hätte sie nur vor dem Start in der Mojave fortschicken müssen …«
    Dann machen Sie es so, murmelte Michael.
    »Was?«
    Michael nahm wieder seine Hand. Malenfant, das Universum hat viele Werte. Es gibt nicht nur einen einzigen Weg. Es ist unmöglich, die Zukunft zu bestimmen.

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