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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Observatory. Zu Emmas Erleichterung war der Finanz-bedarf bescheiden gewesen, zumindest vergleichsweise, und Malen-91
    fant hatte Strippen gezogen, um sich ohne sichtbare Schäden fürs Unternehmen – soweit sie das zu beurteilen vermochte – aus der Affäre zu ziehen.
    Im Klartext: Es hatte bisher noch niemand herausgefunden, was sie anstellten.
    Wochen vergingen, ohne dass das Experiment einen Erfolg zei-tigte. Malenfant pendelte zwischen Vegas, der Mojave-Wüste und West Virginia hin und her.
    Nachdem Emma einen Monat lang versucht hatte, Malenfant zur Rückkehr an die Arbeit zu bewegen, schloss sie das Tagebuch und buchte einen Flug nach West Virginia.
    Ein Bootstrap-Fahrer brachte sie zum Radio-Observatorium. Sie traf um Mitternacht dort ein.
    Das National Radio Astronomy Observatory befand sich in einem grünen Tal, das von bewaldeten Hügeln umgeben war. Am wolkenlosen Nachthimmel stand die Mondsichel inmitten der Sterne.
    Nachdem die Augen sich an die Dunkelheit angepasst hatten, erkannte Emma eine Ansammlung von himmelwärts gerichteten An-tennenschüsseln, von denen jede mit einer spinnenartigen Emp-fangsausrüstung bestückt war. Die Schüsseln schienen silbern und weiß zu glühen, während sie hoffnungsvoll in einen undurch-dringlichen und unendlichen Himmel spähten. Hin und wieder bewegte eine der schweren Schüsseln sich mit mahlenden Geräuschen auf dem filigranen Ständer, wie von Geisterhand geführt von einem Beobachter in den niedrigen, barackenähnlichen Ge-bäuden. Sie fragte sich, wie viele der hier arbeitenden Forscher nun für Bootstrap oder für Eschatology tätig waren – und in beiden Fällen vermutlich von Malenfant bezahlt wurden.
    Sie wurde zu einem Rasenstück gebracht, wo ein halbes Dutzend Klappstühle aufgestellt waren. Malenfant, Dan Ystebo und Corne-92
    lius Taine waren mit der Vernichtung von zwei Sechserpacks Bier beschäftigt. Alle hatten sich dick angezogen.
    Dan wirkte derangiert und war schon leicht betrunken. Es hatte den Anschein, als ob er das T-Shirt seit Florida nicht mehr gewechselt hätte. Cornelius trank nichts. Er trug den obligatorischen Designer-Anzug. In diesem Aufzug schien er irgendwie von der Umgebung isoliert zu sein, den grünen Hügeln, der Stille und der; majestätischen Natur.
    Malenfant stapfte rastlos umher und hinterließ dunkle Fußab-drücke im mit Tau überzogenen Gras.
    Sie seufzte. In dieser manischen Stimmung musste man auf Malenfant aufpassen. Sie hatte aber schon damit gerechnet, dass das einige Zeit dauern würde.
    Sie setzte sich zaghaft auf einen freien Stuhl und ließ sich ein Bier geben. »Ich hätte einen dickeren Mantel anziehen sollen.«
    »Nach dem ersten Six-Pack spüren Sie die Kälte gar nicht mehr«, sagte Dan schläfrig.
    »Was habt ihr also von unsren High-Tech-Nachkommen ge-hört?«
    Cornelius schüttelte den Kopf. »Wir erwarten keinen schnellen Erfolg. Wir mussten nur die offensichtlichste Möglichkeit ausschließen.«
    ■
    Sie ließ den Blick schleifen. »Das sind Radioteleskope. Richtig? Erwartet ihr vielleicht, dass uns die ›Zurück-in-die-Zukunft‹-Botschaften in Form von Funkwellen erreichen?«
    »Ja. Wir versuchen hier einen Feynman-Empfänger zu bauen, Emma«, sagte Dan.
    »Feynman? Wie Richard Feynman?«
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    Malenfant lächelte. »Es hat sich herausgestellt«, sagte er, »dass es ein Hintertürchen in den Gesetzen der Physik gibt.«
    Cornelius hielt die Hände hoch. »Schauen Sie, angenommen, Sie regen ein Atom so an, dass es eine Funkwelle erzeugt. Wir haben Gleichungen, die uns sagen, wie die Welle sich fortpflanzt. Aber die Gleichungen haben immer zwei Lösungen.«
    »Zwei?«
    Dan kratzte sich am Bauch und gähnte. »Wie das Ziehen einer Wurzel. Angenommen, Sie haben einen quadratischen Rasen mit einer Fläche von neun Quadratmetern. Wie lang ist dann die Seite?«
    »Drei Meter«, sagte sie. »Denn drei ist die Wurzel aus neun.«
    »Okay. Aber neun hat noch eine Quadratwurzel.«
    »Minus drei«, sagte sie. »Ich weiß. Aber das zählt nicht. Es gibt keinen Rasen mit einer Seitenlänge von minus drei Metern. Das ist physikalisch sinnlos.«
    Dan nickte. »Analog hierzu haben auch die Gleichungen des Elektromagnetismus immer zwei Lösungen. Eine beschreibt wie die positive Wurzel die uns bekannten Wellen, die in die Zukunft reisen und einen Empfänger erreichen, nachdem sie den Sender verlassen haben. Diese bezeichnen wir als retardierte Wellen. Aber es gibt auch noch eine zweite Lösung, wie die negative

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