Das Multiversum 1 Zeit
in die Wege geleitet, um …«
»Dann schichten wir das Budget eben um«, sagte Malenfant.
»Wir nehmen Einsparungen vor und erschließen neue Finanzquel-len.«
»Aber die Investoren werden abgeschreckt«, sagte Emma. »Das ist das nächste Problem. Es fing schon vor dem Start an, Malenfant.
Du weißt das. Nun haben sie Muffensausen. Und durch die Probleme, die wir mit den Regulierungsbehörden haben, sind noch mehr von ihnen verschreckt worden.«
»Aber wir müssen weitermachen«, sagte Cornelius Taine unbeeindruckt.
Mein Gott, sagte Emma sich.
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Cornelius sah mit unbewegter Miene von einem zum andern.
»Begreifen Sie das denn nicht? Wollen Sie vielleicht, dass jemand anders das Sonnensystem unter seine Kontrolle bringt? Die Russen? Die Chinesen? Das wird nämlich geschehen, wenn wir scheitern.«
»Ich will Ihnen die Wahrheit sagen, Cornelius«, sagte Emma scharf. »Von meinem Standpunkt aus sind Sie nämlich Teil des Problems und nicht seiner Lösung. Kein Wunder, dass die Investoren die Flucht ergriffen haben. Wenn etwas von Ihrem irren Kram an die Öffentlichkeit gelangt ist…«
»Die Carter-Katastrophe wird eintreten, was auch immer Sie von mir halten«, sagte Cornelius.
Maura zog die Stirn kraus. »Die was?«
Emma holte tief Luft. »Malenfant, hör mir zu. Alles, was wir bisher aufgebaut haben, wird zerstört werden. Es sei denn, wir unternehmen etwas.«
»Etwas unternehmen? Was denn? Ein Ausverkauf an die NASA?«
»Vielleicht. Und du musst deine Verbindungen zu dieser Type abbrechen.«
Cornelius Taine lächelte kalt.
Die Knöchel der Hände, die Malenfant auf dem Rücken verschränkt hatte, traten weiß hervor.
Die Besprechung endete ohne eine lösungsorientierte Abma-chung.
»Carter? Wer, zum Teufel, ist Carter?« flüsterte Maura Emma beim Verlassen des Raums zu.
■
Emma kehrte an diesem Tag erst gegen Mitternacht in ihre Woh-nung zurück. Als sie zur Tür hereinkam, schaltete sie per Sprach-168
steuerung das Fernsehgerät ein. Und auf jedem Nachrichtenkanal war Cornelius Taine.
Cornelius Taine:
Dr. Taine, dann sagen Sie also, dass diese Leute aus der Zukunft – die Wesen, die Sie als Bewohner des Unterlaufs bezeichnen – sich durch die Zeit an uns gewandt haben. Um uns eine Botschaft zu senden.
Ja. Das glauben wir.
Und Sie nehmen an, dass es sich um Menschen in der Zukunft handelt, die diese Katastrophe überlebt haben, von der Sie sprechen. Beziehungsweise überleben werden. Wie auch immer. Richtig? Wieso mussten sie dann überhaupt eine Botschaft senden?
Sie schneiden ein Kausal-Paradoxon an. Diese Menschen retten ihre Großeltern, also uns, vor dem Ertrinken. Aber wenn sie er-trunken wären, würden sie nicht mehr existieren. Also lautet die Frage, wie können sie sie retten? – Richtig?
Ähem … ja. Ich glaube schon …
Die Zeit gibt uns große Rätsel auf. Was geschieht, wenn man die Vergangenheit zu ändern versucht, steht ganz oben auf dieser Liste. Ich will versuchen, es Ihnen zu erklären. Es ist eine Frage von Transaktionen vorwärts und rückwärts in der Zeit.
Das Feynman-Funkgerät arbeitet auf der Grundlage von Photonen – elektromagnetischen Wellenpaketen –, die in der Zeit zurück reisen. So weit, so gut.
Photonen sind aber nicht die einzigen Wellen.
Wellen dienen als Grundlage der Beschreibung der Realität. Ich meine damit natürlich die Wellen der Quantenmechanik. Diese Wellen sind Flüsse aus – was? Energie, Information? Jedenfalls durchziehen sie den Weltraum wie ein Geflecht und breiten sich von jedem Quantenereignis wie Wellen aus.
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Wir haben Gleichungen, aus denen hervorgeht, wie sie sich ausbreiten. Und wenn wir die Struktur der Wellen kennen würden, dann wüssten wir auch eine Menge über die makroskopische Realität, die sie abbilden. Eine Verdichtung der Wellen hier bedeutet, dass dies der wahrscheinlichste Ort ist, an dem das reisende Elektron sich befindet, das von dort ausgesandt wurde …
Aber wie elektromagnetische Wellen reisen auch Pakete aus Quantenwellen, die von einem Ereignis ausgesandt wurden, in der Zeit vorwärts und rückwärts. Und diese rückwärts gerichteten Wellen bestimmen die Struktur des Universums.
Angenommen, Sie haben irgendein Objekt, das den Zustand eines anderen verändert: eine Quelle und einen Detektor, vielleicht für Photonen. Die Quelle ändert den Zustand und schickt Quantenwellen in die Zukunft und in die Vergangenheit. Die in die Zukunft reisende Welle erreicht den Detektor. Der sendet auch
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