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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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arbeiten. Solang er in Ruhe gelassen wurde, wie damals im Dorf.
212
Emma Stoney:
    Jeden Morgen musste Emma nun den Spießrutenlauf durch die lärmende Menge vor dem Bootstrap-Büro in Vegas antreten. Als an diesem Morgen ihr Wagen vorfuhr, durchbrachen sogar ein paar Leute die Polizeiabsperrung. Das Auto spürte warme menschliche Körper voraus und bremste ab. Emma vergewisserte sich, dass die Scheiben geschlossen waren, deaktivierte den SmartDrive und fuhr im Schritttempo weiter.
    Langsam wichen die Leute zurück, jedoch nicht ohne so nah an sie herangekommen zu sein, um sie durch die Frontscheibe hindurch anzuschreien. Es gab Öko-Freaks mit Körperbemalung, eine Vielzahl religiöser Gruppierungen, die sie nicht zu identifizieren vermochte, aber auch Gegendemonstranten: Leute, die Bootstrap und seine Projekte befürworteten. Dazu zählten hauptsächlich junge weiße Männer mit US-Flaggen und anderen nationalen Kenn-zeichen, die Parolen über Pioniere und die neue Grenze skandier-ten. Ein paar von ihnen trugen animierte T-Shirts mit einem Bild von Malenfant, wie er irgendwo eine Rede hielt. Ein paar Worte und ein Lächeln liefen in einer Endlosschleife übers zerknitterte Gewebe. Sie schnitt eine Grimasse und fragte sich, wie viel Geld in irgendeinem Winkel von Bootstrap damit wohl gemacht wurde. Ei-ne Kette von Polizisten, die durch Sicherheitspersonal der Firma (das ein enormer Kostenfaktor war, wie Emma wusste) verstärkt wurde, trennte die beiden Gruppen.
    Da war ein stämmiger, hinkender Typ mit kahl geschorenem Kopf, der mit einem grünen T-Shirt und einer gleichfarbigen Hose bekleidet war. Er sah aus wie ein Veteran und trug ein vergrößertes Bild eines kränklich wirkenden Kinds, das die Kerzen auf einer Geburtstagstorte ausblies. »Gelbe Babies!« schrie er. »Sieh, was du getan hast, Malenfant! Sieh, was du getan hast.«
    Emma schreckte vor seiner Wut zurück.
213
    Doch als sie auf dem Firmengelände war und nachdem das Tor sich hinter ihr geschlossen hatte, hörte sie die Parolen der Demonstranten nicht mehr: nur ein leises, kaum hörbares Rauschen wie von fließendem Wasser.
    Fast beruhigend.
    Sie erreichte den Konferenzraum mit Verspätung. Leise nahm sie an der Rückseite des verdunkelten halb leeren Raums Platz und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen.
    George Hench leitete ein ingenieurswissenschaftliches Seminar über den Entwurf eines Wohnmoduls für die geplanten bemannten Folge-Missionen zu Cruithne.
    An der Stirnseite des Raums stand ein Technikfritze an einem Pult; eine Softscreen von der Größe eines Vorhangs hing hinter ihm an der Wand. Andere Techniker saßen in den vordersten Reihen. Sie hatten die Arme um die Rückenlehnen der Stühle geschlungen und die Füße hochgelegt.
    Bei diesen Technikern handelte es sich überwiegend um Männer, überwiegend schlecht gekleidet und fast alle mit Bart. Sie schmückten sich mit Doktortiteln und anderen Qualifikationen. Viele von ihnen kamen direkt von der NASA, aus Ecken und Winkeln dieses krakenartigen bürokratischen Großreichs, die als Missions-Defini-tions-Büro oder Büro für Marserforschungs-Studien bezeichnet wurden. Hinter jedem dieser Kerle lag eine ganze Flotte schöner Raumschiffe, die nur als Konstruktionszeichnungen, Massenschätzungen und ein paar Vorführ-Modellen existiert hatten und die nur als klare, softwaregenerierte NASA-Bilder und in den Träumen ihrer Schöpfer auf dem Mond oder Mars gelandet waren.
    Nach Malenfants spektakulärem ersten Start und seiner Ankündigung, dass er bemannte Missionen zu Cruithne und zu ferneren Himmelskörpern plante – und trotz der gewaltigen rechtlichen Schwierigkeiten, in denen das Unternehmen steckte – war es Bootstrap nicht schwer gefallen, solche Leute zu rekrutieren.
214
    Der Referent beschrieb gerade die hochmoderne Konstruktion des Wohnmoduls für die Cruithne-Mission. Er nuschelte in Richtung der Softscreen, und der Bildschirm zeigte einen regelrechten Sturm konfuser Bilder.
    Das Wohnmodul war eigentlich nur eine fünfzehn Meter lange Blechbüchse. Sie hatte eine kleine Kapsel für die Rückkehr zur Erde – einen Kegelstumpf in der Form einer Apollo-Kapsel – am unteren Ende. Die Kapsel würde auch als Schutz vor einem Sonnensturm dienen. Große flügelartige Solarzellen-Module waren auf Auslegern montiert, die aus den Seiten der Blechdose wuchsen. Diverse Antennen, Schubdüsen und Luken waren unter Schichten aus kalkweißen Isolierungsmatten zu erkennen. Es erinnerte

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