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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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auch so sein, sagte sie sich, um überhaupt etwas zu erreichen. Nur unkomplizierte Träume ließen sich nämlich verwirklichen.
    Nun trat ein anderer Techniker vor und präsentierte eine andere Grafik. Sie bildete den Fluss von Rohstoffen zur Fertigung des Wohnmoduls ab: elektrische Bauteile aus Fabriken im ganzen Land, strukturelle Bauteile von den großen Unternehmen der Luft-217
    und Raumfahrtindustrie, Halbfabrikate von einer Vielzahl von Herstellern, ein Geflecht aus Quellen, Flüssen und Senken.
    In der Ecke links unten war ein Kästchen, dessen Inhalt Emma kaum zu lesen vermochte. Sie beugte sich nach vorn und schaute angestrengt hin.
    Das Quell-Kästchen war mit ›Dounreay‹ gekennzeichnet. Und das Produkt, das ihm entsprang, war angereichertes ›U-235‹.
    Und das war die nächste unliebsame Überraschung für Emma.
    Sie erhob sich vom Stuhl und verließ den Raum.
    Nachdem sie in ihr Büro zurückgekehrt war, fuhr sie die Softscreen hoch und startete eine Abfrage über Dounreay.
    Und dann buchte sie den nächsten Flug nach Schottland.
    ■
    Sie gelangte zu einem Ort namens Sandside: ein winziges Dorf, das nur aus Ferienhäusern und einem Pub bestand. Sie stieg aus dem Auto – einen SmartDrive gab es nicht – und erklomm einen flachen Hügel am Dorfrand.
    Sie war an der Nordküste von Schottland, nur ein paar Meilen von John O'Groats, dem kleinen Touristenort entfernt, der den nördlichsten Punkt der britischen Hauptinsel markierte. Unter ihr erstreckte sich ein weiter Strand, und dahinter das aufgewühlte graue Meer unter einem bedeckten Himmel. Am Horizont machte sie weitere Landmassen aus, den Old Man of Hoy und die Ork-ney-Inseln. Es war ein rauer Ort, eingezwängt zwischen Meer und Himmel, und der pfeifende Wind schien ihr die letzte Wärme aus dem Körper zu ziehen.
    Und dort, am östlichen Horizont, breitete sich Dounreay aus: eine meilenlange Gebäudeansammlung mit einem Gebilde in der Form eines riesigen Golfballs, große graue und braune Hallen und 218
    Schornsteine. Obwohl sie die Funktion dieses Orts kannte, empfand sie seine optische Anmutung seltsamerweise nicht als abstoß-
    end.
    Und da kam auch schon Malenfant, dessen hagere Gestalt in einen dicken Steppmantel gehüllt war.
    »Du siehst krank aus«, sagte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Ich glaube, das Klima hier bekommt mir nicht. Obwohl auch schottisches Blut in meinen Adern fließt. Vielleicht hat der ganze Sonnenschein in Vegas mich etwas verweich-licht.«
    »Was hast du nun schon wieder vor, Malenfant?«
    Er seufzte. »Ich tue, was getan werden muss.«
    Sie schaute ihm ins Gesicht. »Hör mir wenigstens einmal zu, du Arschloch. Wenn du planst, nukleares Material ins All zu befördern, oder wenn du auch nur vorhast, atomaren Schrott um den Planeten zu schicken, begehst du gleich eine ganze Reihe von Ge-setzesverstößen. Und wenn du Bootstrap darin verwickeln willst – wenn du mich darin verwickeln willst –, dann sag es gleich.«
    »Ja, das will ich«, sagte er. »Aber wir haben keine andere Wahl.«
    »Ach, Malenfant. Du …«
    Er nahm ihren Arm, und sie spazierten über den Hügel.
    Er beschrieb ihr ein paar Merkmale von Dounreay. Es war das zweitgrößte britische Atomkraftwerk nach Sellafield. Früher hatte man hier Strom erzeugt, medizinische Isotope erzeugt, drei Wiederaufbereitungs-Straßen und ein atomares Endlager betrieben.
    Der ›Golfball‹ war ein Schneller Brüter aus dem Jahr 1959. Er war ein paarmal in Brand geraten und überhitzt. Nun war er abgeschaltet und galt bizarrerweise als Industriedenkmal. Die großen grauen Hallen dienten der Wiederaufbereitung atomarer Abfälle und der Gewinnung von Brennstoff aus den Brennelementen.
    Hinter dem Golfball war der Schacht zum in sechzig Meter Tiefe gelegenen Endlager. Dort lagerten fünfzehntausend Tonnen Ab-219
    fall, die mit Uran und Plutonium vermischt waren. Höchst instabil; es hatte schon zwei Wasserstoffexplosionen gegeben, bei denen der radioaktive Müll überall verteilt worden war.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Was für ein Irrsinn. Hier liegen die Träume einer weiteren Generation von billiger Energie begraben.
    Und wir müssen nun bis in alle Ewigkeit mit dem Scheiß leben.«
    »Es ist nicht ganz nach Plan verlaufen«, gestand er. »Das sollte ursprünglich ein Nuklear-Park mit sechs Reaktoren werden. Aber die Technik war ihrer Zeit voraus.«
    »Ihrer Zeit voraus?«
    »Alles lief nach den Gepflogenheiten der damaligen Zeit ab. Sogar die Geheimhaltung, wenn du es

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