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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ein, als ob sie mit der Erwähnung dieses Umstands einen Fauxpas begangen hätte.
    Dan zog sich wieder die VR-Maske über den Kopf und ging die weiteren Daten über den Asteroiden durch. Emma machte sich auf die Suche nach einer Kaffeemaschine.
209
Sheena 5:
    … Und auf Cruithne legte Sheena ihre Eier.
    Sie wurden von einer gallertartigen Schicht umhüllt, und jede Röhre enthielt ein paar hundert Stück. Es gab hier natürlich keinen Ort zum Laichen. Also deponierte sie die Eiersäcke über der Maschinerie im Herzen des Miniaturozeans, der sich nun in der Oberfläche von Cruithne verankert hatte. Die Gärten aus Eierbe-hältern baumelten dort und bildeten einen weichen, organischen Kontrast zur harten Maschinerie.
    Kleine Fischschwärme kamen herbei und begutachteten die Eier.
    Sie wartete ab, bis sie sicher war, dass die Fische von der gallertartigen Masse abgeschreckt wurden, die die Eier umhüllte – das war nämlich ihre Funktion.
    Sie verspürte keinen Instinkt, zu den Eiern zurückzukehren und sie zu wiegen. Aber sie wusste auch, dass dies besondere Umstände waren; diese kleine Kugel aus Wasser, die zu einer dicken Linse auf dem Asteroiden zusammengefallen war, war kein nährstoffreiches Meer. Also entwickelte sie die Angewohnheit, alle paar Stunden zu den Eiern zurückzukehren und sie mit einem schwachen Wasserstrahl zu benetzen, um sie mit Sauerstoff zu versorgen.
    All das spielte sich außerhalb des Erfassungsbereichs von Dans Kameras ab. Sie sagte ihm nicht, was sie getan hatte.
    Michael:
    Es kamen immer mehr Kinder an, doch nun wirkten sie verwirrt und ängstlich. Sie alle hatten blaue Kreise auf ihre Hemden oder Jacken genäht. Die Kinder jammerten und weinten, bis sie die erste Regel lernten, die auch Michael gelernt hatte und die da lautete, niemals zu jammern und zu weinen.
210
    Einige Kinder wurden auch weggebracht.
    Manche wurden von besorgt wirkenden Leuten abgeholt, die den Arm um ein verängstigtes Kind legten. Michael wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht war es auch nur ein Trick.
    Die Kinder, die abgeholt wurden, hatten alle weiße Haut. Die Kinder, die gebracht wurden, hatten fast alle schwarze oder braune Haut. Bald waren fast nur noch Kinder mit brauner oder schwarzer Haut da, einschließlich Michael. Was das zu bedeuten hatte, wusste er auch nicht.
    ■
    Eines Tages sah er einen Bruder, der einen goldenen Ring trug.
    Der neuerliche Anblick von Gold, der tiefe Glanz der zeitge-dehnten Elektronen in seiner Struktur faszinierte Michael. Er kam näher und starrte den Ring an. Der Bruder lächelte ihn an und streckte die Hand aus, damit er besser sehen konnte.
    Dann holte der Bruder ohne Warnung aus und schlug Michael mit der Faust gegen die Schläfe. Michael spürte, wie der Ring sich ins Fleisch grub und warmes Blut hervorquoll. Der Bruder lächelte und ging davon.
    Zu seiner Schande weinte Michael.
    Er lief ins Wohnheim zurück. Er lief über den Flur zu seiner Pritsche. Dort stand eine Schwester, packte ihn am Arm und schrie ihn an. Er verstand sie nicht, doch dann wies sie auf den Boden. Er hatte eine Blutspur hinterlassen. Er musste Wischmop und Eimer holen und das trocknende Blut vom Boden kratzen.
    Aber das Blut floss noch immer, und er musste sich immer stärker mühen, den Boden sauber zu halten, und es schien nie mehr aufzuhören.
211
    Diese Momentaufnahme, der Zwischenfall mit dem Ring, war ein einschneidendes Erlebnis in Michaels Leben, so wie Licht von Dunkel geschieden wird.
    ■
    Die Besucher wurden immer weniger, bis überhaupt niemand mehr kam.
    Und der Unterricht wurde unregelmäßiger. Manchmal wurde er durch Arbeitseinsätze ersetzt, in denen die Kinder die Hütten streichen, den Boden wischen oder die Toiletten sauber machen mussten. Manchmal fiel der Unterricht auch ganz aus.
    Die Kühlschränke und Schüsseln mit Essen verschwanden. Nun gab es nur zu den festgelegten Zeiten Essen: zwei Mahlzeiten am Tag.
    Es wurden auch keine frischen Kleider mehr an die Kinder ausgegeben. Sie bekamen Hemden, Shorts und Schuhe, die mit kleinen blauen Kreisen markiert waren – eine Garnitur pro Kind. Die Kleidung wurde bald schmutzig und fadenscheinig.
    Dann hörte der Unterricht ganz auf, und die Softscreens wurden eingesammelt.
    Viele Kinder weinten und sträubten sich, nicht aber Michael.
    Er hatte damit gerechnet, dass das eines Tages passieren würde.
    Die Schule war ihm überhaupt wie ein bizarrer Traum erschienen.
    Er besaß aber die Fähigkeit, im Kopf zu

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