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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Em-ma ein wenig an uralte Bilder vom Skylab. Das Wohnmodul rotierte im animierten Bild um die Querachse, um zumindest an den Enden der Blechbüchse eine künstliche Schwerkraft für die Besatzung zu erzeugen. Der Referent betonte die Massenbeschränkungen, unter denen das Raumschiff würde operieren müssen; es schien, dass die ganze Konstruktion sich am äußersten Limit dessen bewegte, was Malenfants BDB ins All zu befördern vermochte.
    Die Entwicklung von Lebenserhaltungssystemen fiel ganz und gar nicht in Emmas Ressort. Aber die Teilnahme an solchen Veranstaltungen war Teil ihrer übergeordneten Strategie, Malenfant zu kontrollieren. Sie kannte Malenfant gut genug, um zu wissen, dass, während sie ihr Netz so weit wie möglich auswarf, es ratsam war, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen, um sich selbst ein Bild zu machen. Denn selbst hier, im Herzen von Malenfants Reich, musste sie jederzeit mit unliebsamen Überraschungen rechnen.
    Es war charakteristisch für Malenfant, die Entwicklung, Konstruktion und sogar die Fertigung seines Raumschiffs zu forcieren, während die langsamen Mühlen der Bürokratie noch mahlten.
    Nicht nur das, er war noch schwerer zu erreichen als sonst, weil er 215
    sich selbst um jeden Aspekt der Schulung des Kaders der angehen-den Bootstrap-Astronauten kümmerte – sogar in dem Maß, dass er persönlich Flugstunden und Zeit in der Zentrifuge zuteilte.
    Übers Schicksal von Bootstrap war aber immer noch nicht entschieden.
    Der Umstand, dass sein nächster Flug (falls er überhaupt zustande kam) menschliche Passagiere befördern würde, komplizierte die bürokratischen Prozeduren nur noch mehr. Emma hatte zur Kenntnis nehmen müssen, dass sogar vergleichsweise kurze menschliche Raumflüge mit allerlei Risiken behaftet waren, die Körperschaften wie die OSHA, die Behörde für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, für unvertretbar hoch hielten.
    So würden die Astronauten zum Beispiel außerhalb des Magnetfelds der Erde von Strahlung bombardiert, sporadischen heftigen Entladungen von der Sonne und einem steten Schauer kosmischer Strahlen: schnelle Teilchen, Überreste aus fernen Gegenden des Universums, von denen ein einziges Teilchen den Impuls eines Baseballs besaß, wie George Hench ihr einmal gesagt hatte. Dann waren da noch die bekannten Gefahren der Schwerelosigkeit: Knochenschwund, Schwächung des Immun-und Herz-Kreislauf-Systems und Muskelatropie.
    Vor Emmas geistigem Auge formte sich das düstere Bild, wie die Besatzung in einem engen, stinkenden und rotierenden Modul durchs All schlich, ständig in der Tretmühle steckte, nur um zu überleben und jedes Mal in Deckung ging, wenn ein Sonnensturm tobte.
    Dennoch standen die Chancen für Bootstrap nicht schlecht, und zwar wieder einmal wegen der Schwäche und Unschärfe der gel-tenden Bestimmungen. Zum Beispiel verfügte die OSHA über keine Grenzwerte für die Strahlenbelastung bei bemannten Weltraum-Missionen. Die NASA benutzte als interne Grenzwerte für die Strahlendosis für Raumschiffsbesatzungen die Zahlen, die Gre-216
    mien wie die Nationale Akademie der Wissenschaften und der Nationale Beirat für Strahlenschutz und -messungen definiert hatten.
    Dennoch hatte die NASA Schlupflöcher offen gelassen, die da lauteten, dass die Grenzwerte für alle Missionen außer für ›außeror-dentliche Forschungsmissionen‹ Gültigkeit hätten.
    Reid Malenfant folgte bereitwillig der Richtung, die die NASA vorgegeben hatte.
    Der Referent näherte sich dem Ende des Vortrags und erging sich in philosophischem Geschwafel. Vor Kopernikus glaubten die Menschen, die Menschheit sei durch kristallene Sphären vom Himmel getrennt. Nun, diese Sphären existieren noch immer, nur dass sie nicht aus Glas bestehen, sondern aus Furcht. Tun wir es. Zerschmettern wir diese Sphären.
    Jubel, gereckte Fäuste, vereinzelter Applaus.
    Diese Techniker hatten den Tunnelblick, sagte sie sich. Für sie bedeutete die Mission alles, und die verschiedenen Hindernisse waren Steine, die man ihnen in den Weg zum Erfolg legte. Und wenn sie dann gezwungen waren, sich mit diesen Hindernissen auseinander zu setzen, nahmen sie Zuflucht zu Klischees: ptolemä-
    ische Sphären, die Grenze des Wilden Westens, der amerikanische Traum, ›Nichts ist unmöglich‹, der Geist der Luft-und Raumfahrt-pioniere, der organisatorische Wille, der uns befähigte, einen ganzen Kontinent zu erschließen, der Sieg im Zweiten Weltkrieg und so fort.
    Aber vielleicht mussten sie

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