Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
wissen willst. Du musst bedenken, dass wir damals im Kalten Krieg lebten. Man hatte damals nicht solche Sicherheitsbedenken wie heute. Eine Besessenheit, die uns seit ungefähr 1970 behindert hat. Und rate mal – die Anwoh-ner lieben das Kraftwerk. Auch wenn es kein einziges Watt mehr produziert, wird Dounreay noch für hundert Jahre bestehen. Qua-litativ hochwertige und hoch qualifizierte Arbeit für vier Generationen der hiesigen Menschen. So lang wird es nämlich dauern, das Werk außer Dienst zu stellen.«
    »Dann beantworte mir noch eine Frage: Wenn die britische Regierung die Anlage schon in den Neunzigern geschlossen hat, wie hast du es dann geschafft, hier angereichertes Uran zu bekommen?«
    »Es war völlig legal«, sagte er.
    »Mein Gott, Malenfant.«
    »Schau.« Er kramte eine kleine zerknitterte Softscreen aus der Tasche hervor und entfaltete sie mit steifen Fingern. Sie zeigte ein Bild von etwas, das Ähnlichkeit mit einem Raketentriebwerk hatte – eine himmelblaue Düse, die von einer komplexen, großen Maschinerie überwölbt wurde. Die Grafik war mit Text garniert, der aus kleinen unleserlichen Buchstaben bestand. »Das ist es, was wir 220
    bauen«, sagte Malenfant. »Es ist ein Kernreaktor, der eigens für Weltraum-Missionen entwickelt wurde. Hier oben ist der Reaktor.«
    Er zeigte mit dem Daumen auf die besagte Stelle und arbeitete sich abwärts. »Dazu kommen Pumpen, die Abschirmung und ein Kühler. Das ganze Ding hat eine Höhe von etwa dreieinhalb Metern und wiegt zirka eine Tonne. Der Reaktor hat eine thermische Ausgangsleistung von 135 Kilowatt und eine elektrische Leistung von 40 Kilowatt…
    Emma, du musst das verstehen. Wenn wir Menschen mit einer neuen Nautilus ins All schicken, haben wir eine Mission, die um eine Größenordnung aufwendiger ist als Sheenas. Und dann wäre da noch der Energiebedarf für Oberflächen-Operationen. Um den Saft, den wir benötigen, aus Solarzellen-Modulen zu gewinnen, brauchten wir eine Fläche von der Größe eines halben Fußballfelds. Das Gewicht wäre immens. Nicht einmal der BDB wäre fä-
    hig, das zu transportieren …«
    »Und deshalb plant ihr den Bau dieses Reaktors? … Ach so. Ihr baut ihn bereits. Stimmt's?«
    Er schien mit sich zufrieden. Schau, was ich getan habe. »Wir haben russische Ingenieure eingestellt. Wir haben sogar ein paar reaktiviert. Die Vereinigten Staaten haben keine moderneren nuklearen Energiequellen als die Radioisotopen-Wärmeerzeuger entwickelt, die wir auf den unbemannten Missionen verwendet haben.
    Die Clinton-Regierung hat unsre Weltraum-Kernkraftforschung sogar eingestellt. Was soll man dazu noch sagen? Als wir die Kernkraft aufgaben, gaben wir die Zukunft auf.
    Aber die Russen führen schon seit den Sechzigern nuklear betriebene Aufklärungsflüge durch, und sie haben sogar einen Testflug mit einer Konstruktion namens Topaz durchgeführt, auf der dieses Baby beruht. Es ist uns natürlich gelungen, die Konstruktion deutlich zu verbessern.«
    »Malenfant…«
221
    Er tippte auf den kleinen Bildschirm. »Alles, was wir brauchen, sind fünfzig Pfund angereichertes Uran-235 in Form von Urandio-xid-Pellets. Als Moderator dient Zirkoniumhydrid, und kontrolliert wird die Reaktion, indem man diese Zylinder an der Außenseite des Kerns dreht, die …«
    »Und wie willst du diesen Scheiß überhaupt in die Mojave schmuggeln?«
    »Schmuggeln ist ein hartes Wort.«
    »Komm schon, Malenfant. So ein Wüstenhimmel ist glasklar.
    Beobachtungssatelliten …«
    »Willst du es wirklich wissen? Man kann die Positionen aller Satelliten im Internet abrufen und ermitteln, wo sie zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen. Man wartet nur, bis sie über einem vorbeigezogen sind. Noch besser, man wartet bis zur Nachtschicht in der National Imagery and Mapping Agency in Fairfax. Dort gibt es immer etwas Interessanteres zu sehen als Bilder von jemandem wie mir, der in der Wüste rumhampelt.«
    »Erst schießen, dann fragen. Wie beim BDB-Start. Wie es überhaupt deine Art ist.«
    »Emma, du musst mir vertrauen. Wenn es mir gelingt, einen oder zwei Topaz zu betreiben und zu beweisen, dass er sicher ist, werde ich die Genehmigungen schon bekommen, die ich brauche.
    Vorher muss ich mit dem Atomkram aber Probeläufe durchführen.«
    »Und die Einwohner von Vegas sollen dir auch vertrauen, bis angereichertes Uran vom Himmel regnet? Weißt du, du bist ein Träumer, Malenfant. Du glaubst wirklich, dass wir eines Tages alle zur Besinnung kommen, dir Recht geben

Weitere Kostenlose Bücher