Das Multiversum 1 Zeit
und dich als Helden fei-ern werden.«
»Ich bin doch schon ein Held.« Er zwinkerte ihr zu. »Es steht sogar auf T-Shirts. Schau, Emma – ich behaupte nicht, dass ich über alles glücklich bin, was ich tun muss. Nicht mehr als du.
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Aber wir müssen weitermachen. Es geht nicht nur um Bootstrap und den Profit, nicht einmal um das große Bild, unsre Zukunft im All…«
»Cornelius. Die Carter-Katastrophe. Botschaften aus der Zukunft.«
Er musterte sie. »Ich weiß, wie du dazu stehst. Du hast das alles in eine Schublade im Bewusstsein gesteckt, die du nur dann öff-nest, wenn es sein muss. Aber es ist real, Emma. Wir beide haben diese Neutronen-Impulse gesehen.«
»Neutrinos, Malenfant«, sagte sie leise.
»Wir stecken schon zu tief drin, Emma. Wir müssen weitermachen.«
Sie schloss die Augen. »Malenfant – Geduld ist bisher immer unsere Stärke gewesen. Du brauchst keine lausigen russischen Reaktoren und dubiose Uran-Lieferungen. Lass dir Zeit und finde einen anderen Weg, dein Raumschiff zu bauen.«
»Das geht nicht.« Seine Stimme klang angespannt.
Und natürlich wusste sie das.
Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf den Kopf.
Sie seufzte. »Du weißt, dass ich dich nicht verraten werde. Ich stecke schon zu lang mit dir zusammen, ein halbes Leben lang.
Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, was es vom ethischen Standpunkt aus bedeutet, wenn du mich und andere in einen solchen Scheiß mit reinziehst…? Du musst mir gegenüber ehrlich sein, Malenfant.«
»Das werde ich«, sagte er. »Ich verspreche es.«
Sie wusste natürlich, dass er log.
Überhaupt war sie nützlicher für ihn, wenn sie es nicht wusste.
Es machte ihre Dementis entsprechend glaubwürdiger und bot ihr wahrscheinlich sogar einen gewissen Schutz.
Aber das würde bei seinen Überlegungen nicht an erster Stelle stehen; es war sozusagen ein Nebeneffekt. Malenfant ging es nur 223
darum, sich ihrer beim Erreichen seiner Ziele möglichst effektiv zu bedienen. Wie ein beliebiges Werkzeug, das er benutzte.
Dessen war sie sich voll und ganz bewusst. Was sie im Grunde ihres Herzens aber nicht verstand, war, weshalb sie das überhaupt noch mit sich machen ließ.
Reid Malenfant:
Wie können wir einen Asteroiden in Raketenbrennstoff verwandeln? Klingt wie Zauberei, nicht?
… Zuerst zerlegen wir Asteroidenwasser durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff. Denken Sie an den Chemie-Unterricht mit den entsprechenden Versuchsaufbauten zurück. Um Wasser in seine Bestandteile zu zerlegen, muss man nur einen elektrischen Strom hindurchschicken. Genau das werden wir auch tun. Nur dass die Geräte, die wir verwenden, etwas fortschrittlicher sind.
Dia, bitte.
Dies ist ein Festpolymer-Elektrolyt oder SPE-Elektrolyse-Gerät. Es besteht aus mehreren in Elektrolyt getränkten Kunststoff-Platten, die durch ein Metallgeflecht voneinander getrennt sind. Die ganze Anordnung wird von Metallstäben zusammengepresst, die längs durch die Zellen verlaufen.
SPEs werden auf Atom-U-Booten und in der Raumstation eingesetzt. Sie sind praktisch wartungsfrei.
Was das Methan betrifft, werden wir es zum Teil direkt aus dem Asteroidenmaterial, hauptsächlich aber durch die Umwandlung von Kohlendioxid gewinnen. Wir benutzen dazu einen so genannten Sabatier-Reaktor. Dia. Wir verflüssigen den Wasserstoff aus den Elektrolyse-Bänken und leiten ihn zusammen mit Kohlendioxid in den Reaktor. Auf der anderen Seite kommen Wasser und Methan heraus – das eine Verbindung aus Kohlenstoff und Was-224
serstoff ist. Die Reaktion hat einen sehr hohen Wirkungsgrad, fünfundneunzig Prozent in Zahlen ausgedrückt. Und sie ist exo-therm, was bedeutet, dass für den Ablauf keine Wärme zugeführt werden, sondern nur ein Ruthenium-Katalysator vorhanden sein muss.
Sabatier-Reaktoren werden bereits für Lebenserhaltungs-Anwendungen im All eingesetzt. Sie sind von der NASA und der Air & Space Force getestet worden und kommen auch in der Raumstation zum Einsatz.
Sie finden in Ihren Mappen weitere Informationen darüber, wie wir das Mischungsverhältnis des Methan-Sauerstoff-Zweikompo-nententreibstoffs optimieren wollen sowie über diverse Hilfspro-zesse, die wir benötigen. Wir können Ihnen auch einen Versuchsaufbau-Prototyp vorführen. Wasserstoff ist aber schwer zu verflüssigen und zu speichern: niedrige Temperatur und großes Volumen.
Methan ist wie Sauerstoff eine leichte cryogene Mischung, und davon haben wir uns bei unsren Überlegungen leiten
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