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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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anderen und schwamm in der Mitte ihrer kleinen Schule. Sie wurde nun alt und ermüdete schnell.
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    Dennoch lehrte sie die Jungen, wie man jagt – und zwar hoch entwickelte Techniken, die ihre dummen Geschwister nicht begriffen.
    Sie brachte ihnen bei, ahnungslose Fische zu täuschen. Sie hielten die Arme mit entfärbten Enden hoch und wedelten damit, um die Aufmerksamkeit der Fische abzulenken und dann mit den viel gefährlicheren Tentakeln zuzuschlagen.
    Sie brachte ihnen bei, auf die Pirsch zu gehen und sich von hinten an einen Fisch anzuschleichen, wo seine Sicht am schlechtesten war.
    Sie brachte ihnen bei, eine flüchtende Beute mit Raffinesse zu verfolgen und sich ihr so weit zu nähern, um sie mit dem letzten, entscheidenden Satz zu packen.
    Sie brachte ihnen bei, getarnt zu jagen. Sie imitierten Beerentang und hingen mit baumelnden Armen im Wasser, um pfeilschnell über einen unvorsichtigen Fisch herzufallen. Oder sie schwammen mit falschen Augentupfen und gebündelten Armen rückwärts und wedelten wie ein Fischschwanz.
    Nachdem sie mit kleinen Fischen geübt hatten, machte einer von ihnen die anderen Kalmare aus, ihre Geschwister.
    Sie lehrte sie über das Riff, die vielen Geschöpfe, die dort lebten und starben und dass sie zusammengehörten, auch wenn sie miteinander konkurrierten und kämpften und sich jagten. Sie versuchte, ihnen etwas über Räuber beizubringen. Sie schlüpfte in die Rolle eines Räubers, stieß auf sie herab wie ein Meeraal und versuchte sie mit den Armen und dem Schnabel zu erwischen. Aber sie waren jung und gewandt und entkamen ihr leicht; und sie spürte, dass sie ihr die Geschichten von Ungeheuern nicht glaubten, die imstande waren, einem Kalmar die Arme abzubeißen oder sogar einen ganzen Kalmar zu verschlucken, ob er nun ein verstärktes Gehirn hatte oder nicht.
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    Und sie lehrte sie Sprache, die abstrakten Zeichen, die Dan ihr beigebracht hatte. Sobald sie die Sprache gelernt hatten, wanderten lauter Fragen über ihre Mäntel. Wer? Wieso? Wo? Was? Wie?
    Sie wusste nicht immer eine Antwort. Aber sie zeigte ihnen die Maschinerie, die sie am Leben hielt und lehrte sie über die Sterne und die Sonne, über die Natur der Welt und des Universums und über die Menschen.
    Die Jungen schienen sehr schnell zu begreifen, dass Sheena und ihre Kinder die Ressourcen dieses einen Habitats bald erschöpfen würden. Das Habitat war dafür konzipiert, einen Kalmar – also Sheena – für einen begrenzten Zeitraum am Leben zu erhalten, ein Zeitraum, der fast abgelaufen war. Es waren auch schon etliche Probleme mit den fest geschlossenen Umweltschleifen aufgetreten: unvorhergesehene Abnahmen und Zunahmen in der Phytoplankton-Population, ein Schwund oder exzessive Konzentrationen von Spurenelementen mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Krill und die Fische.
    Die Jungen waren sehr intelligent. Bald vermochten sie in Bahnen zu denken, die selbst Sheenas Vorstellungsvermögen überstiegen.
    So sagten sie zum Beispiel, dass sie diese Fabrikschale vielleicht nicht nur reparieren, sondern erweitern sollten. Vielleicht, sagten die Jungen, sollte man sogar neue Kuppeln bauen und sie mit Wasser füllen.
    Sheena, die nur dafür ausgebildet war, die primäre Mission durchzuführen, fand diesen Gedanken merkwürdig.
    Es gab nicht mehr genug Fisch und zu wenig Krill. Das Wasser wurde brackig und mit Schadstoffen verseucht.
    Das war völlig inakzeptabel.
    Also brachten die Jungen ihre dummen Geschwister der Reihe nach zur Strecke und fraßen sie auf, bis nur noch diese vier und Sheena übrig waren.
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Michael:
    Seine Erinnerungen waren konfus.
    Als noch Touristen ins Dorf gekommen waren, hatten sie mit ihren Kameras Schnappschüsse gemacht und manchmal ans Dorf geschickt. Michael sah sich auf Bildern als Person, die nicht mehr existierte und jemanden anlächelte, der auch nicht mehr existierte – wie zwei Geister. Manchmal kamen die Bilder in verkehrter Reihenfolge, sodass er sich in einem T-Shirt mit einem Loch darin sah, und auf dem nächsten Bild erschien er vielleicht etwas kleiner und mit auf wundersame Art und Weise geflicktem T-Shirt.
    Als man ihn aus dem Dorf fortgebracht hatte, wusste er nicht, wie ihm überhaupt geschah, und die Erinnerungen waren durcheinander geraten wie diese Schnappschüsse.
    Aber er hatte noch immer einen Himmel über sich, mit Sternen und einem Mond, auch wenn sie sich an einem anderen Ort befanden als während seiner Zeit im Dorf.
    Und wenn er nachts auf der

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