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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ins All reichte. Das war eine Strategie, sich langfristig Zugang zum Raum über stabile biologische Mittel zu sichern. Allerdings vermochte niemand Malenfant zu sagen, wessen Strategie das war.
    Die Kolonisten in diesem Baum schienen sich mit einer geistes-abwesenden Mildtätigkeit um heimkehrende Reisende wie ihn zu kümmern. Das Motiv, weshalb die Zwillinge mit ihm sprachen, schien eine gewisse Neugier zu sein. Vielleicht auch nur Höflichkeit.
    Das Englisch der Strubbelkopf-Zwillinge enthielt einen Anteil von Wörtern – ein Fünftel oder ein Viertel –, die Malenfant unbekannt waren. Linguistische Drift, vermutete er. Es waren schließ-
    lich tausend Jahre vergangen; er war ein mittelalterlicher Ritter, der Neil Armstrong begegnete.
    »Wohin bist du gereist?«, fragten sie.
    »Der Startpunkt war Alpha Centauri. Die weiteren Stationen kenne ich nicht alle. Ich bin quasi herumgehüpft.«
    »Was hast du gesehen?«
    Er dachte darüber nach. »Ich weiß nicht. Ich habe nicht viel verstanden.«
    Das stimmte. Und nun – genauso, wie Madeleine Meacher und Dorothy Chaum ihn gefunden und ihm auf dieser entfernten Kanonenkugel das Leben gerettet hatten, ohne ihn um Erlaubnis zu fragen – hatten die Strubbelkopf-Zwillinge ihn in eine unwillkommene Jugend zurückgeworfen. Er war wieder neugierig. Unzufrieden. Verdammt, er hatte sich daran gewöhnt, alt zu sein. Das war so bequem gewesen.
    Es gab hier keine anderen Reisenden.
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    Bald langweilte er sich im Baum mit den unbegreiflichen Artefakten und Aktivitäten, die hier abliefen. Allein und desorientiert wie er war, versuchte er die Strubbelkopf-Zwillinge, seine geheimnisvollen Pflegerinnen, in ein Gespräch zu verwickeln. »Wisst ihr, ich erinnere mich noch daran, wie die Erde aussah, als ich damals in '93 den ersten Flug mit der Columbia unternahm. Das heißt, 1993. In jenen Tagen mussten wir diese großen Feststoff-Booster in den Orbit bringen, wisst ihr, und dann, und dann …«
    Die Zwillinge hörten für eine Weile höflich zu. Doch dann schauten sie sich an, zogen eine Schnute, fuhren sich mit kleinen Händen über die nackten Körper, das Haar hüllte sie wie eine Wolke ein, diese fleischige Schnur zwischen ihnen wurde geknickt und zusammengepresst, und Malenfant kam sich vor wie ein trauriger alter Furz, der sie mit Kriegsgeschichten langweilte.
    ■
    Falls er auf die Erde zurückkehrte, wo sollte er überhaupt landen?
    Er bat die Strubbelkopf-Zwillinge um Enzyklopädien und Geschichtsbücher. Die Zwillinge lachten ihn aus. Es schien, dass die Menschen des Jahres 3265 die Geschichte vergessen hatten. Außer ihrem Fachgebiet, einer hochspezialisierten – wenn auch sehr fort-schrittlichen – Medizin schienen die Strubbelkopf-Zwillinge kaum über Kenntnisse zu verfügen. Es war – enttäuschend. Andererseits, wie groß war sein Wissen und Interesse am Jahr 1000 gewesen?
    Er wurde frustriert und blaffte die Zwillinge an. Sie schauten ihn nur an.
    Er würde es selbst herausfinden müssen.
    Er hatte noch immer den softscreenartigen Sensorpack, den Sally Brind ihm vor Jahrhunderten gegeben hatte, als er zum Sattelpunkt im Alpha Centauri-System aufgebrochen war. Das Gerät war 458
    auch als Multispektral-Sensor einsetzbar. Er vermochte es so zu konfigurieren, dass es die Bilder der Erde mit Infrarot-und Ultra-schallbildern, Radarbildern etc. überlagerte; außerdem konnte man die Signaturen von Gestein, Erdboden, Vegetation, Wasser und industriellen Rückständen wie Schwermetallen und Schadstoffen auswählen.
    Ohne fremde Hilfe fand er ein Fenster und studierte den Planeten.
    Die Erde war in der Tat entvölkert.
    Es gab noch Menschen dort unten, aber keine Gemeinschaften mit mehr als ein paar zehntausend Bewohnern. Es gab keine industriellen Rückstände außer ein paar Überresten aus der Vergangenheit, die sich um die alten Städte und entlang der unbenutzten Straßen konzentrierten. Er erkannte nicht einmal Anzeichen groß-
    maßstäblicher Landwirtschaft.
    Malenfant untersuchte, was von den Städten seiner Zeit noch übrig war, die irgendwie das Eis überlebt hatten. New York zum Beispiel.
    Im Jahr 3265 war New York grün. Es war ein Waldgebiet mit Birken und Eichen, die aus einer Decke aus älterem Bewuchs ragten. Die Grundrisse von Straßen, Häuserzeilen und Parkplätzen waren noch zu erkennen, aber sie hatten sich in grüne Rechtecke verwandelt, die mit Moos, Flechten und robusten Pflanzen wie Buddleia bewachsen waren. Ein paar der größeren Gebäude von

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