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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Verzögerung wurde immer stärker. Die Augen wurden in die Höhlen gedrückt, und er wurde auf die Liege gepresst.
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    Die Kapsel bockte wild. Malenfant wurde von einem dumpfen Tosen umhüllt. Er hielt sich an der Liege fest und versuchte ruhig zu bleiben.
    Während der Hitzeschild wie ein Rammbock immer tiefer in die Luft eindrang, baute sich eine Plasmahülle um die Kapsel auf.
    Hinter den bernsteinfarbenen Fenstern wich die Schwärze des Raumes einem tiefen Braun, das schnell das Spektrum durch Orange und ein helles Gelb bis zu einem gleißenden Weiß durchlief. Ruß-
    partikel stoben von der angesengten Hülle der Kapsel und lagerten sich am Fenster ab; nun sah er nur noch grelle Leuchterscheinun-gen, als ob Feuerbälle am Fluggerät vorbeischössen.
    Von der Erdoberfläche aus würde das Schiff wie ein Meteor erscheinen, der sogar am helllichten Tag sichtbar war. Er fragte sich, ob es jemanden dort unten gab, der begriff, was er sah.
    Das eichenartige Holz der Hülle sei ein natürlicher Hitzeschild, hatten die Strubbelkopf-Zwillinge ihm gesagt – das Harz würde sich ablösen. Das war eine elegantere Lösung als die primitiven, klappernden mechanischen Gerätschaften seiner Zeit. Trotzdem hätte er es bevorzugt, wenn er von ein paar Schichten soliden Metalls und Keramik umgeben gewesen wäre – er war halt ein altmodischer Narr.
    Das grelle Licht erlosch, und die Verzögerung schwächte sich ab.
    Nun waren die Fenster ganz von Ruß geschwärzt, doch dann wurde der Schild mit einem Knall abgestoßen und riss den Ruß mit. Malenfant sah einen kreisförmigen Ausschnitt eines klaren blauen Himmels.
    Es gab wieder einen Knall, als der erste Fallschirm sich öffnete.
    Der Schirm riss an der Kapsel, sodass sie wie ein Pendel hin und her schwang. Er wurde im Wechsel gegen beide Kanten der Liege gedrückt, und die Kabine knarrte. Er fühlte sich verletzlich, hilflos und an die Liege gefesselt.
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    Dann öffneten sich in schneller Folge zwei Bremsfallschirme, und zuletzt der Hauptfallschirm. Durchs Fenster sah er ein großes grünes Blätterdach, wie ein Gemüsebeet unter dem blauen Himmel. Der Fallschirm schien trotz der pflanzlichen Grundbestand-teile zu halten, und das Pendeln schwächte sich ab.
    Malenfant erhaschte einen Blick auf den Boden. Anhand des Navigationssystems des Sensorpacks vermochte er sogar den Kurs zu verfolgen. Er war über der Insel runtergekommen, die früher Sansibar geheißen hatte und an der Ostküste Afrikas gelegen war.
    Nun trieb er landeinwärts, in nordwestlicher Richtung auf den Viktoria-See zu. Wald bedeckte die Berge wie ein dickes grünes Tuch.
    Malenfant spürte, wie die Liege sich unter ihm aufblähte. Er-schlaffende Säcke pumpten Kohlendioxid in die Liege und funktionierten sie in einen ›Airbag‹ für die Landung um. Er wurde gegen das gewölbte Dach der Kapsel gedrückt, bis nur noch eine schmale Lücke zwischen den Knien und dem Dach war. Er fühlte sich wie in einem Sarg, und ihm wurde heiß. Er verspürte den deutlichen Zug von Schwerkraft.
    Die Kapsel kam auf dem Boden auf.
    Die Fallschirme schleiften die Kapsel mit, und Malenfant kam mit dem Gesicht nach unten zu liegen. Die Kapsel ratterte über steinigen Boden. Er schlug mit dem Kopf gegen das Gestell der Liege.
    Schließlich kam die Kapsel schlingernd zum Stillstand.
    Malenfant lag auf der Seite, und Tageslicht strömte durchs Fenster hinter ihm. Der ›Airbag‹ drückte ihn noch immer gegen das Dach, sodass er keine Sicht nach draußen hatte. Er führte die Hände zum Gesicht. Er hatte Blut im Mund.
    Die Wand der Kapsel löste sich auf, und ein Schwall warmer Luft flutete die Kapsel. Sie war so reich an Sauerstoff und mit Pflanzengerüchen geschwängert, dass es ihm den Atem raubte.
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    Er schickte sich an, die Kapsel zu verlassen.
    Er war auf einem flachen Kiesstrand gelandet. Der Strand erstreckte sich in einer geraden hellgrauen Linie zwischen dem dunkleren Grau eines Sees und dem lebendigen Grün einer Bana-nenpflanzung. Vom Ufer des Sees bis zum höchsten Hügel sah er ein Farbenspiel aus kontrastierenden Grüntönen, die sich wie ein Teppich ausbreiteten.
    Das war das Nordufer des Viktoria-Sees. Die Strubbelkopf-Zwillinge hatten ihn an den Ort befördert, der dem Populationszen-trum mit der merkwürdigen Radioaktivitäts-Signatur am nächsten gelegen war.
    Nachdem er erst einmal die Balance gefunden hatte, fiel ihm das Gehen nicht mehr so schwer. Er war nicht benommen, aber irgendwie desorientiert. Die

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