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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ahnte, dass sie ihm mit diesen muskulösen Armen das Genick brechen konnte, wenn sie wollte. Aber seine Gefühle gingen noch tiefer. Es war eine Art Wiedersehen, sagte er sich.
    »Ich kenne dich«, sagte er.
    Das Mädchen starrte ihn nur an.
    Nemoto stand nervös hinter ihm. »Malenfant, man hat uns Pro-tokolle für derartige Begegnungen gegeben.«
    »Soll ich ihr vielleicht ein Bonbon geben und ein Bild zeigen?«, murmelte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zu. »Ich kenne dich«, wiederholte er.
    Ich weiß, wer du bist. Wir haben uns gemeinsam entwickelt.
    Einst sind unsere Großmütter miteinander über die Savannen Afrikas gelaufen.
    Das ist ein Erstkontakt, wurde er sich plötzlich bewusst: Ein Erstkontakt zwischen der Menschheit und einer fremden intelligenten Spezies – denn Intelligenz sprach eindeutig aus diesen Augen, trotz der nicht vorhandenen Werkzeuge und Kleidung.
    … Oder vielmehr ist dies eine erneute Kontaktaufnahme. Es ist schon eine merkwürdige Vorstellung, dass tief in der Menschheitsgeschichte ein letzter Kontakt vergraben liegt, als wir diesen Ver-264
    wandten von uns zum letzten Mal begegnet waren: Vielleicht ein letztes Treffen zwischen einem meiner Vorfahren und einem Mädchen wie diesem in den Ebenen Asiens oder ein sterbender Neandertaler an der Küste des Atlantik, zu der wir sie zurückgedrängt hatten.
    Das Mädchen hielt die Hände hoch und drehte die Handteller nach außen. »Banane«, sagte sie heiser, aber deutlich.
    Malenfant klappte die Kinnlade herunter. »Höre ich recht?«
    »Englisch«, sagte Nemoto atemlos. »Sie spricht tatsächlich Englisch.«
    »En'lisch«, sagte das Mädchen.
    Nun schlug Malenfant das Herz bis zum Hals. »Das bedeutet, dass Emma in der Nähe sein muss. Sie hat überlebt und ist in der Nähe.«
    »Wir wissen bisher nur sehr wenig, Malenfant«, sagte Nemoto.
    »Wir sind auf einer Welt voller Geheimnisse.«
    Ein Knacken ertönte hinter Malenfant: Ein brechender Zweig, ein Schritt. Er wirbelte herum.
    Da waren noch mehr von den Affenmenschen, acht bis zehn an der Zahl – alles Erwachsene, Männer und Frauen. Sie waren so nackt wie das Mädchen, aber nicht alle hatten so schöne Körper.
    Ein paar von ihnen wiesen Narben, Schnittwunden und Verbrennungen auf, und ein paar hatten graue Strähnen im Haar. Sie hatten sich in einer Reihe aufgestellt, wodurch sie Malenfant und Nemoto vom Landungsboot abschnitten, und blickten die beiden finster an.
    »Die machen aber keinen sehr freundlichen Eindruck«, murmelte Nemoto.
    »Ach ja? Meinen Sie, das sei nun der richtige Zeitpunkt, um mit dem Zeichensprache-Unterricht zu beginnen?«
    »Malenfant, wo sind die Waffen?«
    »… Im Landungsboot.« Verflucht!
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    Das Schweigen zog sich in die Länge. Die Affenmenschen standen wie Statuen da.
    »Es stinkt mir, das Landungsboot zurückzulassen«, zischte Nemoto. »Wir haben noch nicht einmal die Notfall-Proben verstaut.«
    Malenfant unterdrückte ein blödes Lachen. »Da geht unser wissenschaftlicher Bonus dahin.«
    Einer der Affenmenschen trat vor. Bartsträhnen hingen ihm vom Kinn, wobei die längeren Strähnen mit einer primitiven Klinge gestutzt zu sein schienen. Er öffnete den Mund und zischte.
    Malenfant glaubte rot gefleckte Zähne zu erkennen.
    Nemoto sagte: »Malenfant, ich glaube …«
    »Ja. Ich glaube, er will eine Probe von uns nehmen.«
    Der große Mann hob den Arm. Zu spät erkannte Malenfant, dass er einen Stein in der Faust hielt. Malenfant duckte sich seitwärts weg. Der Stein verfehlte den Kopf, schnitt aber durch die Kleidungsschichten über der Schulter und ritzte die Haut an.
    »Plan B«, stieß er hervor.
    Die beiden sprinteten los und rannten zum Wald. Sie liefen am Mädchen vorbei, das einen halbherzigen Versuch unternahm, sie festzuhalten. Für einen Moment hegte Malenfant die Hoffnung, dass sie auf irgendeiner Ebene entschieden hatte, sie laufen zu lassen.
    Und dann stürzte er sich auch schon hinter Nemoto in den grü-
    nen Schlund des Walds, und er hatte keine Zeit mehr zum Nachdenken.
    Durch das fehlende Sonnenlicht war der Wald von einer klammen Feuchtigkeit durchdrungen, die jeden Busch und jeden Baumstamm mit einer glitschigen Schicht überzog. Bald zitterten beide vor Kälte.
    Und ein Fortkommen war fast unmöglich. Malenfant hatte während der Einführung ins Shuttle-Programm zwar ein kurzes 266
    Dschungel-Training absolviert. Doch dieser Wald war fast unpas-sierbar, so tief gestaffelt waren die verschlungenen

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