Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Wurzeln, Äste, Blätter und das Moos über dem unebenen Boden. Malenfant wurde sich in aller Schärfe bewusst, dass dies kein Ort für Menschen war.
    Trotzdem schlugen sie sich mühsam weiter durch und machten dabei einen Lärm, dass er von den Flanken der ›Zielscheibe‹ wider-hallen musste.
    Er stellte sich die hektische Betriebsamkeit in den Hinterzim-mern der Missionskontrolle in Houston vor; die Telefonleitungen mussten durch die Anrufe von Paläontologen, Anthropologen und Evolutions-Psychologen förmlich glühen. Was hätte er in diesem Moment darum gegeben, die blechernen Stimmen von der Erde zu hören. Es drang zwar ein statisches Rauschen aus dem winzigen Tornister-Lautsprecher, aber Stimmen hörte er keine.
    Einmal glaubte er, einem Affenmenschen gegenüberzustehen. Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf jemanden – auf etwas – im grünen Zwielicht des dichten Walds. Es stand aufrecht wie ein Affenmensch, war aber kleiner, vielleicht so groß wie ein Schimpanse und anscheinend behaart. Es schnatterte, streckte die langen Arme nach ihm aus und verschwand dann wieder unterm Blätterdach.
    Danach sicherte Malenfant nicht nur seitlich, sondern auch nach oben.
    Schließlich blieben sie stehen und gingen hinter einem dicken, mit Pilzen bewachsenen Baumstamm in Deckung. Sie schnauften in der dünnen Luft und zitterten. Malenfants Gesicht war nass von Schweiß und Tau.
    Nemotos Augen leuchteten groß im Dämmerlicht. Ihre Blicke huschten in alle Richtungen wie die eines in die Ecke getriebenen Tieres.
    »Wir haben uns ziemlich blöd angestellt, was?«, flüsterte er.
267
    »Wer hätte aber auch damit gerechnet, dass wir gleich von einer Rotte Homo erectus angegriffen werden würden?«
    »Ja, aber es hat nach dem Öffnen der Luke nicht einmal eine halbe Stunde gedauert, bis wir das Landungsboot, die Vorräte und Waffen verloren haben. Ich weiß nicht einmal, in welche Richtung wir laufen.«
    »Wir werden uns das Landungsboot zurückholen.«
    »Woher wollen Sie das denn wissen?«
    »Weil wir es müssen«, sagte Nemoto einfach.
    Ein Schatten fiel in sein Blickfeld. Er war vage, schwer von der schwingenden Bewegung eines Asts und den Scheiben aus gespren-keltem Sonnenlicht zu unterscheiden, die auf dem Waldboden flirrten.
    Die Kamera auf der Schulter schwenkte auf sein Gesicht, und er rang sich ein Grinsen ab. »Wenn ihr Jungs eine Idee habt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt …«
    Acht, neun, zehn Schatten schlichen um sie herum, Schatten, die sich zu Affenmenschen verdichteten.
    »Die Erectus. Sie jagen uns«, sagte Nemoto. »Dafür reicht ihre Intelligenz aus.« Sie wirkte gelassen und furchtlos.
    Die Affenmenschen kamen näher. Ein paar von ihnen grinsten, und einer der Männer, der vielleicht durch die Aussicht auf Beute stimuliert wurde, präsentierte eine beeindruckende Erektion.
    Malenfant stand langsam auf. Die Kamera auf der Schulter schwenkte surrend in alle Richtungen. Sie war irgendwie der größ-
    te Störenfried in seinem Universum. »Ich glaube …«, sagte er.
    Eine große, schwere Kreatur kam aus der Tiefe des Walds gerannt und stürzte sich auf den größten Affenmann. Sie wälzten sich ringend am Boden.
    Die Affenmänner scharten sich um die Kämpfer, riefen und brüllten und bleckten die Zähne – vielleicht ein Ausdruck von 268
    Angst – und schlugen wirkungslos nach den sich wälzenden Gestalten.
    Nemoto packte Malenfant am Arm, und sie zogen sich zurück.
    »Ich glaubte, das sei ein Bär«, sagte Nemoto.
    »Nein«, erwiderte Malenfant düster.
    Nein, das war kein Bär: Ein Mensch – eine andere Sorte Mensch, kleiner als sein nackter Gegner, aber viel stärker und mit Tierfellen bekleidet, die mit rot-schwarzer Schnur um den Körper gewickelt waren. Obwohl der Affenmann am Boden ein formidabler Gegner war und jedem Menschen im Nahkampf sicher überlegen gewesen wäre, war der Bären-Mann noch stärker, und bald hatte er den Affen-Mann auf den Rücken gedreht und sich auf seine Brust gesetzt.
    »Genug?«, knurrte der Bären-Mann.
    Wieder drang ein englisches Wort an Malenfants Ohr – verzerrt, aber verständlich. War es wirklich vorstellbar, dass Emma nicht nur einer, sondern zwei Arten von Hominiden auf diesem Mond Englisch beigebracht hatte? Und wenn nicht, welche Erklärung gab es dann?
    Der Mann am Boden hieb gegen die Hand, die ihn geschlagen hatte, aber es war klar, dass er den Kampf verloren hatte. Der Bä-
    ren-Mann lehnte sich zurück und ließ ihn aufstehen.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher