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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Affen-Mann ging zu seinen Begleitern zurück, und für einen Moment flammte wieder Trotz auf. »Ham!«, knurrte er den Bären-Mann an. »Essen Ham gutes Essen!«
    Der Bären-Mann – der ›Ham‹ – riss den Mund auf und zeigte eine Reihe flacher brauner Zähne. Er rannte auf die Affen-Leute zu, schlug sie in die Flucht und mit einem großen, bloßen Fuß trat er dem letzten Mann kräftig in den Hintern.
    Dann kam der Bären-Mann zu Malenfant und Nemoto. Er war einen guten Kopf kleiner als Malenfant – nicht größer als einen Meter sechzig oder fünfundsechzig –, aber er war breit wie ein 269
    Schrank. Unter den Fellen, die ihn lose umhüllten, sah Malenfant schwellende Muskeln. Sein Gang war irgendwie ungelenk, als ob er O-Beine hätte oder das Gleichgewicht nicht richtig zu halten vermochte. Er hatte einen langen und flachen Schädel mit einer Aufwölbung am Hinterkopf, die sich unter einem dichten schwarzen Haarschopf abzeichnete. Er hatte eine enorme Nase, und unter knochigen Brauen funkelten braune Augen wie zwei Höhlen.
    Schweiß hatte sich in einer Vertiefung zwischen den Brauenwülsten und der flachen Stirn gesammelt.
    »Neandertaler«, murmelte Nemoto. »Vielleicht auch ein Homo heidelbergensis. Höchstwahrscheinlich ein Neandertalensis der sogenannten klassischen Variante. Oder vielmehr eine Linie, die sich hier aus den Neandertalern entwickelt hat.«
    Malenfant roch Bier im Atem des Neandertalers. »Was ist das denn?«, fragte er. Bier?
    Der Neandertaler – oder Bären-Mann oder Ham – grinste sie an.
    »Blödi Läufer«, sagte er. »Leicht Angst machen.« Er steckte die Zunge heraus und machte einen Satz. »Bäh!«
    Malenfant und Nemoto wichen zurück. Die Stimme des Bären-Manns war rau und belegt, und er verschluckte die Vokale. »Immerhin spricht er besser als ich nach ein paar Stunden im Outpost«, sagte Malenfant.
    Plötzlich ertönte ein Knacken im Wald. Es waren schwere Schritte, die der Verursacher nicht zu dämpfen versuchte. »Was, zum Teufel, ist hier los, Thomas?«, rief eine Stimme.
    Malenfant runzelte die Stirn und versuchte den Akzent zuzuord-nen. Natürlich Englisch – vielleicht ein britischer Akzent –, aber seltsam verzerrt.
    »Hier, Baas«, rief der Bären-Mann. »Läufer. Fortjagen.«
    Ein Mann kam aus dem Schatten auf sie zu – ein richtiger Mensch diesmal, ein untersetzter Mann, weiß, vielleicht fünfzig Jahre alt mit einem Schnauzbart. Er war mit einem Hirschlederan-270
    zug bekleidet und trug eine Art Armbrust über der Schulter.
    Etwas, das wie ein langbeiniges Kaninchen aussah, hing an seinem Gürtel.
    Als er Malenfant und Nemoto sah, blieb er wie angewurzelt stehen und formte den Mund zu einem perfekten Kreis.
    Malenfant breitete die Arme aus. »Wir kommen aus Amerika.
    Wir sind von der NASA.«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Von wo …? Seid ihr gekommen, um uns zu retten?« Malenfant sah plötzliche und intensive Hoffnung in seinen Augen aufflammen. Er ging mit ausgestreckter Hand auf Malenfant zu. »McCann. Hugh McCann. Wir sind schon so lang hier! Seid ihr gekommen, um uns nach Hause zu bringen?«
    Malenfant spürte eine leichte Berührung an der Schulter und hörte ein leises Knirschen. Er drehte sich um und sah, dass die Kamera verschwunden war. Der Neandertaler hatte sie abgerissen.
    Emma Stoney:
    Das aus dem Himmel fallende und nach Osten abdriftende Raumschiff war unverkennbar gewesen mit dem schwarzweißen Shuttle-Design unter einem blauweißen Fallschirm. Ihre Augen waren auch nicht mehr so gut wie früher, aber sie hätte schwören können, ein rundes blaues NASA-Logo an der Seite gesehen zu haben.
    Malenfant. Wer sonst?
    Sie wusste intuitiv, dass sie dem Schiff folgen musste. Sie konnte nicht länger bei der Ham-Rotte bleiben. Sie durfte sich nicht darauf verlassen, dass wer auch immer vom Himmel gefallen war, sich auf die Suche nach ihr machen würde. Sie hatte ihr Schicksal selbst in den Händen gehabt, seit sie vom Himmel der Erde auf diesen seltsamen Ort gefallen war. Sie musste selbst zum Landungsboot gelangen.
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    Sie suchte ihre Ausrüstung zusammen und ließ obendrein Steinwerkzeuge und Speere aus den Beständen der Hams mitgehen – ohne Schuldgefühle, denn die Hams schienen ihre Werkzeuge nur für den einmaligen Gebrauch anzufertigen und anschließend wegzuwerfen. Mit dem Hut aus geflochtenen Gräsern und dem Fell-umhang muss ich aussehen wie eine Kräuterhexe, sagte sie sich.
    Sie wollte sich von dem Ham, der sie gefunden hatte, und von

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