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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sollten sich über die Asche freuen, Malenfant. Dies ist ei-ne kleine Welt ohne tektonische Aktivitäten. Erosion ist hier eine Einbahnstraße, und ohne einen Recycling-Mechanismus würde die ganze Luft irgendwann im Gestein eingeschlossen sein.«
    »Wie auf dem Mars.«
    »Und doch nicht wie auf dem Mars. Wir wissen noch nichts über die geologischen und biologischen Zyklen auf dem Roten Mond. Vielleicht werden wir es nie herausfinden. Aber der Eintrag von Gasen aus der Zielscheibe in die Luft dient sicher der Regene-rierung der Atmosphäre. Was fällt Ihnen sonst noch auf?«
    Er hob den Kopf, schnüffelte und lauschte.
    »Vogelstimmen«, sagte Nemoto. »Ich meine damit, dass keine zu hören sind.«
    »Keine Vögel? Dabei müsste ihnen hier in der niedrigen Schwerkraft das Fliegen doch leichter fallen.«
    »Aber die Luft hat auch eine geringere Dichte. Flügel hätten weniger Auftrieb als auf der Erde. Die Vögel brauchten mehr Muskelkraft und eine größere Lunge … Wir werden vielleicht Gleiter und Laufvögel sehen. Aber wir dürfen nicht mit der Vielfalt rechnen, wie wir sie von der Erde her kennen.«
    Schade, sagte Malenfant sich.
    Malenfant zog ein T-Shirt an, eine kurze Hose, ein dünnes Sweatshirt und einen hellblauen Overall. Dann stieg er wieder in die Stiefel. Er genoss die Wärme der Kleidung; die Luft war trotz der heißen Sonne feucht und kühl. Sie verstauten die schweren Goretex-Anzüge im Landungsboot, um sie parat zu haben, wenn sie zur Erde zurückkehrten – eine Option, die Malenfant sich immer weniger vorzustellen vermochte.
    Malenfant schulterte das Funkgerät. Es handelte sich dabei um einen speziellen Ausrüstungsgegenstand, den Techniker im Johnson Space Center eigens für sie angefertigt hatten. Auf einem klei-257
    nen, aber leistungsstarken Transceiver saß wie ein Juwel eine winzige Kamera. Antennen waren in die Overalls integriert, und die Signale wurden von kleinen Comsats übertragen, die den Roten Mond in niedrigen Orbits umliefen. Der Handel sah so aus, dass außer im Notfall die Controller nichts über den Aufenthalt auf der Oberfläche verlauten ließen (sie bestanden darauf, ihn als Aktivität außerhalb des Raumfahrzeugs zu bezeichnen, was in Malenfants Augen ein absurder Euphemismus für das Gerät war, mit dem sie hier angekommen waren – im Gegensatz zum Ort, an dem sie gelandet waren). Im Gegenzug hatte die Bodenstation die Kontrolle über die Kameras.
    Bald wurde die Kamera auf Malenfants Schulter mit einem leisen Surren hin und her geschwenkt. »Meine Güte«, sagte er. »Ich komme mir vor wie Long John Silver.«
    Nemoto lachte, wie sie es immer tat, wenn sie merkte, dass er einen Witz gemacht hatte. Er war aber nicht sicher, ob sie den Bezug überhaupt verstand.
    Ihre Kamera wurde nun auch aktiv, und sie ging über die ebene Lichtung. Sie befüllte wahllos kleine Beutel mit Proben der Vegetation und des roten Erdbodens; das waren Notfall-Proben, die für den Fall, dass sie schnell von hier verschwinden mussten, im Landungsboot deponiert werden sollten. Sie stieß auf eine flache Pfüt-ze, die mit einem grünlichen Schaum überzogen war und stieß die Sonde des Sensorpacks hinein. »Wasser«, sagte sie. »Obwohl ich Ihnen nicht empfehlen würde, es zu trinken.«
    Malenfant, dessen Kamera ein reges Eigenleben entwickelte, drehte sich nach Westen, in die Richtung, aus der das Boot gekommen war. Die Route war leicht zu verfolgen. Das an einem blauen Fallschirm hängende Landungsboot war vom Himmel gefallen, durch die Bäume gebrochen und hatte eine Schneise der Verwüstung aus gefällten Bäumen, abgebrochenen Ästen und abge-rissenem Laub gezogen. Die Spur endete auf dieser kleinen Lich-258
    tung, wo die schwarzweiße Hülle des wie ein Fremdkörper anmutenden Landungsboots inmitten zersplitterter Baumstämme lag.
    Malenfant ging um das Landungsboot herum und machte eine Schadensfeststellung. Die ganze Unterseite war eingekerbt, eingedrückt und verzogen. Hitzefeste Kacheln waren abgerissen und im Wald verstreut, und die Steuerflächen waren alle angesengt und verbogen.
    Das einzig Gute, das man über diese Landung zu sagen vermochte, war, dass er sie nicht verbrochen hatte.
    Nachdem der Rote Mond für ein paar Tage aus dem Orbit in Augenschein genommen worden war, hatten die Besatzung und die Missionsplaner auf der Erde die größte Siedlung als geeigneten Zielpunkt für die Landung angepeilt. (Nicht dass sie etwa gewusst hätten, wer oder was diese große Siedlung

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