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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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müssen hoffen, dass unsre Touren auch geschlossen sind, was?«
    Nach der ersten Nacht gab McCann Malenfant und Nemoto zwei getrennte Hütten. In dieser schrumpfenden Kolonie gab es reichlich Platz.
    Malenfant vermochte nicht einzuschlafen. Er lag in der baufälligen Grassodenhütte und schaute aus dem Fenster in die Nacht hinaus.
    Er hörte die Rufe von Räubern, als das letzte Licht erlosch.
    Dann trat völlige Stille ein, als ob die Welt den Atem anhielte – und dann ein kühler Windhauch, der den Anbruch der Morgendämmerung markierte.
    Malenfant war dieses naturverbundene Leben nicht gewohnt. Er hatte das Gefühl, in einer riesigen Maschine eingesperrt zu sein.
    Er wälzte Pläne. Er war ein Mann, der es gewohnt war, die Kontrolle über eine Situation zu übernehmen, vorwärts zu stürmen und nachzusetzen, bis sich etwas ergab. Das war aber nicht seine Welt, und er war erbärmlich schlecht ausgerüstet hier angekommen; er sah keinen erfolgversprechenderen Weg, als sich zu Fuß auf gut Glück durch den Wald zu schlagen. Er musste abwarten, die Lage klären und eine Option finden, die eine hinreichende Aussicht auf Erfolg bot. Trotzdem machte diese erzwungene Untä-
    tigkeit ihn fertig.
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    Die Tür öffnete sich.
    Das Neandertaler-Mädchen kam in die Hütte. Sie trug eine Schüssel mit heißem Wasser, ein frisches Handtuch und einen Krug, der vielleicht Brennnesseltee enthielt.
    »Julia«, sagte er leise.
    Sie blieb im grauen Dämmerlicht stehen, wobei das Glühen vom Fenster die markanten Konturen ihres Gesichts hervorhob. »Hier, Baas.«
    »Weißt du, was hier vorgeht?«
    Sie verharrte.
    Er wedelte mit der Hand. »All das. Der Rote Mond. Verschiedene Welten.«
    »Frag die Ollen«, sagte sie leise.
    »Wen?«
    »Die Ollen. Frach sie was los is.«
    »Die Alten? Wo leben sie denn?«
    Sie zuckte die Achseln, wobei die Schultern sich wie ein aus-brechender Vulkan hoben. »Am ollsten Ort.«
    Er runzelte die Stirn. »Und was ist mit dir, Julia?«
    »Baas?«
    »Was willst du?«
    »Nach Hause«, sagte sie wie aus der Pistole geschossen.
    »Nach Hause? Wo ist dein Zuhause?«
    Sie wies gen Himmel. »Graue Erde.«
    »Weiß Mr. McCann, dass du nach Hause willst?«
    Sie zuckte wieder die Achseln. »Hier geboren.«
    »Was?«
    Sie wies auf sich. »Hier geboren. Mutter. Mutt' hier geboren.«
    »Dann ist hier dein Zuhause, bei McCann.«
    Sie schüttelte in einer sehr menschlichen Geste den Kopf und deutete wieder auf den Wald und den Himmel.
    »Du, Baas?«, sagte sie dann. »Was wills' du?«
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    Er zögerte. »Ich bin gekommen, um meine Frau zu suchen.«
    Ihr Gesicht blieb ausdruckslos. Aber sie sagte: »Fam'lie.«
    »Ja. Ich glaube schon. Emma ist meine Familie. Ich bin gekommen, um nach ihr zu suchen.«
    »Lang' Weg.«
    »Ja. Ja, es war ein langer Weg. Und ich bin noch nicht am Ziel.«
    Sie ging auf ihn zu und kramte in den Taschen ihres Rocks.
    »Thomas«, sagte sie.
    »Ich kenne ihn. Er hat mich gefunden.«
    »Hat von einem Läufer im Wald genommen.« Sie hielt ihm in der Dunkelheit etwas hin, etwas Kleines und Juwelenartiges, das auf ihrer Handfläche glitzerte.
    Er nahm es und hielt es gegen das Licht im Fenster. Es war eine Lupe, die arg verkratzt und vom Halter abgebrochen war. Sie war mit dem Monogramm der südafrikanischen Luftwaffe versehen.
    »Emma«, stieß er elektrisiert hervor. Es gab also wirklich Dinge, von denen McCann keine Ahnung hatte; er wusste nicht einmal über die Hams in seinem eigenen Haushalt Bescheid. »Julia, wo …«
    Aber sie war schon gegangen.
    Manekatopokanemahedo:
    »Ich habe drei Frauen und sechs Kinder. So läuft das in meiner neuen Heimat …« Babo redete schnell und hektisch, und seine Fußknöchel klapperten, als er mit ihr durch die großen dunklen Hallen des Gebäudes ging. Sein Körperhaar war zu Zöpfen geflochten und in einer Art und Weise gefärbt, die Manes schlich-tem Poka-Geschmack zuwiderlief. »Die Farm ist schön, Mane, und noch dazu größer als die der Poka-Linie, aber ihre Konzeption beruht auf dem Dreieck: Natürlich flächendeckend, aber beengt und 312
    unübersichtlich im Vergleich zu Pokas klar gezeichneten Sechs-ecken.«
    »Du warst schon immer ein Ästhet«, sagte sie trocken.
    Dieses ganze Gebäude war, wie ihr langsam bewusst wurde, vom Keller bis zum Dachgeschoss ein einziger Datenspeicher. Physika-lisch waren die Daten zum Teil in schimmernden Kuben gespeichert, die Stücke aus Quantenschaum enthielten: Winzige Wurm-löcher, die in Bedeutungsmustern erstarrt

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