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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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waren; und manche waren auf Pergament und Tierhäute geschabt.
    »Manche dieser Stücke sind wirklich uralt«, sagte Babo. »Sie datieren eine halbe Million Jahre und mehr zurück. Und die Luftmauer ist ein kontrollierter Sturm, musst du wissen. Er gleicht einem Wirbelsturm, wird aber von unsichtbaren Kräften im Zaum gehalten. Er tobt sich hier nun schon seit fünfzigtausend Jahren aus, so dass der Markt sich die ganze Zeit im Auge des Sturms befunden hat – ein Auge, das den Himmel über den Wolken zeigt, einen Himmel, der dem Studium durch die Astrologen geöffnet wurde …«
    Sie blieb stehen und schaute ihn finster an. »Ach, Babo, ich will nichts von Luftmauern oder Aufzeichnungen hören! Ich hätte nie geglaubt, dich wieder zusehen – ich wusste auch nicht, dass jetzt du ein Astrologe bist …«
    Er seufzte und zupfte sich versonnen an der Nase. »Ich bin kein Astrologe. Aber die Astrologen haben nach mir geschickt. In jüngeren Jahren habe ich einige Zeit hier verbracht und Aushilfsarbei-ten verrichtet, bevor ich die Heimat meiner Frauen erreichte. Viele Jungen tun das, Mane. Ihr Matriarchen regiert zwar die Welt, aber es gibt vieles, das ihr nicht wisst; nicht einmal über jene, die eure Kinder zeugen!«
    »Was machst du hier, Babo?«
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    Er legte sich die großen Hände um den Kopf. »Weil die Astrologen dachten, es sei netter. Netter, wenn dein Bruder dir die Neuigkeiten mitteilte und kein Fremder …«
    »Welche Neuigkeiten?«
    Er fasste sie an der Hand und zog daran. »Komm und schau mit mir den Himmel. Dann werde ich dir alles erzählen.«
    Zögernd folgte sie ihm.
    Das Gebäude war hoch, und sie hatten einen langen Aufstieg vor sich. Erst benutzten sie simple isomorphe Kurzstrecken-Abbildungen, doch dann kamen sie zu den primitiveren Teilen des Gebäudes, wo sie an Sprossen, die in nackte Ziegelstein-Mauern eingelassen waren, empor klettern mussten.
    Babo ging voran. »Das ist erstaunlich«, rief er zu ihr hinab. »Das Klettern fällt uns leicht; wir haben starke Arme und Füße, die gut greifen können. Aber es hat den Anschein, als ob unsre klettern-den Vorfahren sich zu Lebewesen entwickelt hätten, die eine Zeit-lang aufrecht auf den Hinterbeinen gingen. Dies ist aus der Lage des Beckens ersichtlich – nun gut. Aber wir haben das wieder aufgegeben; nun gehen wir wieder auf allen Vieren und berühren mit den Knöcheln den Boden.«
    »Wenn du aufrecht gehen wolltest, würdest du vom Wind umgerissen werden.«
    »Gewiss, gewiss – aber was ist dann der Grund dafür, dass wir die Spuren von zweifüßigen Vorfahren in uns tragen? Wir sind Geschöpfe der Anomalie, Mane. Wir sind mit keinem Tier dieser unserer Erde enger verwandt – mit keinem einzigen, jedenfalls nicht oberhalb einer gewissen biochemischen Äquivalenz, ohne die wir nicht einmal Nahrung aufzunehmen imstande wären und schnell verhungern würden. Wir erkennen evolutionäre Beziehungen unter allen Geschöpfen der Welt, die in einer Hierarchie aus Familien und Phyla miteinander verbunden sind – außer uns. Wir scheinen einzigartig zu sein, als ob wir vom Himmel gefallen wären. Wir 314
    haben keine evolutionären Vorläufer, und es gibt keine Knochen im Boden, die den Untergang derjenigen markieren würden, die vor uns kamen.
    Ist es möglich, dass wir uns irgendwo anders entwickelt haben? An einem Ort, wo der Wind nicht so stark weht, wo es möglich war, aufrecht zu gehen?«
    »Was für einem Ort? Und wie hätten wir von dort nach hier gelangen sollen?«
    »Ich weiß es nicht. Niemand weiß das. Aber das Muster der Knochen und die Biochemie sind unverkennbar.«
    »Auf müßigen Spekulationen, Babo, gedeiht nicht einmal Un-kraut.«
    »Die typische Antwort eines Farmers«, sagte er bekümmert.
    »Aber wir sind von Mysterien umgeben, Manekato. Die Astrologen hoffen, dass deine Mission zur Lösung einiger dieser fundamenta-len Rätsel beiträgt. Bitte klettere weiter, liebe Mane! Wir sind bald da, und dann werde ich dir alles sagen.«
    Schwerfällig umklammerte sie mit Händen und Füßen die Sprossen und setzte den Aufstieg fort.
    Sie erreichten eine Plattform unter freiem Himmel. Aber es wehte kein Lüftchen, und die Luft war genauso warm wie im Innern des Turms.
    Babo ging nervös umher und schaute in den Himmel. »Es wird schon dunkel. Die Tage sind kurz, weil der Planet sich so schnell dreht – hast du schon mal darüber nachgedacht, Mane? Das müss-te aber nicht sein. Die Erde könnte sich langsamer drehen, und wir hätten dann

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