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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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längere Tage, wo man es ruhiger angehen lassen könnte und – oh, schau!« Er wies mit einem langen Finger nach oben. »Schau, ein Stern!«
    Sie schaute mühsam auf. Da stand ein einzelner heller Stern, fast im Zenit, der mit dem sich vertiefenden Blau des Himmels kontrastierte.
315
    »Schon seltsam«, sagte Babo atemlos, »dass vor den ersten zag-haften Abbildungen keines Menschen Auge je einen Stern geschaut hat.«
    »Was soll's?«, grunzte Manekato. »Sterne sind trivial. Man muss sie nicht sehen.«
    Als Manekato zwei Jahre alt war, hatte man sie zusammen mit ein paar anderen Kindern und einer Handvoll Gegenstände in einem Raum eingeschlossen: Einem Sandkorn, einem Bergkristall, einer Wasserschüssel, einem Blasebalg, einem Blatt und anderen Dingen. Und den Kindern wurde aufgegeben, die Natur des Universums vom Inhalt des Raums abzuleiten.
    Natürlich variierten die Ergebnisse solcher Versuche – wobei die Abweichungen an sich oftmals interessant waren und Einblicke in wissenschaftliches Verständnis, das Wesen der Realität sowie in die Psychologie des sich entwickelnden Bewusstseins gewährten. Doch die meisten Kinder gelangten aufgrund intuitiver Logik schnell zu einem Universum mit Planeten und Sternen und Galaxien. Und das, obwohl sie noch nie auch nur einen Stern gesehen hatten.
    Sterne waren schließlich triviale Mechanismen, selbst im Vergleich zum einfachsten Bakterium.
    »Aber die Details machen den Unterschied«, sagte Babo, »und die vermag man natürlich nicht vorherzusagen. Das und die Schönheit. Das kam völlig unerwartet für mich. Ach ja, und noch etwas.
    Die Leere des Universums …«
    Manekatos Vorschulkameraden hatten – in einer Art gruppendy-namischer Intuition – mehrheitlich gefolgert, wenn diese Welt bewohnt ist und das Universum groß ist, dann müsse es viele bewohnte Planeten geben. Sie erinnerte sich an die große Überraschung, als sie gelernt hatte, dass das gar nicht stimmte: Dass nach dem aktuellen Kenntnisstand im Universum die Organisation fehlte, die ein Ausdruck des Wirkens von Intelligenz gewesen wäre.
316
    »Das ist ein tiefes, uraltes Mysterium«, sagte Babo. »Wieso sehen wir keine Farmen am Himmel? Natürlich sind wir eine sesshafte Spezies und begnügen uns mit der Kultivierung der Farmen. Aber nicht jede Spezies muss unbedingt die gleichen Imperative haben wie wir. Stell dir eine aggressive Spezies vor, die das Territorium anderer Spezies begehrt.«
    Sie ließ sich das durch den Kopf gehen. »Das ist absurd und unwahrscheinlich. Eine solche Spezies würde sich gewiss in Bruder-kriegen zerfleischen, wenn das Unlogische ihres Wesens sich offenbart.«
    »Vielleicht. Aber würden wir dann nicht das Aufflammen von Kriegen sehen und die mächtigen Ruinen, die sie hinterlassen haben? Wir müssten sie sehen, Mane.«
    »Babo, komm zur Sache«, sagte sie schroff.
    Er seufzte und hockte sich vor ihr hin. Sanft kämmte er sie und zupfte ihr imaginäre Insekten aus dem Fell, wie er es getan hatte, als sie noch Kinder waren. »Mane, liebe Mane, die Astrologen haben die Sterne gelesen …«
    Das Wort ›Astrologie‹ leitete sich in Manekatos alter, reicher Sprache von älteren Wurzeln ab, die ›das Wort der Sterne‹ bedeuteten. Heute hatte die Astrologie Astronomie, Physik und andere Disziplinen integriert; heute war die Astrologie kein Aberglaube und keine Scharlatanerie mehr, sondern eine fundamentale Wissenschaft. Wenn es im Universum nämlich keine anderen Intelligenzen außer den Menschen gab, dann hatte der Lauf der Sterne keine Bedeutung – außer für das Schicksal der Menschen.
    Und nun, sagte Babo, hätten die Astrologen beim Blick in den Himmel und dem Studium Jahrtausende alter Aufzeichnungen ei-ne drohende Gefahr entdeckt.
317
Joshua:
    Mary hatte ihre Tage. Ihr Geruch schien die ganze Hütte und den Kopf jedes Mannes zu erfüllen.
    Joshua sehnte sich danach, dass ihr Blut versiegte und sie und die anderen Frauen sich wieder in die grauen Randbezirke des Bewusstseins zurückzogen. Denn der starke Schmerz, der von Mary verursacht wurde, lenkte ihn vom großen Rätsel ab, das ihn beschäftigte.
    Immer wieder dachte er an die großen blauen Flügel, die er vom Himmel hatte fallen sehen und die das dicke schwarzweiße Sa-menkorn seinem unbekannten Schicksal im Wald auf der Klippe entgegengeführt hatten. So ein Ding hatte er noch nie zuvor gesehen. Was war es ?
    Joshua lebte in einer Welt, die Veränderungen nicht als solche wahrnahm. Und doch sagte ihm eine Stimme

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