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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seines Bewusstseins, dass es Veränderungen gab. Einst hatten die Leute auf der Grauen Erde gelebt. Nun lebten sie hier. Also hatte sich in der Vergangenheit etwas verändert. Und nun war der schwarzweiße Samen vom Himmel gefallen, und was immer ihm entspross, bedeutete sicher auch eine Veränderung für die Zukunft.
    Veränderung in der Vergangenheit, Veränderung in der Zukunft.
    Trotz Joshuas starrer geistiger Strukturen hatte er ein instinktives Abstraktionsvermögen: Auf seiner Welt hatte es zwei besondere Vorkommnisse gegeben – die Graue Erde und der Himmelssamen –, und deshalb musste ein Zusammenhang zwischen ihnen bestehen. Aber welcher? Diese Frage ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
    Joshua hatte zuvor schon Rätsel gelöst.
    Als Kind hatte er einen Ort gefunden, wo Abel, sein älterer Bruder, einen Gravierstichel angefertigt hatte. Es war nur eine sandige Stelle, wo Steinsplitter in einem annähernden Dreieck verstreut waren und den Platz anzeigten, an dem Abel gesessen hatte. Joshua 318
    hatte den Schutt neugierig durchsucht. In der Hütte hatte er dann den Gravierstichel selbst gefunden. Es war eine schöne Arbeit, ein schlankes und spitzes Werkzeug, das sich griffig in Joshuas kleine Hand schmiegte. Und er erinnerte sich an den Splitter draußen.
    Er setzte sich dorthin, wo sein Bruder gesessen hatte – ein Bein ausgestreckt, das andere unter den Körper gezogen. Er hob Splitter auf und versuchte, sie mit dem fertigen Werkzeug zu verbinden.
    Er fand Splitter, die genau in die Vertiefungen und Kerben des Werkzeugs passten und dann noch mehr Splitter, die die anderen ergänzten.
    Bald hatte er mehr Splitter in den Händen, als er zu halten vermochte. Also legte er sein Werk vorsichtig ab und ging ein Stück die Klippe hinauf, die hinter der Hütte aufragte. Er fand einen kleinen Baum, der aus einer Spalte wuchs und zapfte ihm Saft ab.
    Mit dem klebrigen Zeug in den hohlen Händen rannte er zum Arbeitsplatz zurück und klebte die Splitter mit dem Saft ans Werkzeug. Der Saft verklebte ihm die Finger, und bald war das Ganze nur noch eine klebrige Masse. Aber er machte weiter und ignorierte die Sonne, die am Himmel immer höher stieg.
    Schließlich hatte er alle größeren Splitter, die er auf dem Boden gefunden hatte, zusammengeklebt, und es lag nur noch feiner Staub herum. Und er hatte den Stein fast völlig wiederhergestellt, aus dem der Gravierstichel angefertigt worden war.
    Mit aufgeregten Rufen rannte er in die Hütte und präsentierte sein Werk. Aber er stieß nur auf Unverständnis. Abel hatte das klebrige Splitter-Gebilde befingert und »Was, was?«, gefragt.
    Ein Stein war ein Stein, bis er in ein Werkzeug verwandelt wurde, und dann existierte der Stein nicht mehr. Genauso, wie Jacob nur ein Mensch gewesen war, bis er gestorben war, und dann gab es nur noch eine Masse aus Fleisch und Knochen, die bald von den Würmern aufgefressen sein würde. Ein Werkzeug in einen Stein zurückzuverwandeln mutete die Leute fast so seltsam an, als 319
    ob Joshua versucht hätte, Jakobs Knochen wieder zum Leben zu erwecken.
    Schließlich zerstörte Abel das kleine Stein-Puzzle. Die klebrigen Splitter hafteten an der Hand, und er wischte sie mit einem gereiz-ten Knurren ab.
    Doch in irgendeinem Winkel seines geräumigen Hirnkastens hatte Joshua immer die Erinnerung daran gespeichert, dass er das Rätsel des zerschmetterten Steins gelöst hatte. Während er sich nun mit dem Rätsel der multiplen Erden und dem fallenden Samen beschäftigte, drang dieses alte Stein-Puzzle wieder in sein Bewusstsein.
    Als dann ein zweiter Samen vom Himmel fiel – auch so ein dickes schwarzes und weißes Bündel, das unter einem blauen Dach hing und auf der Klippe landete, wo schon das erste niedergegan-gen war –, wusste er, dass er nicht eher ruhen würde, bis er mit eigenen Augen gesehen hatte, was für ein mächtiger Baum aus diesem seltsamen Samen spross.
    Joshua fragte Abel, Saul und andere Männer, ob sie ihn beim Ab-stecher zur Klippe begleiten wollten. Aber sie sahen keinen Sinn in dieser Mission – keine jagdbaren Tiere, keine nützlichen Steine, keine Beute außer den großen rätselhaften Samen, die lautlos über die Oberfläche von jedermanns Bewusstsein geglitten waren.
    Zumal jeder wusste, dass auf der Klippe Gefahren lauerten. Das Lager der Eiferer befand sich dort, mitten auf einer großen Lichtung, die sie in den Wald geschlagen hatten. Die Eiferer waren Skinny -Leute und leicht zu überwältigen, wenn man einen

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