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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wissen. Aber wir versuchen, Ordnung reinzu-bringen.«
    Alles bestand aus Holz, Stein, Knochen oder pflanzlichem Material. Man vermochte zum Beispiel Seile aus Birkenrinde, Kiefern-wurzeln oder Weiden herzustellen. Ham-Frauen backten Pinien-brot aus Pflanzengewebe, dem weichen weißen Fleisch im Innern der Baumrinde. Notfalls konnte man den Saft von Birken trinken.
    Und es gab auch medizinische Produkte, zum Beispiel Fichtenharz gegen Bauchschmerzen. Und so weiter.
    »Auf dieser Welt gibt es keine Metalle«, sagte McCann. »Jedenfalls haben wir bisher keine großen Erzlagerstätten gefunden. Der Boden besteht natürlich aus Eisenoxid – Hämatit, glaube ich –, 305
    aber es ist uns noch nicht gelungen, ein funktionierendes Extrahie-rungssystem zu entwickeln … Das war eine frühe und um so herbe-re Enttäuschung. Und wir hatten Bedenken, die einzige Quelle ver-edelter Metalle hier auszubeuten – ich meine damit natürlich unser Schiff. Solange wir noch die Hoffnung hegten, vielleicht von dieser Dschungelwelt zu entkommen, wollten wir unser Schiff nicht in Töpfe und Pfannen verwandeln. Im Nachhinein scheint das ziemlich dumm gewesen zu sein, nicht? Also haben wir eine Ökonomie aus Stein und Holz geschaffen. Wir haben uns unsren mit Färberwaid bekleideten Vorfahren angeglichen. Amüsant, nicht wahr?«
    Sie kamen zu einer Hütte, wo eine gebückte Ham-Frau Wasser aus einem Holzeimer schöpfte. Malenfant erhaschte einen Blick auf Maschinerie, steckte den Kopf in die Hütte und wartete, bis die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Ein großer hölzerner Behälter stand über einem schwelenden Feuer. Im Innern des Behälters war eine Art Geflecht. Die Frau zeigte es ihm, obwohl sie dazu einen mit einer Art Wachs versie-gelten Deckel abnehmen musste. Zwei Bambus-Röhrchen führten aus dem Behälter heraus. Kondensations-Röhren, sagte Malenfant sich. Die Röhren liefen in V-förmigen Kerben aus, die den Inhalt bis auf den letzten Tropfen in Kalebassen füllten …
    »Das ist eine Destille«, sagte Malenfant atemlos. »Hillbilly-Kram.
    Genauso hatte Jack Daniels damals angefangen. Supergut.«
    McCann spreizte sich vor Stolz wie ein Pfau; für einen Moment fühlte Malenfant sich zu den Startvorbereitungs-Inspektionen in Vandenberg und andernorts zurückversetzt.
    Direkt hinter dem Zaun wirkte der Wald licht. Die Blätter waren lindgrün, heller als gewöhnlich, und überall baumelten unregelmä-
    ßige Lianen herum. Trotz einiger schattiger Stellen wurde der Boden überwiegend von der Sonne beschienen; es gab hier kein geschlossenes Blätterdach.
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    Diesen Bereich hatte man gerodet, erkannte Malenfant – vor zwanzig, dreißig Jahren? –, und dann wieder aufgegeben. Und nun machte der Wald die Anstrengungen der Engländer zunichte und eroberte das Land zurück. Er schaute auf den Boden und glaubte die Konturen vergessener Felder zu erkennen, wie römische Ruinen.
    Doch selbst hier draußen gab es Anzeichen rudimentärer Industrie. Man hatte einen Erdmeiler zur Holzkohleerzeugung errichtet: Er bestand aus ein paar aufeinander gestapelten Holzstämmen, die mit Erde abgedeckt waren und vor sich hin kokelten. Außerdem gab es eine Pechgrube, ein Loch im Boden, das mit Kiefern-stämmen ausgefüllt und mit einer Erdschicht bedeckt war. Die Stämme brannten stetig, und das Pech floss über einen primitiven hölzernen Abfluss ab.
    Sie gelangten zu einer Gruppe kleiner Ölpalmen, die sich an ein Flussufer klammerten. Sie waren von schlankem und geradem Wuchs, trugen buschige grüne Wedel und hatten sich mit Luftwurzeln im Hang verankert, die wie gekrümmte Finger aus den Füßen der fahlgrauen Stämme ragten. Unter der Anleitung von ein paar Hams gewannen Läufer-Arbeiter Öl aus dem Fleisch der Nüsse und den Kernen der Samen sowie Saft aus flachen Einschnitten dicht über dem Fuß der Bäume.
    »Das Öl wird zum Kochen und zur Herstellung von Seife verwendet«, sagte McCann. »Und wenn man einen Eimer unter diesen Schnitt im Baum hängte, könnte man Palmwein abfüllen, Malenfant. Die Natur ist selbst hier manchmal recht großzügig. Obwohl es natürlich menschlichen Einfallsreichtum braucht, um in den vollen Genuss dieser Großzügigkeit zu kommen.«
    McCann zeigte Malenfant die verfallene Ruine einer Windmüh-le. Die primitive kastenförmige Konstruktion wurde bereits von der Vegetation überwuchert, und Tageslicht drang durch Ritzen in den Brettern. Später zeigte McCann ihm ausgefeilte Zeichnungen, 307
    die er

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