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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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weg und sicher zerstört. Manekato verspürte eine seltsame Regung – Bedauern vielleicht?
    Nun war aber nicht die Zeit, um in der Vergangenheit zu ver-harren; in dieser Hinsicht hatte die Namenlose recht.
    Die drei setzten den Aufstieg mit Leichtigkeit fort.
    Sie steckte noch immer in ihrem Körper – mit baumelnden Beinen und nassem Haar. Aber natürlich war dieser Körper ein blo-
    ßer Symmorph: Er wich formal von ihrem ursprünglichen Selbst ab, verkörperte aber dieselbe Idee. (Und weil sie zuvor schon Hunderte Abbildungen erlebt hatte, war dieser ›ursprüngliche‹ Körper auch nichts anderes als ein Symmorph gewesen, die Kopie einer Kopie, die für die Erfüllung temporärer Bedürfnisse modifiziert worden war – auch wenn man versucht hatte, sich möglichst eng an die biologische Ursprungsform anzulehnen.) Doch eine solche Morphologie war nicht mehr zweckmäßig. Mit einem lautlosen Wort entledigte sie sich des Symmorphen und schlüpfte in eine andere Form.
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    Nun war sie über die Erde verteilt und nahm sie in ihr Bewusstsein auf, als sei sie ein Staubkorn, das auf dem Augapfel klebte.
    Die großen Farmen funkelten auf dem gesamten Planeten: Von Pol zu Pol, um den Äquator, sogar auf dem Grund und der Oberfläche der Meere sowie in den Wolken. Es war, als ob der Planet mit Juwelen aus Licht, Leben und Ordnung besetzt wäre. Hier gab es keine öden roten Wüsten und frostigen Eiskappen.
    Doch es zeichneten sich schon die ersten Veränderungen des subtilen gravitationalen Wirkens des Roten Monds ab. Mächtige Stürme zerstörten die empfindlichen Unter-und Überwasser-Farmen. Eine breite Erdbebenfront mit heftigem Vulkanismus erschütterte einen östlichen Kontinent. Und in einem Ozean, der wie Wasser in einer erschütterten Badewanne schwappte, rollte ei-ne Reihe gewaltiger Springfluten aufs Festland zu.
    Bald schlug auch die Stunde der Poka-Farm – sie wurde zerstört und fortgeschwemmt. Sogar das Urgestein erbebte, und der Knochenstaub ihrer Vorfahren war unwiederbringlich verloren.
    Auf der ganzen Welt erloschen die juwelenartigen Lichter. Es gab nichts mehr, was sie hier noch hielt.
    Sie schaute auf ihren Bestimmungsort, den neuen wandernden Mond.
    Reid Malenfant:
    Malenfants Welt war in Schichten unterschiedlicher Unverständlichkeit gegliedert.
    An der Basis waren das Wehrdorf mit dem soliden Zaun und den Hütten aus Lehm und Holz: Die körperliche Infrastruktur der Welt, massiv und unverrückbar.
    Und dann waren da die Leute.
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    Hugh McCann stand allein in der Mitte der einzigen Straße der Kolonie und schaute mit herabhängenden Armen zum Himmel empor. Der Mund stand offen, und die Wangen glänzten, als ob er weinte. Nemoto beschirmte die Augen vorm rot glühenden Himmel.
    Er sah Julia und Thomas nebeneinander in der Nähe des Tors stehen. Die Hams schienen sich vom feurigen Himmel nicht stö-
    ren zu lassen. Sie streiften die sauber genähte Kleidung ab und präsentierten Körper mit schwellenden Muskelsträngen. Dann zogen sie sich viel primitivere Felle an, wie Malenfant sie Thomas im Busch hatte tragen sehen und banden sie mit Schnüren zusammen. Weitere Hams kamen durch das offene Tor (das Tor ist offen, Malenfant!), hoben die abgelegte Kleidung im englischen Stil auf und zogen sie an.
    Schichtwechsel, sagte er sich erstaunt. Als ob das Dorf eine Fa-brik wäre, die von einer Belegschaft außerhalb des Zauns betrieben wurde.
    Und am Himmel …
    Du kannst dich nicht länger davor verschließen, Malenfant.
    Fang mit dem Einfachsten an. Da wären die weiße Sonne und die gelbe Erde (gelb?). Da wären die Wolken, heute längliche Fe-derwolken, die übers Himmelszelt verteilt sind. Und über den Wolken, im Raum zwischen Sonne und Erde …
    Was, Malenfant?
    Er sah Striche, Kreise, Linien und Muster, die miteinander zu verschmelzen und sich dann aufzulösen schienen. Wenn er einen Punkt am Himmel fixierte, machte er eine verschwommene Textur aus, als ob etwas, etwas sehr Großes, übers Dach der Welt dahin-glitte. Aber es stabilisierte sich nicht im Blickfeld – wie ein Vexierbild, eine Form, die zwischen zwei Zuständen oszillierte, eine Blase, die sich zu einem Krater umstülpte. Und trotz aller Bemühun-368
    gen schweifte der Blick immer wieder zu den vertrauten Merkmalen, zu den Hütten und zum roten Boden.
    »Wieso kann ich es nicht sehen?«
    Nemoto hielt den Kopf gesenkt. »Weil es zu weit hinter unsrem Erfahrungshorizont liegt, Malenfant. Oder darüber. Sie stellen sich die Augen als

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