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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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kleine Kameras vor und die Ohren als Mikrofone, die Ihnen einen objektiven Eindruck von der Welt vermitteln.
    Aber das tun sie nicht. Alles, was Sie zu sehen glauben, ist eine Art Virtuelle-Realität-Projektion auf der Basis sensorischer Inputs, die von Einschätzungen des Gehirns unterlegt sind, worum es sich bei dem jeweiligen Objekt handeln müsse. Bedenken Sie, wir haben uns aus Jägern und Sammlern entwickelt, die in der Savanne lebten.
    Deshalb sind unsre Sinne auf den Hundert-Meilen-Maßstab irdischer Landschaften geeicht. Malenfant, Sie sind einfach nicht darauf programmiert, es zu sehen …«
    »Das Gitter am Himmel.«
    »Was auch immer es ist.«
    »Wie die Hams, als wir zum Wrack der Redoubtable gegangen sind. Sie schienen überhaupt nicht in der Lage zu sein, es wahrzunehmen.«
    »Macht diese Vorstellung Ihnen zu schaffen, Malenfant? Das Bewusstsein, den gleichen Beschränkungen zu unterliegen wie die Neandertaler?«
    »Was geht hier vor, Nemoto? Was kommt da auf uns zu?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer.«
    McCann stand allein da und weinte noch immer.
    Als Malenfant auf ihn zuging, wischte McCann sich die Tränen auf den Wangen und den Rotz unter der Nase mit dem Ärmel ab.
    »Malenfant. Sie halten sich gut. Die erste Veränderung, derer ich ansichtig wurde, hat bei mir ein lähmendes Entsetzen hervorgerufen.
    Aber Sie haben Mumm in den Knochen; das habe ich gleich erkannt.«
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    »Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Sehen Sie das denn nicht?« Er wies mit ausgestrecktem Zeigefinger in den Himmel, auf die Erde.
    Die neue Erde.
    Der Planet war eine gelb-weiße, gleißende Wolkenkugel, die mit Wasserfarben-Bändern unterschiedlicher Farben gestreift war. Da waren dunkle Knoten in den Bändern, bei denen es sich vielleicht um Stürme handelte. Es erinnerte Malenfant stark an Raumson-denbilder vom Jupiter und Saturn. Es war eine Gestreifte Erde.
    Er verspürte ein tiefes Unbehagen. »Was ist mit der Erde geschehen?«
    »Nichts, Malenfant«, sagte Nemoto mit tonloser Stimme. »Sie ist verschwunden. Oder vielmehr sind wir verschwunden. Der Rote Mond ist in ein anderes Universum gewechselt, in eine andere von unzähligen Möglichkeiten …«
    »Und hat uns mitgenommen«, sagte McCann bitter. »Wir haben einen weiteren Rösselsprung zwischen Möglichkeiten gemacht.
    Verstehen Sie nun, weshalb ich weine? Das ist vielleicht unmännlich – doch wo der Rote Mond sich von Ihrer Welt entfernt hat, ist auch jede Hoffnung dahin, dass wir von Ihren Leuten gerettet werden.« Er stieß ein hässliches Lachen aus. »Ich habe schon eine ganze Prozession von Welten an diesem elenden Himmel vorbeiziehen sehen, Malenfant,von denen eine so trist wie die andere war – außer der Ihren, wo ich den Lichtschein von Städten auf der Nachtseite sah. Und dann schwebte Ihr Gleiter ein, und ich gab mich der Hoffnung hin – einer trügerischen Hoffnung. Doch nun lasst fahren alle Hoffnung, denn Sie – Sie beide – und ich sind in diesem Fegefeuer gestrandet …«
    Malenfant wurde sich dessen sofort bewusst; die Welt schien sich um ihn zu drehen und sich neu – und unerfreulich – zu konfigu-rieren. Der Rote Mond war weitergezogen. Er war wirklich gestrandet und von allen Rückzugsmöglichkeiten abgeschnitten – in ei-370
    nem fremden Universum gestrandet, in das es ihn irgendwie verschlagen hatte.
    In einem Winkel des Bewusstseins fragte er sich, ob Luna nun wieder am irdischen Himmel stand.
    Als die ›Lichtorgel‹ verblasste, gingen die Hams – die ›neue Schicht‹ – langsam am Zaun entlang, bewaffneten sich mit Besen und anderen Utensilien und gingen zu den Hütten, wo sie sich an die Arbeit machten.
    »Wieso kommen sie überhaupt hierher?«, fragte Malenfant.
    McCann hob die Hände und zupfte am fadenscheinigen Jacket.
    »Sehen Sie mich an. Ich bin alt, fett und müde – und in dieser Hinsicht bin ich vielleicht der Beste von allen, die den Absturz der Redoubtable überlebt haben. Und nun schauen Sie sich die Bar-Baren an.« Er musterte Malenfant. »Sie glauben, ich sei ein Skla-venhalter. Aber wie könnte ich diese Leute hier halten, wenn sie es nicht selbst wollten? Oder – wenn ich Sklaven hielte, wo sind dann die Kinder? Wo sind die Alten und Kranken?« Er deutete aufs Tor.
    »Dort draußen ist eine Rotte von ihnen. Wir unterhalten nämlich eine Art von Handelsbeziehung, wie Sie es wohl bezeichnen würden. Sie stellen der Siedlung ihre Arbeitskraft bereit. Und im Gegenzug versorgen wir sie mit Dingen, die sie

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