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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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verkohlten Zweig und kratzte eine Landkarte in den roten Staub. »Hier ist der Kongo – ich meine, der große Fluss, der im Vorgebirge des mächtigen Vulkans entspringt, den Sie als Zielscheibe bezeichnen. Der Fluss schlängelt sich durchs Innere des Kontinents und mündet jenseits des Walds ins Meer. Der Fluss strömt fast auf ganzer Länge durch uralte Cañons, wo er durch unterirdische Zuflüsse gespeist wird.
    Das Nordufer ist trocken. Aber im Süden – hier zum Beispiel – gibt es Überschwemmungsebenen mit einer üppigen Vegetation.
    Also schlage ich die folgende Vorgehensweise vor: Zunächst durchqueren wir die Ebene und stoßen an diesem Punkt aufs Flusstal, wo es eine Furt zum dichter bewachsenen Südufer gibt. Dann folgen wir dem Fluss stromaufwärts in westlicher Richtung in die Berge und leben von dem, was das Land hergibt. Auf diese Art und Weise suchen wir die Läufer-Horden. Und wenn es uns nicht gelingt, Ihre Emma zu finden, ehe das Land zu unwirtlich wird – nun, dann lassen wir uns eben etwas anderes einfallen.«
    Malenfant war versucht, dieser Strategie zu widersprechen. Aber er hatte auch keine bessere Idee, wie man eine kontinentale Wüste auf der Suche nach einer einzelnen Person durchstreifen sollte. Zumal dem Plan eine gewisse Logik innewohnte: Was auch immer sie tat, und bei wem auch immer sie war, Emma würde sicher die Nä-
    he einer Wasserquelle suchen.
    Also zum Fluss. Er nickte knapp. McCann grinste und verwisch-te die Landkarte mit dem Stiefel.
    Sie hörten einen Schrei.
    Es war Julia. Sie jagte ein lahmes Wild. Sie hatte sich nackt ausgezogen und rannte direkt auf das Tier zu; es wurde durch einen Felsbrocken. irritiert und lief in die falsche Richtung. Julia stürzte sich auf das Tier und rang es zu Boden.
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    »Das Abendessen wurde geliefert«, sagte McCann trocken.
    »Es muss doch einen einfacheren Weg geben, das Überleben zu sichern«, sagte Malenfant.
    McCann zuckte die Achseln. »Sie lassen auch kein gutes Haar an diesen Nicht-Menschen, was, Malenfant? Beneiden Sie Julia vielleicht um ihre brutale Kraft, ihre Freude an der blutigen Jagd, ihr unkompliziertes Gefühlsleben?«
    »Nein«, sagte Malenfant leise.
    Sie betraten die Wüste.
    Malenfant opferte noch mehr Fallschirmseide, um einen Son-nenhut und ein Halstuch anzufertigen und beschichtete den Hut mit einem Stück von der versilberten Überlebensdecke, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Nach den ersten paar Tagen schmerzten die Augen stark im grellen Licht. Im Rucksack hatte er eine Kleinbildkamera; er zertrümmerte sie mit einem Stein und band sich den Film mit einem Stück Fallschirmschnur um die Augen.
    McCann litt weniger. Sein Lederanzug, der durch das lange Tragen schön geschmeidig war, hatte eine Kapuze, die er sich über den Kopf zog und diverse intelligent verteilte Klappen, durch die der Körper variabel ›luftgekühlt‹ wurde.
    Julias schwerer Körper mit den leicht gekrümmten Beinen war für kurze Phasen extremer Höchstleistung ausgelegt und nicht für die Dauerbeanspruchung eines Wüstenmarsches. Sie kämpfte sich vorwärts, wobei die Füße ständig im feinen heißen Sand einsanken. Aber sie ging mit einem verlegenen Grinsen weiter, wobei ihr die Zunge aus dem Mund hing und das spärliche Haar am Kopf klebte.
    Außerdem war das gar keine Wüste, sagte Malenfant sich; jedenfalls keine richtige. Es gab hier Leben. Im roten Staub kämpften Sträucher und Kakteen mit den allgegenwärtigen Büscheln aus stachligem Spinifex-Gras um jeden Quadratzoll Boden. Unbekann-406
    te Echsen jagten Insekten. Er sah sogar eine Art Maus, die wie ein winziges Känguru hüpfte. Er hatte keine Ahnung, wie ein solches Geschöpf hier zu überleben vermochte; vielleicht deckte es den Wasserbedarf aus den Pflanzen, die es fraß.
    Also keine Wüste. Wahrscheinlich würde ein Klimaforscher sie als gemäßigte Halbwüste bezeichnen. Trotzdem war sie knochen-trocken und für Malenfant auf jeden Fall heiß genug.
    Es war eine Erleichterung für sie alle, als sie den Fluss erreichten.
    Malenfant und Julia entledigten sich der Kleidung und stürzten sich mit Freudengeheul ins Wasser. McCann zierte sich etwas; er zog sich bis auf die Hose aus und planschte zaghaft. Malenfant spritzte sich die sandig-braune Flüssigkeit ins Gesicht und sah, wie unnatürlich große Tropfen an ihm abperlten. Er hatte das Gefühl, dass die Haut das Wasser direkt durch die Poren einsog.
    Große Inseln trieben vorbei, natürliche Flöße aus Schilf und

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