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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wasserhyazinthen. Sie waren ›Gesandte‹ aus dem tiefen Innern des Kontinents und waren als exotische Pflanzen-Prozession auf dem Weg zum Meer. Es erinnerte Malenfant daran, dass dieser eine mächtige Strom ein Gebiet von der Größe Indiens entwässerte.
    Der Fluss strömte träge zwischen gelben Sandsteinklippen mit einer schwarzweißen Maserung. Da und dort sah er Sandbänke, die mit schwarzen und braunen Felsbrocken übersät waren – Schlammstein und Ölschiefer, sagte McCann, die aus uralten Sümpfen entstanden waren. Die Sedimentschichten verliefen hier alle horizontal und geradlinig: Dieses Gestein war seit einer langen Zeit nicht mehr erschüttert worden, seit einer Million Jahren und mehr. Dieser Mond war eine kleine statische Welt.
    Am Flussufer wimmelte es von Leben. Es war mit Pflanzen bewachsen, die sich dem Sonnenlicht zuwandten, mit Büschen und Ranken, die um Raum kämpften. Sogar die erste Baumreihe dahinter war mit Lianen, Farnen und Orchideen verziert und wurde von vereinzelten Kletterpalmen überragt. Struppige Manioksträu-407
    cher wuchsen an den flacheren Hängen. Getupfte Schildkröten krächzten am Flussufer, und Feuerkäfer in der Größe von Ohrwürmern tanzten wie ein grüner Funkenschauer in den Schatten der Bäume.
    Ein großes Spinnennetz spannte sich zwischen zwei fast kahlen Baumstämmen. Es war mit Feuchtigkeit vollgesogen und glitzerte silber-weiß wie Perlenketten. Bei näherem Hinsehen sah Malenfant, dass viele Spinnen, vielleicht hundert oder mehr, das Netz bevölkerten. Eine soziale Spinnenart?
    Objekte hingen von den höheren Ästen der Palmen. Sie sahen aus wie pendelartige Früchte, waren lederig, dunkelbraun und vielleicht einen Fuß lang.

»Das sind Fledermäuse«, murmelte McCann. »Sie haben eine Flügelspannweite von einem Meter oder mehr. Das hier sind Männchen. Nachts heischen sie um die Aufmerksamkeit der Weibchen.« Er stieß sich die Finger in die Nasenlöcher und rief: »Kwok!
    Kwok! Dann fliegen die Weibchen stundenlang das Spalier ab und erwählen das Männchen mit der schönsten Stimme …«
    Nach einiger Zeit stieg Julia aus dem Wasser. Aus einer hölzernen Flasche in McCanns Rucksack schüttete sie Palmöl auf die Hand und verteilte es auf der Haut, wobei sie keine Stelle des Körpers und nicht einmal die Zwischenräume zwischen den Fingern und Zehen ausließ. Als sie aufstand, glänzte ihre Haut seidig. In diesem Moment hatte sie wirklich das Prädikat ›schön‹ verdient.
    McCann ging angeln. Er fand eine Stelle, wo das Ufer einen Knick machte. Aus dem fast stehenden Wasser wuchs dichtes Röhricht. Er riss Blätter von einem hübschen kleinen Busch ab, der wie Glocken geformte weiße Blüten hatte. Dann warf er die Blätter ins stille Wasser.
    Über dem seichten Wasser am Uferabschnitt, der mit Schilf bestanden war, schwebten und huschten Libellen umher – große scharlachrote Insekten von der Größe kleiner Vögel. Manchmal 408
    tauchten sie den Unterleib ins Wasser und verwirbelten die glatte, ölige Wasseroberfläche. Vielleicht legten sie Eier, sagte Malenfant sich und wünschte sich ein größeres Wissen über die Naturge-schichte. Er wusste nämlich nur sehr wenig über seine eigene Welt, ganz zu schweigen von dieser exotischen neuen.
    Zu Malenfants Erstaunen tauchten vor McCann Fische auf. Sie durchschnitten mit den Flossen die ölige Oberfläche und rissen die Mäuler auf. McCann stürzte sich entschlossen ins Wasser und schnappte sich die Fische. Er hielt sie am Schwanz fest und klatschte sie mit dem Kopf auf Steine am Ufer.
    Malenfant glaubte eine Bewegung im Wasser zu erkennen und ging sofort an Land.
    Es war größer als ein Fisch gewesen, hatte aber nicht die charakteristischen Konturen eines Krokodils oder Alligators gehabt – es hatte mindestens seine Größe gehabt und war mit einem feinen Pelz überzogen wie eine Robbe. Die anderen hatten aber nichts bemerkt, und deshalb erwähnte er es auch nicht.
    Sie verbrachten einen Tag am Ufer des Flusses und füllten den Fischvorrat auf. Dann marschierten sie in westlicher Richtung weiter.
    Gegen Mittag des darauf folgenden Tags gelangten sie an einen Ort, an dem sie Anzeichen von Besiedlung fanden. Das Flussufer war abschnittsweise versengt, vielleicht die Überreste von Feuerstellen, und im Boden waren kreisrunde Löcher ausgehoben. Als Malenfant weiterging, knirschten Steinwerkzeuge unter den Stiefeln.
    Julia schlang ängstlich die Arme um den Leib.
    »Was ist denn?«, fragte Malenfant.

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