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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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den Blättern herumkroch, fiel auf den Bauch und wimmerte.
    Vorsichtig kroch Schatten zum Teich zurück. Ein Gesicht schaute sie an, ein Gesicht, das durch eine Knollennase und lappenarti-ge Auswüchse an den Wangen und Brauen entstellt wurde. Das Gesicht wirkte erschreckend und bedrohlich – aber natürlich war es ihr eigenes Gesicht.
    Schreiend grub sie die Fingernägel in die Schwellungen im Gesicht, versuchte sie herauszureißen und weit wegzuwerfen. Aber sie erreichte damit nur, dass das Gesicht blutete, und dicke rote Tropfen fielen in den Tümpel, der ihr ihr wahres Gesicht gezeigt hatte.
    Schatten wusste nicht, dass der Fluss, aus dem sie bei der Durch-querung der Ebene getrunken hatte, verunreinigt war und hatte auch keine Ahnung, dass sie sich eine Pilzinfektion zugezogen hatte.
    Sie legte sich ins Laub und steckte den Daumen in den Mund.
    Das Kind nieste laut und rotzte.
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    Schatten rollte sich zu ihrem Kind hinüber und nahm es auf. Sie inspizierte die laufende Nase des Kinds, riss ein paar Blätter ab und wischte ihm den Rotz und Schmutz ab. Dann legte sie das leise weinende Kind an die Brust.
    In der Ferne hörte sie einen Ruf. Das war der Ruf von Einauge, der ihren Körper wieder gebrauchen wollte. Sie drückte ihr Kind noch fester an sich.
    Die Erkältung des Kinds wurde immer schlimmer und wuchs sich zu einem Fieber aus, das es nachts wach hielt.
    Schatten war bald am Ende ihrer Kräfte und hatte nicht einmal mehr die Energie, sich selbst zu ernähren und sauber zu halten.
    Die Schwellungen im Gesicht juckten nun ständig und schmerzten, wenn sie sie berührte. Und sie schwollen immer weiter an, bis sie schließlich die Augenhöhlen und Wangenknochen einrahmten.
    Und nicht einmal in diesem Zustand war sie vor den Nachstel-lungen des unersättlichen Einauges sicher.
    Sie verweigerte sich ihm nicht. Aber sie legte das kranke Kind vorsichtig auf ein Bett aus Blättern oder in ein Nest aus Ästen, wo er es nicht sah. Und wenn sie während der Paarung die Gelegenheit dazu hatte, schaute sie zu ihrem Kind hinüber und berührte oder streichelte es sogar.
    Irgendwann bekam Einauge das doch mit.
    Es erzürnte ihn. Er lag schon auf ihr. Er nahm ihr Kinn in die rechte Hand, so dass sie ihn anschauen musste und schlug ihr so fest auf die Schwellung über den Augenbrauen, dass sie aufschrie.
    Dann packte er sie an den Knöcheln, drückte die Beine zurück und drang brutal in sie ein.
    Als er fertig war, stieß er sie weg und malträtierte sie mit geziel-ten Schlägen in den Bauch und in die Nieren. Als sie sich zusam-menrollte, packte er sie an den Armen und warf sie auf den Rü-
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    cken. Dann rammte er ihr immer wieder die Faust in den Solar-plexus.
    Die Welt zerbrach in Splitter, rot wie Blut und weiß wie Knochen.
    Als sie wieder zu sich kam, vermochte sie sich kaum zu bewegen.
    Bauch und Rücken waren ein einziger Quell des Schmerzes, und ein Auge war mit einer Schicht aus trocknendem Blut überzogen.
    Silberrücken hatte ihr Kind genommen. Die alte Frau wiegte es im Schoß und ließ es an den spröden, trockenen Brustwarzen saugen.
    Mit einem Stöhnen verabschiedete Schatten sich wieder von der Welt.
    Irgendwann sah sie einen Schatten über sich dräuen. Das Kind schlief unruhig an ihrer Brust. Sie erschrak und wollte sich noch enger zusammenrollen.
    Aber eine Hand berührte sie sanft an der Schulter und drückte sie sachte zurück. Es war Silberrücken. Sie hatte eine Paprika dabei. Der Stiel war herausgezogen, und die Schote war mit Wasser gefüllt. Schatten trank gierig. Die Lippen waren rissig und geschwollen, und sie spürte, wie das Wasser am Kinn herunter lief.
    Es war schon dunkel, als sie endlich die Kraft fand, ein Stück weit auf einen Baum zu klettern und ein behelfsmäßiges Nest zu bauen.
    Reid Malenfant:
    Malenfant krümmte sich. Die Arme wurden ihm auf den Rücken gedreht, und er wurde heftig durchgeschüttelt. Malenfant hatte das Gefühl, als ob der Kopf jeden Moment explodieren wollte. Er fühlte sich wie nach einem mehrtägigen Aufenthalt im Orbit, 419
    wenn das Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten sich noch nicht an die Mikrogravitation angepasst hatte und das Blut sich im Kopf sammelte.
    Als er sich dann aber zwang, die Augen aufzumachen – das glei-
    ßende Licht blendete ihn, so dass er schielen musste –, sah er streiflichtartig einen rostroten Boden und kräftige, stampfende Beine.
    Anscheinend bist du nicht im Orbit, Malenfant. Jemand trug ihn quer über die Schulter wie

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