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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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für einen solchen Zweck zu benutzen?«
    »Diese Zugtiere sind aber keine Ochsen, McCann. Sie sind Hominiden.«
    »Hominiden, aber eben keine Menschen, Malenfant«, sagte McCann traurig. »Wenn sie kein Schmerzempfinden haben – wenn nicht einmal der Ham-Boss eins hat –, was ist dann so schlimm daran?«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht.«
    Sie kamen an einem Bauernhaus vorbei, einer Grassodenhütte.
    Auf dem roterdigen Hof spielten Kinder – sie sahen aus wie Menschenkinder, ein Junge und ein Mädchen. Als sie die herannahen-de Gruppe erblickten, rannten sie in die Hütte. Ein kahlköpfiger Mann mit freiem Oberkörper trat aus der Hütte. Er wirkte ängstlich.
    Vom Läufer-Reittier nickte Sprigge ihm zu. »Der Zehnte ist heute noch nicht fällig, George.«
    »Aye, Master Sprigge.« Der Mann namens George nickte Sprigge auch recht freundlich zu, fixierte ihn aber voller Argwohn wie einen Räuber.
    Sie setzten die Reise fort und folgten dem Flusslauf in Richtung des Gürtel -Walds. Je fruchtbarer das Land wurde, desto weiter dehnten die Anbauflächen sich aus. Bald war Malenfant von Feldern umgeben, auf denen Hominiden ackerten. Menschen sah er nur 425
    vereinzelt. Es hätte ein Stilleben aus dem Wilden Westen oder auch aus dem europäischen Mittelalter sein können, wären da nicht die humanoiden Gestalten der Sklaven gewesen, die unverkennbaren Neandertaler-Merkmale der Aufseher und das blutrot leuchtende Land.
    Aber so hässlich der Anblick auch war, das war eine echte Kolonie, sagte er sich, eine aufstrebende Gemeinschaft – im Gegensatz zu dem schwindsüchtigen, sterbenden englischen Camp.
    Es begann zu regnen. Der am Ufer entlang führende Feldweg verwandelte sich bald in eine Schlammpiste, und die Gruppe trottete still und missmutig vor sich hin. Malenfant legte den Kopf an Julias Brust. Sie beugte sich in wahrer Herzensgüte über ihn und beschirmte ihn mit dem Rücken vor dem Regen. Malenfant ließ es geschehen und war bald wieder eingedöst.
    Als er aufwachte, wurde er unsanft auf die Füße gestellt. Wie es schien, hatten sie die Festung der Eiferer erreicht.
    Sie befanden sich auf einer Lichtung, die von dichtem Wald umgeben war; Malenfant hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie in den Wald zurückgegangen waren. Die Siedlung war mit Gräben, Wällen, Toren und Zugbrücken gesichert. Angespitzte Pfähle ragten aus den Wällen, so dass die Festungsanlage wie ein Igel aus Holz und Lehm anmutete.
    Ein großes Tor öffnete sich, und sie wurden hindurchgeschoben.
    Die Siedlung war ein Ensemble aus verschlammten Pfaden und hässlichen, primitiven Gebäuden. Sie standen so dicht beieinander, dass ein Feuer schnell übergesprungen wäre. Es gab ein zentrales Gebäude, das massiver gebaut zu sein schien. Es sah aus wie eine Kapelle aus Lehmflechtwerk. Die übrigen Hütten waren so primitiv, als ob man sie aus den Bruchsteinen zusammengefügt hätte, die den schlammigen Boden übersäten. Sie bestanden aus entrinde-ten jungen Bäumen und Flechtwerk und waren mit Palmwedeln 426
    gedeckt. Alles zeigte hier Anzeichen starken Verschleißes und häufiger Wiederverwendung; da war zum Beispiel ein halber Einbaum, der nun als Hühnerstall verwendet wurde.
    Es gab hier keine geraden Linien, keine Quadrate und Rechtecke, keine Ecken und Kanten; alles war verwahrlost und konturlos. Es war, als ob die ersten Ankömmlinge die Wege, auf denen sie gingen, abgesteckt und die Fachwerk-Hütten völlig planlos errichtet hätten. Die Regelmäßigkeit und Ordnung der britischen Siedlung ging diesem Ort völlig ab. Malenfant spürte förmlich McCanns Widerwillen angesichts dieses Chaos.
    Malenfant wurden die Fesseln abgenommen. Er hatte aber einen Krampf in den Armen, so dass er sie nicht zu bewegen vermochte, und er hatte Schmerzen an der Stelle, wo das Seil in die Handgelenke eingeschnitten hatte.
    Mit McCann wurde er in eine dunkle, stinkende Grassoden-Hüt-te gestoßen. Er wusste nicht, was aus Julia geworden war. In der Hütte gab es kein Licht, und der Boden bestand nur aus gestampftem Lehm. Ein paar mit Ranken zusammengebundene junge Baumstämme blockierten die Tür.
    Malenfant humpelte in eine dunkle Ecke und sackte dort zusammen. Der Boden war glitschig und schwarz; als er die Hand hob, klebte eine schmierige Schicht daran. Der Bau stank wie eine Latrine.
    Termiten-Tunnel schlängelten sich wie abgestorbene Ranken an den Wänden hinauf und verschwanden in den Holzbalken und im Dach. Ein Gecko huschte an der Decke

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