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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zusammengebunden. »Wenn man ein Tier brechen will, steckt man es manchmal mit einem älteren Artgenossen zusammen. Das ge-zähmte Tier dient vielleicht als Beispiel für die zu verrichtende Arbeit und so weiter. Außerdem erkennt das Jungtier die Ausweglo-sigkeit seiner Situation und fügt sich dadurch vielleicht schneller in sein Schicksal …«
    »Ich verstehe nicht, wieso diese Läufer nicht einfach aufstehen und abhauen«, sagte Malenfant.
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    McCann zwirbelte seinen Walross-Schnurrbart. »Diese Jungen befinden sich wahrscheinlich schon seit frühester Kindheit in Gefangenschaft – entweder wurden sie hier geboren oder ihren toten Müttern in der Wildnis entrissen. Sie kennen nichts anderes; sie vermögen sich die Freiheit einfach nicht vorzustellen. Zumal diese armen Schweine nicht einmal weglaufen könnten, wenn man sie freiließe. Sehen Sie, wie sie humpeln – die Narben an der Rückseite der Knöchel? Man hat ihnen die Sehnen durchtrennt. Vielleicht erklärt das auch ihre Unterwürfigkeit. Sie sind Geschöpfe, die sich vor allem zu einem – zum Laufen – entwickelt haben, und wenn sie dazu nicht mehr in der Lage sind, haben sie keinen Antrieb mehr. Vielleicht ist es sogar human, ihnen die einzige Fluchtmöglichkeit zu nehmen; glauben Sie mir, Hoffnung ist ein viel stärkerer Motor für ein Lebewesen, als Verzweiflung je einer sein kann …«
    Lobegott Michael verließ seine kapellenartige Residenz. Die schwarze Robe bauschte sich beim Gehen um die Knöchel. Er warf die Arme in die Höhe und sog vernehmlich schnüffelnd die Luft ein. Dann fiel er auf die Knie, senkte den Kopf und hob laut an zu beten.
    Lobegotts Jagdgesellschaft formierte sich schnell. Sie bestand aus fünf Menschen (oder Fast-Menschen) – Lobegott, seinem Adjutant Sprigge und einem weiteren Eiferer sowie Malenfant und McCann.
    Dazu kamen noch vier Hams und zehn Läufer als Träger.
    Einer der Hams war noch ein Kind und hatte in etwa die Größe eines zehnjährigen Menschenkinds. Der Junge schien besser gekleidet zu sein als die meisten Eiferer. Lobegott achtete darauf, dass er sich immer in seiner Nähe aufhielt. Manchmal legte er dem Jungen die Hand auf den flachen Kopf oder umfasste den kinnlosen Kiefer mit den Händen. Der Junge ließ das über sich ergehen und erledigte kleine Besorgungen für Lobegott.
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    Fünf Läufer trugen Ausrüstung – Speere und Armbrüste. Die anderen sollten die Menschen tragen.
    Malenfants Reittier war eins der älteren, verschlissenen Exempla-re, die er am Morgen beobachtet hatte. Der Hominide stand vor Malenfant; trotz des verkrümmten Rückens ragte er noch genauso hoch auf wie Malenfant. Seine verblüffend menschlichen Augen waren ausdruckslos.
    Malenfant lehnte es kategorisch ab, ihm auf die Schultern zu steigen.
    McCann beugte sich zu ihm herüber. »Um Gottes willen, Malenfant«, zischte er.
    Lobegott Michael verfolgte das mit grimmiger Belustigung.
    »Glaubt Ihr etwa, Ihr würdet dem Buckligen Unbehagen oder eine Erniedrigung ersparen? Da wohnt keine Seele hinter diesen trügerischen Augen, Sir, die solch komplizierte Leidenschaften erfahren könnte. Ich hoffe nur, dass Euer Mitgefühl Euch nicht abhanden kommt, wenn Eure Füße erst einmal wund sind und bluten …
    Aber vielleicht habt Ihr auch Recht; er ist schon ziemlich abgetrieben.« Er nickte Sprigge zu.
    Sprigge berührte den alten Läufer am Ellbogen, und er kniete ge-horsam nieder. Sprigge stellte sich hinter ihn und zog ein Messer aus dem Gürtel – es war aus Metall, sehr alt und so oft geschärft und abgezogen worden, dass die Klinge nur noch einem Stilett glich.
    »Scheiße!« Malenfant machte einen Satz, doch McCann packte ihn am Arm.
    Der durch die Bewegung abgelenkte Läufer sah das Messer. Sein verwittertes Gesicht verzerrte sich in animalischer Wut. Er wollte aufstehen, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben gegen diejenigen aufstehen, die ihm so übel mitspielten.
    Doch Sprigge rang ihn nieder und kniete sich auf seinen Rü-
    cken. Dann schlitzte er dem alten Läufer mit dem Messer die Keh-442
    le auf, Blut spritzte auf den roten Boden. Trotzdem setzte der Läufer sich zur Wehr und hörte erst dann auf zu kämpfen, als der Kopf fast vom Rumpf abgesägt war.
    McCann ließ Malenfant los. »Der nachtragende Elefant und der Mahout, Malenfant«, flüsterte er grimmig. »Und wenn Sie aufbe-gehren, machen Sie es für die Kreaturen hier nur noch schlimmer.«
    »Danke, Sir«, sagte Lobegott zu Malenfant. Sein Blick war berechnend

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