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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und spöttisch. »Ihr habt einen Mangel bemerkt, den zu beheben ich versäumt habe. Nun, es ist vollbracht, und die Sonne steht schon hoch. Brechen wir auf.« Sprach's und schlug seinem Reithominiden die Peitsche ins Gesicht. Er trottete los Richtung Westen, mit der Sonne im Rücken.
    Die anderen stiegen eilig auf, und die Jagdgesellschaft folgte Lobegott in einem gleichmäßigen Passgang. Die nackten Füße der Läufer stampften rhythmisch auf den Boden, und die Hams be-mühten sich, den eleganten Läufern mit ihren O-Beinen zu folgen.
    Sie erreichten den Waldrand und zogen in die Ebene hinaus.
    Malenfants Füße hatten den Marsch über den Waldboden ganz gut überstanden. Allerdings war er von Ameisen gebissen worden, was sich bestimmt noch auswirken würde. Aber nach einer halben Meile in der Wüste schmerzten die Füße und bluteten. Und je länger er marschierte, desto mehr schwanden die ohnehin geringen Energiereserven. Malenfant wusste, dass er keine Wahl gehabt hatte, als Lobegott Michaels Einladung zur Jagd anzunehmen, bei der es sich offensichtlich um eine Art beschissenen Charaktertest handelte. Er versuchte, es als Chance zu begreifen. Aber eine Flucht wäre sinnlos gewesen; es gab weit und breit kein Versteck.
    Er merkte, wie die Gedanken abschweiften und sein ganzes Bestreben sich darauf reduzierte, einen Fuß vor den andern zu setzen und keine Schwäche zu zeigen.
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    Das Wetter schlug um. Ein Deckel dunkler Gewitterwolken legte sich über den Himmel und wusch die Farben aus der Natur, so dass die kleine Welt platt und beengt wirkte. Und dann kam der Regen, ein Wolkenbruch, der den roten Boden mit winzigen Kratern narbte. Das meiste Wasser versickerte schnell im Untergrund, doch bald durchzogen Bäche den Boden und verwandelten ihn in klebrigen Schlamm.
    Lobegott ließ anhalten. Die Menschen stiegen ab. Malenfant verschnaufte mit auf die Knie gestützten Händen und sog die dünne Luft in tiefen Zügen ein.
    Unter dem kritischen Auge der Ham-Aufseher luden die Läufer Schichten aus vernähtem Leder ab und schlugen schnell ein Zelt auf.
    Die Eiferer suchten mit McCann und Malenfant Schutz im Zelt.
    Es stank nach altem Leder, den Ausdünstungen feuchter Leiber und nach klammer Kleidung. Die anderen Hominiden mussten draußenbleiben – alle außer Lobegotts Ham-Boy, der sich eng an den Eiferer schmiegte. Lobegott tätschelte ihm mit gekrümmten Fingern die Wange. Die anderen Hams schützten sich mit Leder-planen, die sie über den Kopf hielten, vor dem Regen.
    Was die Läufer betraf, so waren sie den Naturgewalten schutzlos ausgesetzt. Sie kauerten sich im Regen, der so heftig war, dass er die Luft grau färbte, zusammen und zogen die Knie an die Brust.
    Die nackten Gestalten zitterten in der Kälte.
    McCann sah, dass Malenfant die Läufer betrachtete. »Sie brauchen sich da keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Als Bewohner der Wildnis existiert der Begriff ›Schutz‹ nicht in ihrer Vorstellung. Wenn es regnet, werden sie nass, und wenn sie krank werden, sterben sie eben. Daran lässt sich unter den gegebenen Um-ständen auch nichts ändern.«
    Lobegott hatte in einem Buch gelesen, einem Schinken mit Seiten aus geschabtem Leder, bei dem es sich vermutlich um eine Bi-444
    bel oder ein Gebetsbuch handelte. Er beugte sich vor, als wollte er eine bequemere Position für den lustigen Schwanz finden, den er unter der Kutte zusammengerollt haben musste. »Ich habe den Eindruck, dass Ihr den Regen fürchtet, Malenfant.«
    Malenfant runzelte die Stirn. »Ach, Scheiße. Diese Wetter-Turbulenzen müssen durch die neue Erde am Himmel verursacht werden. Sie ist eine größere Welt: Es wird Springfluten geben, Beben, atmosphärische Störungen …«
    »Eure Rede ist ohne Sinn. Vielleicht glaubt ihr, der Regen wird diese kleine Welt mitreißen und Euch mit. Nun, das wird er nicht; wenn diese Insel nämlich der Flut widerstanden hat, wird ein kleiner örtlicher Regen ihr erst recht nicht schaden.«
    »Aha«, sagte McCann lächelnd. Malenfant wusste, was er dachte.
    Daran glaubt dieser Typ also. Reize ihn nicht durch Widerspruch. »Wir sind auf einer Insel, einer Insel, die die Flut überstanden hat«, sagte McCann. »Ja, natürlich.« Er schaute zu den zusammengedrängten Läufern hinaus. »Und das erklärt auch sie.«
    »Sie sind niedriger als Menschen, aber höher als Tiere«, sagte Lobegott. »Was könnten sie anderes sein als Homo diluvii testi – Zeugen der Sintflut? Diese Insel wurde vom steigenden Wasser

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