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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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verschwänden.
    Sie spielte kurz mit dem Gedanken, zur Basis zurückzugehen und sich einen neuen Symmorphen zuzulegen – vielleicht einen mit besserer Nachtsichtfähigkeit. Doch je tiefer sie in den Wald vordrang, desto schneller kam sie voran. Hände und Füße umklammerten Äste und Wurzeln, und ein hervorragender Orientie-rungssinn leitete im Verbund mit ihrem feinen Gehör jeden Schritt. Sie schüttelte die Angst ab und verspürte sogar ein gewisses Hochgefühl. Wir kommen aus dem Wald, sagte sie sich, und in den Wald kehre ich nun zurück.
    Sie suchte Ohne-Name, die das Lager der Exilanten verlassen hatte.
    Schon vor dem endgültigen Verschwinden hatte Ohne-Name sich immer öfter und immer länger von der Basis entfernt. Nach der Auseinandersetzung mit Nemoto wegen des gefangenen Eiferers hatte sie keine weiteren ›Proben‹ mehr gebracht, doch manchmal hatte Manekato geglaubt, Blut an ihrem schmutzverkrusteten Fell und sogar am Mund zu sehen.
    Zu ihrem Erstaunen hatte die Hominide Nemoto Sympathie für Ohne-Name gezeigt. »Ohne-Name ist außer Kontrolle. Aber sie hat Recht. Du bist zu langsam und kopflastig, Mane. Vielleicht ist euer Verstand überzüchtet und wird durch seine eigene Komplexität gelähmt. Es wird Zeit, den Alten entgegenzutreten, anstatt nur über sie zu theoretisie-ren …«
    Manekato war zutiefst schockiert, solch eine kritische Stellung-nahme aus dem Mund eines niederen Hominiden zu vernehmen.
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    Trotzdem war Ohne-Name zu einem zunehmenden Ärgernis geworden, zu einem wilden, blutverschmierten Irrläufer, der durch das ordentliche Sonnensystem aus Zielstrebigkeit und Wissensver-mehrung raste, das Manekato zu errichten versucht hatte. Babo und die anderen hatten sich erleichtert gezeigt, als Ohne-Name vom letzten Streifzug nicht mehr zurückgekehrt war. Trotzdem hatte Manekato das Gefühl, dass Ohne-Name ihnen noch jede Menge Probleme bereiten würde.
    Zuletzt war Manekato durch eine Kakophonie von Schreien aufgeschreckt worden, die aus der Tiefe des nahen Wald-Gürtels drangen. Irgendetwas war dort gestorben, unter großen Schmerzen und Qualen; und Manekato wusste, dass es an der Zeit war, Ohne-Na-me aufzuspüren und ein Hühnchen mit ihr zu rupfen.
    Und so streifte sie nun durch den Wald, als ein Hominide unter vielen.
    Sie trat aus dem Wald heraus. Hinter einem geröllübersäten Ge-ländeabschnitt ragte eine niedrige Klippe auf: Zerklüftet und erodiert, vielleicht aus Sandstein, mit Löchern und kleinen Höhlen durchsetzt, mit Moos und verkrüppelten Bäumen bewachsen. Irgendwo plätscherte Wasser.
    Der Himmel war stark bewölkt. Sie fühlte sich beengt und wie eingesperrt an diesem Ort. Sie roch Blut und befürchtete schon das Schlimmste.
    Ein Hominide kam aus einer Höhle. Den vernähten Tierhäuten nach zu urteilen war er ein Eiferer wie die Probe, die Ohne-Name zum Lager gebracht hatte. Er trug eine Armbrust, und sein Gewand und das Beinkleid waren mit Schmutz und Blut besudelt. Er erblickte Manekato, die einsam und allein am Waldrand stand. Er riss die Augen auf, ließ den Bogen fallen und rannte in die Höhle zurück. »Daimonen! Schreckliche Daimonen!«
    Manekato fasste sich ein Herz und überquerte das steinige Ge-lände.
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    Sie blieb vorm Höhleneingang stehen und wartete, bis die Augen sich an die Finsternis angepasst hatten. Das Dach der Höhle war eine Gesteinsschicht dicht über ihrem Kopf. Sie war wie durch die Berührung von vielen Händen abgeschliffen; vielleicht wurde dieser Ort schon seit vielen Generationen bewohnt. In der Höhle stank es nach Hominiden, Essen, Urin, Fäkalien und Schweiß – und nach Blut.
    Ein Schemen bewegte sich vor ihr. Als er ins Licht trat, schälte die Gestalt von Ohne-Name sich heraus. Der Pelz war mit Blut be-spritzt, und am Arm hatte sie eine Schnittwunde.
    »Ich hätte mir denken können, dass du hier auftauchst«, knurrte sie. »Weißt du überhaupt, was für ein prächtiges Ziel du hier als Silhouette gegen das Licht abgibst? Wir haben seit einer Million Jahren keinen Krieg mehr geführt, Manekato; wir haben unsre Überlebensinstinkte verloren.«
    »Was hast du getan, Renemenagota?« Manekato streckte die Hand aus und berührte die Armwunde. Es war ein tiefer Schnitt in den Bizeps, aus dem noch immer Blut sickerte – die Wunde war nicht einmal gesäubert worden. »Wie ich sehe, haben deine Opfer sich nicht widerstandslos ergeben.«
    Ohne-Name stieß ein bellendes Gelächter aus. »Es war ruhm-reich. Komm!«
    Sie drehte sich um

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