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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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während er in der Zelle umherflitzte.
    Die Erinnerungen daran, wie er hierher gekommen war, waren verschwommen.
    Er erinnerte sich an die Lichtung. Nachdem Mary entkommen war, hatten viele angestrengt grunzende Skinnies ihn vom Boden aufgehoben. Bei jedem Ruck war ein stechender Schmerz durch die Schulter geschossen. Sie hatten ihn auf eine Plattform geworfen, die aus Holzstreifen bestand. Und dann hatte man die Plattform über breite Wege fortgeschleppt, die in den Wald gebrannt waren.
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    Er erinnerte sich daran, wie er durch den Zaun gegangen war. Er war eine hohe Mauer aus in den Boden getriebenen, angespitzten Baumstämmen, die so hoch waren, dass Joshua die Oberkante nie erreicht hätte. Im Innern standen Hütten aus Grassoden und Holz; dunkle Verschläge, aus denen ihm beim Vorbeigehen ein übler Gestank entgegengeschlagen war. Es gab viele Tiere, Ziegen, Kaninchen und Enten. Es gab viele, viele Skinnies mit schmutzigen Leibern und braunen Zähnen.
    Und es gab Hams. Sie zerrten an Seilen, schoben Holzstücke und gruben im Boden. Joshua hatte sich mit einem Hilferuf an die Hams gewandt. Obwohl die Hams nur wenige waren, hätten sie diese dürren Gestalten sicher mit Leichtigkeit zu überwältigen vermocht. Aber sie hatten nicht reagiert, nicht einmal aufgeschaut, und man hatte ihn mit einem heftigen Schlag auf den Mund zum Schweigen gebracht.
    Man hatte ihm die Kleidung abgenommen und ihn nackt in diese dunkle Zelle geworfen.
    Die Strafe war auf dem Fuß gefolgt.
    Er war von Skinnies umringt worden. Ein paar hatten fies ge-grinst. Einer von ihnen hatte einen Stock, dessen Spitze rot glühte.
    Joshua starrte auf den glühenden Stock; es war eine der schönsten Farben, die er je gesehen hatte. Für einen kurzen Moment verließ er den schmerzenden Körper und war das feurige Glühen.
    Doch dann warfen die Skinnies ihn auf den Rücken und hielten ihm Arme und Beine fest. Der Mann mit dem glühenden Stock hielt ihn Joshua vors Gesicht – er spürte die Hitze wie ein Feuer –, und dann stieß der Mann ihn in die Wunde in der Schulter.
    Danach nahm er nur noch Bruchstücke wahr – von Schmerz durchdrungene dunkelrote Splitter. Bruchstücke, die sich in Dunkelheit auflösten.
    Trotzdem freute Joshua sich über die Anwesenheit seiner Peiniger. Wenigstens war er nicht allein.
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    Eines Tages sah er Gesichter in den Kratzern an der Wand. Gesichter schauten ihn an – die Gesichter von Skinnies.
    Nein, keine Gesichter: Ein Gesicht, immer wieder dasselbe Gesicht.
    Das dünne, bärtige Gesicht eines Manns mit einem Kreis über dem Kopf. Der Mann schaute ihn an und schaute ihn doch nicht an. Manchmal schrie Joshua ihn an und schlug das Gesicht. Und dann kehrte die Wand zurück, scheuerte ihm die Knöchel wund, und der stumme Mann verschwand im Geflecht aus Kratzern.
    Joshua war tot. Er war in einem Loch in der Erde, wie Jacob.
    Aber es gab hier keine Würmer. Es gab nur die Gesichter, die ihn anschauten und wieder nicht anschauten.
    Er schrie und kauerte sich in eine Ecke, wie er es tat, wenn die Wächter auf ihn pissten.
    So fanden ihn die Skinnies vor, als sie eines Tages mit Knüppeln, Steinen und Peitschen in die Zelle stürmten. Sie verspotteten ihn, traten ihm in den Rücken und in die Nieren. Dann zogen sie ihn aus der Ecke hervor und streckten ihn.
    Ein spöttisches Gesicht hing über ihm. »Wir werden dich schon noch brechen, Junge, solange noch Kraft in deinem grobschlächtigen Körper steckt.« Er legte den Kopf in den Nacken und suchte nach dem Mann in der Wand.
    Gelächter ertönte. »Er hält Ausschau nach Jesus.«
    Schnelle Schritte. Ein Stiefel trat ihm ins Gesicht. Er spürte, wie ein Backenzahn zerschmettert wurde.
    »Hilfe!«, schrie er. »Hilf mir, Tschi-sus!«
    Die Grobiane taumelten mit offenem Mund und großen Augen zurück.
    Ein Tag und eine Nacht. Der Zahn war ein Quell ständigen Schmerzes.
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    Skinnies kamen in die Zelle. Joshua kroch in seine Ecke und erwartete die üblichen Schläge.
    Doch diesmal wurde ein Netz über ihn geworfen. Er sträubte sich nicht. Er wurde an Händen und Armen, Füßen und Beinen gefesselt, und dann wurden die Beine an den Rücken gezogen und mit der Taille verschnürt.
    Dann wurde er im Netz aus der Zelle geschleppt.
    Er gelangte in eine lange, schmale Höhle. Es gab kein Tageslicht, aber es brannten Feuer in Löchern in der Wand. Er sah nur den Boden, die Wände und die flackernden Schatten seiner Peiniger.
    Sie trugen ihn so, dass er mit den lädierten

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