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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Manekato.«
    Die Eiferer kehrten zum Berg aus Ham-Leichen zurück. Sie schnitten ihnen die Ohren und Hände ab, vielleicht als Trophäen.
    Aber sie bewegten sich dabei mit der typischen Trägheit, wie fahle Würmer in der Dunkelheit.
    Joshua:
    Joshua lag auf dem verdreckten Boden seiner Zelle.
    Man hatte schon seit Tagen nicht mehr nach ihm geschaut. Das war schlimmer als alle Schläge. Niemand kümmerte sich um ihn.
    Die Leute von der Grauen Erde waren nie freiwillig allein. Sie verbrachten das ganze Leben in den eng verbundenen Gemeinschaften, waren Tag und Nacht von denselben Gesichtern umgeben und erlebten als einzige Veränderung den langsamen Zyklus von Geburt und Tod. Manche Frauen entfernten sich ihr Lebtag nicht mehr als ein paar hundert Schritt vom Ort ihrer Geburt.
    Jagdtrupps, die auf der Suche nach Großwild weiträumig ausschwärmten, vermischten sich auch nicht mit anderen Gruppen von Hominiden – nicht einmal mit anderen Hams. Fremde waren wie Gesichter in einem Traum, fern und unwirklich.
    Er versuchte sich die Hütte vorzustellen, die Leute, wie sie ihren Verrichtungen nachgingen. Er versuchte, sich an die Gesichter von Abel, Saul, Mary, Ruth und den anderen zu erinnern. Das Leben der Leute ging weiter, auch wenn sie ihn aus den Augen verloren hatten – genauso wie das Leben nach Jacobs Tod weitergegangen war, im endlosen Wechsel von Tag und Nacht, von Essen und Schlafen und Kopulation, von Geburt und Liebe und Tod.
466
    Jacob war tot. War Joshua auch tot?
    Von den anderen isoliert, war Joshua nicht einmal bei vollem Bewusstsein. Im ständigen Wechsel von Hell und Dunkel hatte er das Gefühl, sich aufzulösen. Er war die Wände, der dreckige Boden, der Flecken Tageslicht im Dach.
    … Und doch war er nicht allein, denn da waren Leute in den Wänden.
    Er sah schwache Kratzer, die vielleicht mit Fingernägeln oder Steinen in die Wände geritzt worden waren. Ein paar von ihnen waren schon so alt, dass sie schmutzverkrustet und nur mit den Fingerspitzen zu ertasten waren. Vielleicht stammten sie von Skinnies oder Nussknacker-Leuten, Elfen oder Läufern. Aber nicht von Hams, denn kein Ham machte solche Zeichen.
    Kratzer an der Wand. Muster, die die Phantasie anregten. Rechtecke und Kreise und Linien, die sich danach sehnten, mit ihm zu sprechen.
    Er war in einer Höhle. Aber es war keine Höhle, denn die Wände bestanden aus Steinen, die aufeinander gestapelt waren. Manchmal bauten die Leute Wälle, Linien aus lose aufgehäuften Steinen, um die kleinen Tiere fernzuhalten, die nachts auf Raubzüge gingen.
    Joshua wusste, was eine Mauer war. Aber diese Mauern ragten hoch empor, hoch über Joshuas Kopf – zu hoch, als dass er sie zu erreichen vermocht hätte.
    Und da war auch ein Dach aus Steinen, das sich über seinem Kopf wölbte. Als er zum ersten Mal hier aufwachte, war er erschrocken und hatte geglaubt, ein Himmel voller Steine würde ihm auf den Kopf fallen. Aber das Dach fiel nicht auf ihn. Er entspannte sich und vermochte sogar aufzustehen – obwohl er jedes Mal, wenn er aus dem Schlaf erwachte, das Dach vergessen hatte.
    Dann wimmerte er furchtsam und rollte sich in einer Ecke der Zelle zusammen.
467
    Das einzige Licht fiel durch ein Loch im Dach. Er sah die Tage durch dieses Loch kommen und gehen, den Wechsel von Tag und Nacht. Er lag auf dem Rücken und starrte auf den kleinen Lichtkreis. Doch wenn es regnete, strömte das Wasser durchs Loch, und er kauerte sich zitternd in einer Ecke zusammen.
    Manchmal erschien ein Gesicht im Loch, das Gesicht eines Skinny. Dann warf er etwas zu ihm herunter. Manchmal war es Essen, das er vom Boden aufsammelte. Das Essen war schlecht: Gemüse-strünke, Obstschalen oder Fleischfetzen, die zum Teil schon vorgekaut und mit dem Speichel von Skinnies gesäuert waren. Aber er verschlang es trotzdem, denn er hatte ständig Hunger.
    Manchmal überschütteten sie ihn auch mit Wasser – hauptsächlich stinkendem Brackwasser –, so dass er völlig durchnässt wurde.
    Es floss in einem Loch in der Mitte des schwarzen Bodens ab und schwemmte seine Fäkalien mit. Wenn das Wasser kam, stellte er sich mit offenem Mund und offenen Händen darunter und fing möglichst viel davon auf. Und wenn der Schwall dann versiegt war, kratzte er auf dem dreckigen Boden und versuchte das restliche Wasser zu sammeln. Er leckte den Boden sogar ab.
    Manchmal warfen die Skinnies aber auch nur ihre eigenen Exkremente herunter oder pissten ins Loch, wobei sie ihn zu treffen versuchten,

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