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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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öffnete den Mund. Speichel und Blut quollen zwischen zer-schlagenen Zähnen hervor, und er stöhnte laut.
    Die Frauen und Kinder ignorierten ihn.
    Der Große Boss zog die Beine unter den Körper. Dann kroch er mit einem nachgeschleiften Bein und einem baumelnden Arm auf die Bäume zu. Zweimal blieb er liegen. Zweimal rappelte er sich wieder auf und schleppte sich weiter. Wo er gelegen hatte, hatte das Blut den Boden getränkt und rot gefärbt. Und auf seinem Weg hinterließ er eine Spur aus klebrigem Blut, Speichel und Schleim wie eine große Schnecke.
    Als er einen Baum erreichte, verrenkte er sich so, dass er mit dem Rücken die Baumrinde berührte und sackte zusammen.
    Für eine lange Zeit regte er sich nicht. Die Sonne, die immer wieder von Wolken überlagert wurde, zog am Himmel ihre Bahn.
    Schatten glaubte, der Große Boss sei tot.
    Doch dann bewegte er sich wieder. Er stützte sich am Baum ab und richtete sich auf. Er hob den noch funktionsfähigen Arm und griff nach einem tief hängenden Ast. Er knurrte vor Schmerzen.
    Er legte den Oberkörper über den Ast und fiel keuchend nach vorn. Für eine lange Zeit klammerte er sich reglos an den Ast.
    Dann machte er weiter und zog sich mühsam von Ast zu Ast, immer höher in den Baum hinauf.
    Schließlich erreichte er einen sicheren Punkt. Mit den Beinen umklammerte er den sich verjüngenden Stamm und riss in grimmiger Entschlossenheit Äste ab. Von Stauden gelber Früchte umgeben ließ er sich in sein Nest fallen, das letzte, das er je bauen wür-de.
    Die Frauen am Boden riefen mit kurzatmigen Rufen sich gegenseitig und ihre Kinder zusammen. Dann kletterten die Frauen auf 186
    die Bäume, wobei die kleinen Kinder sich an Rücken oder Brust der Mutter klammerten. Schatten folgte in gebührendem Abstand.
    Bald sah sie die Frauen in den Nestern, als kompakte Schatten hoch in den Bäumen und als Silhouetten vorm sich verdunkeln-den Pink des Himmels. Hier und da waren Gliedmaßen ausgestreckt, kämmten Finger einen Pelz oder streichelten ein Gesicht.
    Schatten schaute zum Nest vom Großen Boss hinauf. Ein Fuß baumelte in der Luft, und die Zehen krümmten und öffneten sich im Wechsel. Bis ein neuer Führer sich etablierte, herrschte Chaos in der Hierarchie. Die kommenden Tage wären für alle eine Belastung und Versuchung zugleich.
    Als das letzte Licht am Himmel erlosch, kehrten die Männer zu-rück und schwärmten um die Bäume aus. Sie lagen sich noch immer in den Haaren, kreischten und prügelten sich. Ein paar kletterten auf die Bäume und belästigten die Frauen und Kinder. Sie zerstörten die Nester und jagten sie durch die Bäume. Die Frauen wehrten sich, so gut es ging.
    Nun erklommen zwei Männer den Baum von Schatten, schauten zu ihr hinauf, flüsterten und fletschten die weißen Zähne. Schatten roch das Blut an ihrem Fell.
    Schatten verspürte einen Widerstreit der Gefühle: Die Furcht vorm dunklen Unbekannten, die Angst vor weiterer Bestrafung durch die Leute und einen kühlen Drang, das Ding in ihrem Bauch zu beschützen. Schließlich erreichten die Kräfte einen Gleichgewichtszustand.
    Sie verließ das Nest. So leise wie möglich und begleitet von den schwachen Tritten des Kinds in ihrem Bauch wechselte sie von diesem Baum auf den nächsten, und dann wieder auf den nächsten.
    Sie tauchte allein in der Dunkelheit des Walds unter. Bald verhallten die Geräusche der sich streitenden und zankenden Leute hinter ihr.
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Feuer:
    Hier ist Feuer. Hier sind seine Beine, die gehen. Hier ist er, wie er die Finger verschränkt hat und die Glut und die Asche trägt.
    Die Sonne ist heiß. Er liegt auf dem Boden. Seine Augen sehen Lichtsplitter und Steins Füße vor dem Kopf, der Brust und dem Bauch. Wieder einmal hat Stein ihn von Graben verscheucht.
    Feuer will nicht hier sein. Aber es ist Feuer, der die Glut hält, nicht seine Hände. Feuer muss hier sein und machen, dass die Hände die heiße Glut halten.
    Der Himmel wird dunkel. Die Luft wird kalt. Feuer schaut auf.
    Der Himmel ist mit Wolken verhangen.
    Etwas fällt vor Feuer herab. Es ist eine Flocke. Sie ist weiß und weich. Es sind viele Flocken, die langsam überall um ihn herunter-fallen.
    Eine Flocke fällt auf seine Brust. Eine andere auf die Schulter.
    Die Haut spürt sie nicht. Mehr Flocken fallen um ihn herum auf den Boden. Die Füße hinterlassen eine Spur in der sich ver-dickenden grauen Schicht. Er bleibt stehen. Er schaut auf die Spur zurück. Er lacht. Er geht in der Spur zurück, die er

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