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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich vom Sessel zu erheben.
    Emmas Schwester Joan, die etwas jünger war als sie, hatte vier Kinder allein großgezogen und immer einen erschöpften Eindruck gemacht, wenn Malenfant ihr begegnet war. Doch nun waren die Kinder alle im Teenager-Alter und erstaunlich gut erzogen, wie es Malenfant schien.
    Der Priester las die Messe für die Familie in einem engen Zimmer.
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    Der von der Wüstensonne braungebrannte Malenfant fühlte sich im Zivilanzug so deplatziert wie ein Schraubenschlüssel im Näh-kasten. Aber er ließ die Zeremonie über sich ergehen und nahm mit den anderen am Abendmahl teil. Er versuchte einen Sinn und Trost in den Worten des jungen Priesters zu finden, im Spiel des Lichts auf dem Priesterornat, in den kleinen Kelchen und dem rubinroten Wein.
    Der Priester hatte Joans zwei älteste Söhne gebeten, ihm als Messdiener zur Verfügung zu stehen. Sie machten das auch ganz gut, nur dass der kleinere Junge beim Abendmahl die Schale umkippte und die Hostien auf den Teppich segelten. Im Hintergrund wurde die Vorbereitung des BDB auf einer Softscreen live übertragen. Es gab viele Unterbrechungen. Malenfant versuchte, nicht die ganze Zeit hinzuschauen.
    Als er fertig war, packte der Priester zusammen und ging mit dem Versprechen nach Hause, sich während der Mission zu mel-den.
    Joan brachte Malenfant ein Bier. »Ich glaube, das schulden wir dir.«
    »Und du hast uns heute deine Anwesenheit hier geschuldet«, nörgelte Blanche.
    »Das bestreite ich auch nicht, Blanche.«
    Malenfant versuchte, ihnen Einzelheiten der Mission zu erklären – den Countdown, den Start, das Flugprofil. Joan hörte höflich zu.
    Die Kinder schienen zuerst interessiert, doch dann verloren sie die Konzentration.
    Schließlich war Malenfant mit Blanche allein.
    Sie schaute ihn scheel an. »Du wärst überall lieber als hier, was?«
    »Entweder das, oder ich bekomme noch ein Bier.«
    Sie lachte, erhob sich steif aus dem Sessel und brachte ihm zu seinem gelinden Erstaunen noch eine Dose.
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    »Ich weiß, dass du dich bemühst«, sagte sie. »Aber du hast einfach keine Muße für Religion, stimmt's? Für dich sind wir alle nur Ameisen auf einem Baumstamm, nicht wahr?«
    Er zuckte bei diesen allzu vertrauten Worten zusammen. »Ich glaube, meine Erkenntnisse haben sich in letzter Zeit eher spärlich vermehrt.«
    Sie beugte sich vor. »Wieso willst du zum Roten Mond fliegen?
    Geht es dir wirklich darum, meine Tochter zu finden – oder nur um den Ruhm? Um dir zu beweisen, dass du noch nicht zum alten Eisen gehörst? Ich kenne euch Flieger-Jungs doch. Du hast hier niemanden, stimmt's? Niemanden außer Emma. Also fällt der Abschied dir leicht.«
    »Das sagt die Vizepräsidentin auch.«
    »Es interessiert mich nicht, wer das sonst noch sagt. Was sagst du?«
    »Blanche, ich werde wegen Emma dorthin fliegen. Das ist mein voller Ernst.«
    Plötzlich beugte sie sich nach vorn und packte seine Hand.
    »Wieso?«
    »Blanche, ich …«
    »Du hast sie zerstört. Du hast in dem Moment damit angefangen, als du ein Auge auf sie geworfen hattest. Ich erinnere mich noch, was du immer gesagt hast. Du backst die Kuchen, ich fliege die Flugzeuge. Vom ersten Augenblick eurer Bekanntschaft an musste sie Opfer bringen. Das war die ganze Logik eurer Beziehung. Und am Ende hast du diese Logik auf die Spitze getrieben. Du hast sie getötet. Und nun willst du dich selbst töten, weil du mit dieser Schuld nicht leben kannst. Sieh mir in die Augen, verdammt, und sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    Zum ersten Mal, seitdem es geschehen war, dachte er an diese letzten Momente in der T-38 zurück, das Drama unter der heißen Sonne. Er erinnerte sich an den Moment, wo er imstande gewesen 182
    wäre, die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen, an dieses Gefühl des Überschwangs, als das mächtige verhängnisvolle Rad sich näherte.
    Er fand keine Worte. Ihre wässrigen Augen waren wie Such-scheinwerfer.
    »Ich weiß es nicht, Blanche«, sagte er aufrichtig. »Vielleicht ist es wirklich meinetwegen. Ohne sie bin ich einsam. Das ist alles.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Jeder Mensch, den ich kenne, ist einsam. Ich weiß nicht wieso, aber es ist so. Kinder sind ein Trost.
    Du wolltest nie Kinder mit Emma haben, nicht wahr?«
    »Ganz so einfach ist es nicht.«
    »Religion ist ein Trost bei Einsamkeit. Aber die hast du auch abgelehnt, weil wir schließlich nur Ameisen auf einem Baumstamm sind.«
    »Blanche – ich weiß nicht, was du von mir hören willst. Es tut mir

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