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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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NASA-Embleme an der Hülle leuchteten hell. Um die mit Flüssigbrennstoff gefüllten Haupt-tanks waberten Dampfwolken. Behelmte Techniker, NASA-und Firmen-Beauftragte wuselten inmitten von kreuzenden Elektrofahr-zeugen an der Basis des Boosters umher, wobei sie ohne Zweifel gegen ein Dutzend Sicherheitsbestimmungen verstießen. Diese Szene vermittelte einen Eindruck der Zielstrebigkeit, der Kompetenz und der Leistung.
    Malenfant betrat einen Aufzug und drückte den Knopf für den Mannschaftsbereich des Betriebsgebäudes in einer Höhe von ungefähr hundert Metern. Er wurde von einem Techniker begleitet, einem ›Rampenaffen‹ in einer Reinraum-Montur mit einem weißen Overall, Latexhandschuhen und einem großen Plastikhelm. Malenfant kannte den Mann bereits, und sie nickten sich grinsend zu; er war ein ergrauter Veteran, den die NASA längst entlassen, für dieses Projekt aber wieder angeheuert hatte.
    Sie stiegen im scheppernden und schwankenden Stahlkäfig senkrecht in die Höhe. Am Käfig zogen in schneller Folge Stahlträger, Kabel und Arbeitsplattformen vorbei, die nun fast alle verlassen waren. Und dahinter war die glatte Hülle des schlanken Haupt-178
    tanks. Sie war an den Stellen vereist, wo die kryogenen Brennstoffe die Feuchtigkeit aus der Nachtluft gezogen hatten. Es war eine so gewaltige kalte Masse, dass Malenfant förmlich spürte, wie ihm die Wärme aus dem Leib gezogen wurde – als ob er auch ein Tautrop-fen wäre, der gleich an dieser glitzernden Hülle haften würde.
    Der Aufzug blieb stehen. Er trat hinaus, wandte sich nach rechts und ging über den Zugangsausleger-Steg. Der Steg war nur eine schmale Schiene, die den Abgrund zwischen dem rostigen Startturm und der Hülle des Boosters überbrückte. Vom Meer wehte eine salzige Brise herüber, und der Steg knarrte und schwankte, als ob der Startturm auf Federn gelagert wäre. Er hielt sich am Geländer fest. Durch den Maschendrahtzaun sah er die Lichter des Stützpunkts, die als Rechtecke und gerade Linien über den dunklen Boden verteilt waren, sowie die trüben Lichter der landeinwärts gelegenen Orte. Die Küste war natürlich schwarz, denn die Flut hatte sämtliche Spuren der Besiedlung gelöscht.
    Dies war ein geräuschvoller Ort. Der Wind vom Pazifik wehte stöhnend durch den Komplex, und die dicken Brennstoff-Röhren ächzten und knackten, während die superkalten Flüssigkeiten durch sie hindurchrauschten. Brennstoff und Wind: Das war eine Geräuschkulisse elementarer Kräfte, und ihm sträubten sich die Nackenhaare.
    Er erreichte das Ende des Stegs. Er ging durch den weißen Raum, die enge Kabine, in der er vor dem Start ein letztes Mal kontrolliert werden würde, und dann schaute er auf die stromlinienförmige Verkleidung, die die Mondlandefähre beim Start schützen würde. Da war eine Öffnung in die Verkleidung gefräst.
    Eine kurze hölzerne Leiter führte zur Luke hinauf. Inmitten dieser metallischen High-Tech-Umgebung mutete sie richtig rustikal an.
    Von hier aus vermochte er in die Kabine der Landefähre zu schauen: Sie war klein, mit Vorräten angefüllt und mit zwei nebeneinander stehenden Liegen aus Metallrahmen und Baumwollbezü-
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    gen eingerichtet. Beleuchtet wurde die Kabine von einem gedämpften Grünlicht. Auf den Instrumentenkonsolen an den Wänden glühten Softscreen-und LED-Anzeigen. Es war wie der Blick in ei-ne kleine Höhle, sagte er sich, in eine mit Juwelen verkrustete Unterwasser-Höhle.
    Malenfant hatte das alles schon einmal erlebt. Jedes Weltraum-projekt wurde im Lauf der Entwicklung so kompliziert und komplex, dass es das Begriffsvermögen eines einzelnen Menschen überstieg. Aus der Perspektive eines Astronauten strebte dieses wuchernde Gewirr jedoch einem Maximum entgegen, bis an einem gewissen Punkt – während der Booster langsam Gestalt annahm und der Starttag näher rückte – die ganze Sache sich plötzlich ver-einfachte und überschaubar wurde.
    Am Ende, sagte er sich, reduziert jede Mission sich darauf, dass Menschen ins Maul eines Monsters steigen und von der Erde katapultiert werden. Und allen Technikern und Managern, Geldge-bern, Jubelpropagandisten und Bürokraten der Welt bleibt nichts anderes übrig, als zuzuschauen.
    Emmas Mutter und die Familie ihrer Schwester wohnten in Apartments auf der Luftwaffenbasis. Sie hatten Malenfant zur Messe eingeladen, die vom Standortgeistlichen gelesen wurde.
    Blanche Stoney, die Mutter, war ein siebzig Jahre alter Drachen.
    Sie gab Malenfant die Hand, ohne

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