Das Multiversum 3 Ursprung
Speer abge-hen.
Er lässt den Speer fallen. Er geht zurück durch die Höhle, dem Schein des Feuers und dem grauen Tageslicht entgegen.
Leute haben sich ums Feuer versammelt. Ein paar Kinder schlafen. Eine Frau sitzt auf dem Schoß einer anderen und spielt zärtlich mit ihren Brüsten. Ein Mann und eine Frau kopulieren ge-räuschvoll.
Emma und Sally und Maxie sitzen an einer Wand. Ihre Augen schauen ins Feuer oder ins Grau dahinter.
Die Leute sind nicht hier, obwohl ihre Körper hier sind. Emma und Sally und Maxie sind hier. Sie sind immer hier.
Feuers warmer und trockener Körper will sich mit Graben paa-ren. Sein Glied versteift sich schnell. Er hält Ausschau nach Graben.
Graben liegt unter Stein auf dem Boden. Er stößt sie heftig. Ihre Augen sind geschlossen.
Feuer findet einen Stein auf dem Boden. Die Faust schließt sich um den Stein und hebt ihn über Steins Kopf.
Feuer denkt an Steins Zorn, seine Fäuste und Füße.
Er lässt den Stein fallen.
Er geht aus der Höhle zum Fluss.
Der Regen ist nicht mehr so stark. Er macht kleine graue Gruben in die Oberfläche des Wassers, das kommt und geht, kommt und geht. Er betrachtet die Grübchen.
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Für eine Weile ist er nicht da. Da ist nur sein Körper, nur das Wasser um seine Füße, der Regen auf seinem Kopf, die Grübchen im Wasser.
Er hockt sich hin. Das Wasser ist von einem trüben, lehmigen Braun. Seine Augen sehen keine Fische. Aber das Wasser bildet hier Strudel. Und er sieht Blasen, die an der Wasseroberfläche plat-zen.
Er steckt die Hände ins Wasser. Seine Hand mag das Wasser. Es ist kalt und beruhigt die vernarbten Hände. Er wartet, während er auf dem Grund kniet, die Hände im Wasser hat und die letzten Regentropfen ihm auf den Rücken platschen.
Er ist nicht da.
Etwas Kaltes und Weiches streift die Hände.
Die Hände packen zu und heben an. Ein silberner, sich windender Fisch fliegt über seinen Kopf. Die Ohren hören ihn mit einem dumpfen Geräusch im Gras hinter sich landen.
Er steckt die Hände wieder ins Wasser.
Er ist nicht da.
Reid Malenfant:
Also war Malenfant wieder im Weltraum, ob zum Guten oder zum Schlechten, und flog mit dem Hintern voran zum Mond – das heißt zu einem Mond. Nemoto und Malenfant saßen aufrecht und nebeneinander in einer abgerundeten Nische an der Rückseite der sargartigen und engen, mit Ausrüstung vollgestopften Kapsel.
Sie waren in die schweren signalorangefarbenen Start-und Eintritts-Anzüge gezwängt, und ein Gestank nach feuchten Regenmän-teln aus Gummi erfüllte die Luft.
Malenfant schaute durchs winzige, verschrammte und ölver-schmierte gläserne Rechteck vorm Gesicht und versuchte etwas 192
vom Universum zu erkennen, in das er geworfen worden war. Er verspürte kein Gefühl des Raums und der Weite. Umgeben vom gruftartigen Ticken und Surren von Lüftern und Pumpen und eingehüllt vom Gestank nach Gummi und Metall hatte er beim Blick aus diesem kleinen Fenster eher das Gefühl, in einem Mini-U-Boot eingesperrt zu sein.
… Doch nun wanderte die Erde ins Blickfeld.
Aus der Station im niedrigen Orbit hatte Malenfant die Erde immer als gewaltig empfunden, als riesiges glühendes Dach oder Boden seiner Welt. Vor der allgegenwärtigen Erde hatte die Station nichtig und klein gewirkt. Doch nun fiel die Erde zurück. Zuerst wanderte ein präzise gekrümmter Horizont ins Fenster, der sich immer weiter verlängerte, bis er bald die ganze Erde sah, die wie eine Christbaumkugel in der samtigen Schwärze hing. Blaue Flecken zeichneten sich unter den weißen Wolkenwirbeln ab, dazu die vertrauten Konturen der Kontinente. Malenfant erkannte Florida, Afrika, Gibraltar und einen Großteil von Südamerika. Mit einem Blick überflog er den Atlantischen Ozean. Der Planet änderte langsam die Position und wanderte vom oberen Fensterrand zum unteren, so dass er den Hals recken musste, um noch etwas zu erkennen. Sogar von hier aus sah er den Schaden, den die Flut ange-richtet hatte: Rauch stand über einem Dutzend Küstenstädten, und er sah den kalten Schimmer weißer Gischt, wo wuchtige Wellen gegen das Land brandeten.
Zu Malenfants Erleichterung war der Start ohne Probleme erfolgt.
Er hatte auf der Liege gelegen und das Knacken der Tanks ge-hört, als sie mit kryogenem Treibstoff beschickt wurden, das Brüllen der Brennstoffe wie eine entfernte Lokomotive, das Wimmern der Pumpen, das wasserfallartige Rauschen der großen Sprühflut-anlagen der Rampe – und dann das explosive Aufbrüllen der
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