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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Triebwerke. Und er vermochte an nichts anderes zu denken als 193
    daran, dass diese BDB-Stufenrakete, auf der er saß, keinen einzigen Testflug absolviert hatte – dazu war keine Zeit gewesen.
    Trotzdem waren sie von der Rampe weggekommen. Anfangs war die Beschleunigung noch schwach gewesen. Aber als die Triebwerke dann geschwenkt wurden, um den Schub zu vektorieren, waren die beiden Astronauten auf der Spitze der Trägerrakete durchgeschüttelt worden wie Ameisen, die an der Spitze einer Autoanten-ne saßen.
    Dann hatten sie die Belastung aushalten müssen, als zuerst die Feststoff-Booster und anschließend das Haupttriebwerks-Bündel ausgesetzt hatten. Malenfant war im Gurtzeug nach vorn geschleudert worden und mit dem behelmten Kopf gegen das runde Schott vor ihm geknallt. Nach einem Moment der Schwerelosigkeit, wobei ihm fast das Herz stehen geblieben wäre, hatte die zweite Stufe gezündet und ihn wieder auf die Liege gepresst.
    Das Feuern der zweiten Stufe schien kein Ende nehmen zu wollen – sechs, sieben, acht Minuten, während das Raumschiff durch die Verbrennung des Brennstoffs immer leichter wurde und die Geschwindigkeit sich erhöhte. Im Gegensatz zu Apollo kamen Malenfant und Nemoto aber nicht in den Genuss einiger Erdumkrei-sungen, um die Systeme durchzuprüfen; mit dem letzten ›Atemzug‹ hatte der BDB sie nämlich auf eine durchgehende Direktaufstiegs-Trajektorie aus der Gravitationsquelle der Erde gebracht.
    Nur zehn Minuten nach dem Start von Vandenberg setzte auch die zweite Stufe aus. Malenfant und Nemoto hatten gehört, wie die ausgebrannte Stufe klirrend von der Landefähre getrennt und das kleine Schiff unter dem lauten Zischen der im Bug montierten Steuertriebwerke so gedreht wurde, dass es mit der Nase auf die Erde wies – es waren erst zehn Minuten vergangen, und schon war Malenfant unwiderruflich zum Mond unterwegs.
    Die Erde schrumpfte immer noch.
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    »Da geht sie dahin«, murmelte er. »Ich komme mir so vor, als ob ich im Auto in einen langen, dunklen Tunnel einfahren wür-de …«
    Dann wurde er sich bewusst, dass Nemoto kein einziges Wort gesagt hatte, seit die ›Rampen-Ratten‹ sie auf die Liegen geschnallt hatten. Als sie die Erde zurückfallen sahen, spürte er, wie ihre kleine Hand sich in die seine stahl.
    Und dann wurden sie aktiv. Sie arbeiteten sich von Konsole zu Konsole, betätigten Schalter und kontrollierten Skalen, arbeiteten sich durch die ›Post-Insertion‹*-Checkliste und konfigurierten die Software, mit der die Lebenserhaltungs-Systeme des Schiffs betrieben wurden. Notwendige Arbeiten, ohne die sie keine Stunde überlebt hätten.
    Ob neuer Mond oder alter, der Erdtrabant umkreiste den Mutter-planeten noch immer im gleichen Abstand, so dass sie für den Flug dorthin nach wie vor drei Tage brauchen würden. Weil sie aber rückwärts flogen, würden sie den Roten Mond erst dann sehen, wenn sie dort angekommen waren.
    In den ersten paar Stunden folgte die abgetrennte zweite BDB-Stufe ihnen noch auf einer unabhängigen Flugbahn. Sie sollte am Mond vorbeifliegen und im interplanetaren Raum verschwinden.
    Die Stufe war ein kompakter Zylinder, der im grellen Sonnenlicht leuchtete. Malenfant sah deutlich die Befestigungsmechanismen an der Oberseite und dass die dünne Hülle beim Start gestaucht worden war. Sie blies an ein paar Stellen unverbrannten Brennstoff aus. Durch den Schub der Brennstofföffnungen taumelte sie wie ein Rasensprenger und wurde in eine Wolke gefrorener Brennstoff-tropfen gehüllt, die wie Sterne funkelten.
    *
    Weiteres Vorgehen nach dem Eintauchen in eine Umlaufbahn - Anm. d.
    Übers.
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    Der leicht modifizierte Pfad der Stufe brachte sie näher an die Landefähre heran, als es Malenfant lieb war – einmal betrug der Abstand gerade noch hundert Meter. Er blieb auf der Liege ange-schnallt, beobachtete die potentielle Gefahr und prüfte diverse Optionen. Nach ein paar Stunden trieb die Stufe jedoch ab.
    Als die Landefähre allein in der Leere war, spürte Malenfant einen seltsamen Anflug von Einsamkeit, und beinahe wünschte er sich, dass die Booster-Stufe wie ein großer Metall-Wal zurückge-schwommen wäre.
    Nach sechs Stunden im All und zwölf Stunden, nachdem sie am Starttag aufgewacht waren, schnallten sie sich los.
    In Malenfant wallte ein Gefühl der Freiheit auf, als er von der Liege emporschwebte. Jedoch stieß der verräterische Magen ein warnendes Knurren aus. Sich in diesem beengten Raum zu übergeben, wäre noch katastrophaler

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